Jubiläum:Stabiles Umfeld für den Neustart

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Ambulanter Fachdienst Wohnen feiert sein zehnjähriges Bestehen

Einen runden Geburtstag feiert der Ambulante Fachdienst Wohnen Freising (AFWF). Seit zehn Jahren helfen die Mitarbeiter Menschen, die wohnungslos geworden sind oder sich durch Straffälligkeit, Sucht oder Arbeitslosigkeit in schwierigen Situationen befinden. "Oft ist Obdachlosigkeit Folge einer persönlichen Krise", sagt Ralf Horschmann, Leiter der Katholischen Männerfürsorge, dem Träger des Projekts. "Eine psychische Erkrankung, die Trennung vom Lebenspartner oder der Verlust des Arbeitsplatzes führen letztlich dazu, dass die Betroffenen den Lebensalltag nicht mehr meistern können."

Hilfe wird in Form von therapeutischen Wohngemeinschaften oder betreutem Einzelwohnen angeboten. "In erster Linie geht es darum, ein Umfeld von Stabilität und Sicherheit zu erzeugen", so Horschmann. "Vielen ist ihre Tagesstruktur verloren gegangen. Die wollen wir ihnen in Zusammenarbeit mit der Caritas zurückgeben. Dort können sie Arbeit in einem Beschäftigungsbetrieb finden, während sie von uns sozialpädagogisch betreut werden" Besonders am Anfang komme Unangenehmes auf die Menschen zu, die ihr Leben wieder in die Hand nehmen wollen: Anträge, Behördengänge, Jobcenter. "Als Ausgleich bieten wir verschiedene Freizeitaktivitäten an, das ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit", erklärt Horschmann. Es werden Ausflüge organisiert, bald soll es einen mehrtägigen Trip nach Prag geben. Anders als der Name vermuten lässt, betreut die Katholische Männerfürsorge auch Frauen. "Männer brauchen aber generell länger, um sich Hilfe zu holen", erklärt Psychologe Björn Süfke, der auf die Arbeit mit Männern spezialisiert ist. "Sei es in einer Lebenskrise oder wenn sie sich mit dem Auto verfahren haben." Seiner Meinung nach liegt das daran, dass schon von klein auf subtil vermittelt werde, Gefühle wie Angst oder Hilflosigkeit seien nicht Teil der männlichen Identität. Die Frage, ob geschlechtsspezifische Beratungsangebote nötig sind, wurde am Ende der Jubiläumsfeier in einer Podiumsdiskussion behandelt. Nadja Dobesch-Felix, Einrichtungsleiterin beim Evangelischen Beratungsdienst für Frauen, ist froh, dass es auch Programme für Männer gibt. "In der emanzipatorischen Frauenarbeit müssen wir uns ständig dafür rechtfertigen, dass wir nur mit Frauen arbeiten. Dabei brauchen insbesondere Frauen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind, ein geschütztes und männerfreies Umfeld."

© SZ vom 27.11.2017 / LUHE - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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