Chinesischer Kulturverein:Die Zeichen verstehen

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Beim Freisinger Kinderspaßtag im vergangenen Jahr hat der Kulturverein eine Modenschau mit traditionellen chinesischen Kleidern organisiert. (Foto: privat)

Im Freisinger Raum der Begegnung begegnen sich die asiatische und die westliche Kultur. Rund 15 chinesische Familien treffen sich hier regelmäßig. Kinder, die in Deutschland geboren wurden, sollen die Sprache ihrer Vorfahren spielerisch lernen.

Von Rebecca Seeberg, Freising

Hao Sun wurde in China geboren, kam für ihr Studium nach Deutschland, fand hier ihre große Liebe - und blieb. Obwohl sie sich mit ihrer Familie in der Stadt Freising zu Hause fühlt, hat sie ihre Wurzeln nie vergessen können, erzählt sie.

So gründete Hao Sun 2013 den Chinesischen Kulturverein und fand im Raum der Begegnung eine Heimat für die Gruppe. Die Initiative richtet sich an chinesische Familien mit Kindern, von denen oft auch ein Elternteil aus Deutschland kommt. Jeden Sonntag treffen sich mittlerweile 15 Familien in dem großräumigen Saal. Ziel ist sowohl die Integration in Deutschland als auch die Pflege ihrer chinesischen Wurzeln.

Die Erinnerungen an ihr Herkunftsland möchten die Eltern vor allem an ihre Kinder weitergeben, was unter anderem mit sonntäglichem Chinesischunterricht verbunden ist. Yarong Huang, eine Mitbegründerin des Kulturvereins, schickt ihr Kind ebenfalls dorthin: "Der Unterricht ist eher spielerisch, vor allem für die Jüngeren. In der Gruppe der Älteren gibt es natürlich auch Hausaufgaben, aber im Grunde geht es darum, dass die Kinder einen Grund haben, Chinesisch zu sprechen. Denn unter ihren Freunden und teilweise auch in ihren Familien spricht man Deutsch." Die Schriftzeichen stellen dabei eine besondere Schwierigkeit dar, sagt Hao Sun.

Die Erwachsenen tauschen sich bei den Treffen über ihre Erfahrungen in Deutschland aus und versuchen sich untereinander zu helfen, zum Beispiel bei der Wohnungssuche. Oder bei der Frage, welche Schule ihre Kinder besuchen sollen oder welchen Arzt sie empfehlen können.

"Wir haben ähnliche Probleme bei der Integration", sagt Hao Sun. Denn die chinesische und die westliche Kultur seien so unterschiedlich, dass es oft zu Missverständnissen komme. Besonders bei familiären Belangen, wie der Kindererziehung oder in der Liebe, führe das oft zu Auseinandersetzungen. "Für uns Chinesen ist das Teilen zum Beispiel ein wichtiger Liebesbeweis", erzählt Yarong Huang, "also war es für mich selbstverständlich, dass ich, wenn mir etwas gut geschmeckt hat, meinem Mann, der aus Deutschland kommt, einen Teil von meinem Essen abgegeben habe. Er dachte jedoch jahrelang, ich würde ihm das nur übrig lassen, weil es mir nicht schmeckt."

Interesse an kulturellem Austausch

Einmal in der Woche unter Chinesen zu sein, sei einfach schön, schwärmen Hao Sun und Yarong Huang. Doch sei es auf keinen Fall Zweck des Kulturvereins, sich in Deutschland zu isolieren. Der Verein sei vor allem am kulturellen Austausch interessiert, betont Sun. Dieses Anliegen hat die Gruppe durch eine vom Freisinger Kulturfonds unterstützte Schenkung von 300 Büchern an die Freisinger Stadtbibliothek unterstrichen.

Es handelt sich vor allem um Kinderbücher, Bücher über die Deutsche Grammatik oder Bücher über die europäische und deutsche Kultur. Für Interessierte bietet der Kulturverein außerdem Kurse in Kalligraphie, in der traditionellen chinesischen Teezeremonie oder im Kochen an.

"Wir arbeiten außerdem mit einigen anderen Organisationen zusammen, mit der Chinesischen Botschaft, dem Münchner Konfuzius Institut oder dem Freisinger Kulturamt. Beim Freisinger Kinderspaßtag haben wir im vergangenen Jahr eine Modenschau mit traditionellen chinesischen Kleidern organisiert", sagt Yarong Huang, "mit solchen Aktionen wollen wir uns mit unserer chinesischen Kultur in Freising integrieren und unseren Kindern zeigen, dass sie stolz auf unsere Wurzeln sein können."

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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