Unterversorgt:In Vötting gibt's nichts mehr zu kaufen

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Im Stadtteil Vötting fehlen Einkaufsmöglichkeiten. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Freisinger Stadtteil Vötting fehlen Einkaufsmöglichkeiten. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern.

Von Clara Lipkowski, Freising

Vötting sterbe allmählich aus, findet Wolfgang Reinhardt vom Vöttinger Bürgerforum. Nachdem in den vergangenen Jahren zuerst die Metzgerei Pflügler und später ein Geschäft für Kaffee, Milch, Obst und andere Lebensmittel geschlossen hatten, sei seit diesem Samstag auch die Bäckerei Vieregg dicht, wie Reinhardt beklagt. Damit bleibt dem Stadtteil lediglich ein Friseur - Lebensmittelgeschäfte aber gibt es dann keine mehr.

Denn die Bäckerei und Konditorei Vieregg hatte neben Backwaren als letztes Geschäft auch Lebensmittel wie Obst und Gemüse im Angebot. Sie war aber nicht nur bei Studenten beliebt, die zum Einkauf nicht ins Zentrum fahren wollten: "Am Samstagmorgen um acht standen die Leute bis auf die Straße Schlange beim Vieregg", erzählt ein Vöttinger, es sei wirklich schade, dass die Traditionsbäckerei nun auch noch schließe. Wer von August an zum nächsten Supermarkt will, muss öffentliche Verkehrsmittel oder das eigene Auto nutzen. Geheingeschränkte Menschen wie Senioren mit Rollatoren stünden da vor einem Problem, sagt Wolfgang Reinhardt. Der nächste Supermarkt wäre dann nahe dem Marienplatz oder beim Bahnhof. "Damit verliert nicht nur Vötting die Anbindung an die Nahversorgung, sondern auch Hohenbachern und Sünzhausen", klagt er.

"In den nächsten zwei, drei Jahren wird da nichts entstehen", sagt Bernack

Aber auch in der Innenstadt sieht Reinhardt die Versorgung mit Lebensmitteln gefährdet. Der Freisinger Stadtrat und Referent für Stadtplanung Franz Bernack (Freisinger Mitte) hält die Kritik für gerechtfertigt. "Grundsätzlich ist es ganz richtig, dass die Nahversorgung in Vötting ein Problem ist." Dieses Defizit habe die Stadt erkannt und wolle bald loslegen, die Ortsteilentwicklung voranzutreiben. "Was genau ,bald' bedeutet, könne er aber noch nicht sagen, jedenfalls stehe das Thema auf der Agenda, genauer im Stadtentwicklungsplan.

Der sieht allerdings vor, dass dem Innenstadtgebiet keine Konkurrenz gemacht werden solle. In Ortsteile außerhalb des Zentrums sollten folglich keine Textiliengeschäfte einziehen. Läden für den Bedarf an täglichen Dingen hingegen schon, sagt auch Franz Bernack, wiegelt aber ab: "In den nächsten zwei, drei Jahren wird da nichts entstehen." Ein Supermarkt etwa werde nicht "hinplatziert", denn es sei schlicht nicht sinnvoll, jetzt einen "Schnellschuss zu fahren". Um einen Laden zu eröffnen, müsse langfristig geplant werden. In Freising herrschten zudem andere drängende Probleme, die jetzt angegangen würden, etwa, möglichst bald mehr Wohnraum zu schaffen. Die Vöttinger werden die Unterversorgung also hinnehmen müssen.

Nur ein mobiler Metzger kommt einmal in der Woche vorbei

Wolfgang Reinhardt ärgert das: "Also soll ich wohl warten, bis die Westtangente fertig ist, dann kann ich direkt zum Real ins Gewerbegebiet fahren?" Auch die Studenten in den Wohnheimen an der Giggenhauser Straße leiden unter dem Mangel an Geschäften. Zwar bewirbt das Studentenwerk die Lage der Unterkünfte auf der Internetseite noch mit "Einkaufsmöglichkeiten im Ortsteil Vötting", die sucht man aber vergeblich. "Leider ist die Situation in Vötting sehr mau", sagt Richard Haberl vom Studentenwerk.

Momentan beschränkten sich die Einkaufsmöglichkeiten auf einen mobilen Landmetzger. "Der kommt einmal in der Woche und steht vor dem Gasthaus Lerner mit einem Verkaufswagen", sagt Haberl. Ansonsten die Studenten gezwungenermaßen ins Zentrum fahren, berichtet er. Einige Studenten umgehen das Problem mit wenigen Klicks im Internet: "Viele nutzen den Heimservice der großen Supermarktketten und lassen sich die Lebensmittel am Nachmittag direkt herliefern", erzählt Haberl. Damit müssen sie auch nicht die etwa drei Kilometer bis zum nächsten Supermarkt zurücklegen.

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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