Josef Popp empört sich:Unsägliche Äußerungen

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Weil ein Langenbacher Gemeinderat den Tierschutzverein als "nicht so ganz koscher" bezeichnet hat, verlangt dessen Vorsitzender jetzt eine Entschuldigung. Er fürchtet auch um das Spendenaufkommen.

Von Regina Bluhme, Freising

Der Gemeinderat von Langenbach hat am Dienstag beschlossen, sich nicht finanziell an einem Tierheim für den Landkreis zu beteiligen. Das kann Joseph Popp durchaus akzeptieren. Nicht hinnehmen will der Vorsitzende des Tierschutzvereins Freising aber die Aussagen von Gemeinderat Elmar Ziegler. Der CSU-Politiker hatte in der Debatte den Finanzplan angezweifelt und erklärt, dass der Verein "nicht so ganz koscher" sei. In einem Offenen Brief wehrt sich Popp nun heftig gegen die "unsäglichen Äußerungen". Er verlangt eine Entschuldigung von Ziegler.

"Man kann ja sicher für oder gegen ein Tierheim sein, aber dann sollte man zum einen eine umfassende Ahnung von den Dingen haben, bevor man sie kritisiert, und zum anderen sollte man es lassen, die Mitglieder eines 400-köpfigen Vereins unisono zu beleidigen", schreibt Popp. Seit sieben Jahren ist Popp Vorsitzender des Tierschutzvereins und seit sieben Jahren kämpft er für ein Tierheim im Landkreis Freising. Zwölf der 24 Landkreisgemeinden haben zugestimmt, sich mit 90 Cent pro Einwohner und Jahr am Bau und Tierunterbringung zu beteiligen. Um die restlichen zwölf doch noch ins Boot zu holen, wurde ein Kompromiss-Vorschlag ausgearbeitet: 50 Cent pro Einwohner und Jahr, ohne Tierunterbringung.

Langenbach blieb am Dienstag dennoch bei seinem Nein. Eines der Argumente von Elmar Ziegler lautete in der Debatte, dass die Kosten sicher zu niedrig kalkuliert worden seien. Wie könne es denn sein, dass "der Landrat, der Oberbürgermeister von Freising und mehr als zehn weitere Bürgermeister mittlerer und größerer Gemeinden in Freising unseren Finanzplan für schlüssig halten?", entgegnet ihm Popp in dem Brief. Ziegler stelle den Vorwurf in den Raum "wir würden quasi versuchen, die Gemeinden durch Schönrechnen zu betrügen", so Popp weiter. Der Finanzplan sei von "Fachleuten (Diplombetriebswirt, Jurist und Banker)" ausgearbeitet worden.

Apropos Kosten: Der Zuschuss von 50 Cent pro Einwohner, über den die Langenbacher am Dienstag abgestimmt haben, "ist als gleichbleibender, jährlicher und nicht rückzahlbarer Solidaritätsbeitrag aller am Tierheimbau sich beteiligenden Gemeinden gedacht, der ausschließlich in die Abdeckung der Finanzierungskosten des Tierheimbaus fließt, nicht in die Betriebskosten", informiert Popp. Dann wendet er sich direkt an Ziegler: "Als Vorsitzender dieses Vereins, der seit sieben Jahren im Amt ist, verlange ich eine Entschuldigung für die öffentlich vorgetragene Aussage, unser Verein sei ,nicht ganz koscher'; bisher sei er ,lediglich durch Querelen aufgefallen'". Er könne sich in seiner gesamten Amtszeit an keine Querelen erinnern, schreibt Popp. "Erklären Sie mir das doch mal." Ob Ziegler eigentlich klar sei, dass diese Äußerungen "zu einer Verringerung unseres Spendenaufkommens führen können?"

Auch sei dem Gemeinderat wohl nicht bekannt, "dass wir seit über zehn Jahren Tiere aus der Gemeinde Langenbach aufnehmen. Auch wenn Sie es sich nicht vorstellen können, es gibt in Langenbach Menschen, die mit ihren Tieren in Not geraten und sie abgeben müssen." Erst am Vortag habe er, Popp, wieder eine Kastration für eine frei lebende Katze genehmigt, "selbstredend auf Kosten unserer Mitglieder und Spender". Popp schließt sein Schreiben an Ziegler mit den Worten: "Wenn Ihnen also der Tierschutz egal ist, wenn Sie kein Tierheim wollen, weil Tiere für Sie keinen Wert haben, dann sagen Sie es einfach, aber beschädigen Sie nicht unsere Integrität, unseren Verein und seine Mitglieder mit an Haaren herbeigezogenen falschen Aussagen".

Wie werden nun die übrigen Gemeinden entscheiden? "Aus Gesprächen bin ich mir sicher, dass 85 bis 90 Prozent der Bürgermeister für unseren Antrag sind", sagte Popp gestern auf telefonische Nachfrage der SZ. Am kommenden Montag stimmt Rudelzhausen über eine Beteiligung ab. Bürgermeister Konrad Schikaneder hält eine finanzielle Unterstützung "aus langfristiger Sicht für vernünftig". Wie die Entscheidung ausfallen werde, "das kann ich nicht sagen". Joseph Popp zeigte sich gestern am Telefon optimistisch: "Ich habe schon noch Hoffnung, dass die übrigen Gemeinden uns unterstützen werden". Kurze Pause: "Was bleibt mir anderes übrig."

© SZ vom 16.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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