Interkulturell und generationsübergreifend:Utopie einer besseren Welt

Lesezeit: 2 min

Maria Kiess hat den Kindern beim Kunstprojekt im Kardinal-Döpfner-Haus geholfen, ihre Bilder umzusetzen. (Foto: Marco Einfeldt)

Kunstprojekt im Kardinal-Döpfner-Haus zeigt unter anderem, wie sich Kinder ein glückliches Zusammenleben vorstellen

Von Gudrun Regelein, Freising

Sonja hat eine große Eiswaffel gemalt. Für sie ist eine Welt, in der es allen gut geht, eine, in der man so viel Eis essen darf, wie man mag. Bei Tims Bild fliegt ein Strichmännchen zwischen Wolken. Er wolle das Gefühl, sich frei zu fühlen, darstellen, erklärt der Junge. Statt Unterricht zu haben, sind die Zweitklässler der Grundschule St. Lantpert am Mittwoch ins Kardinal-Döpfner-Haus gekommen, um an einem interkulturellen, generationsübergreifenden Kunstprojekt teilzunehmen.

Eifrig wuseln sie im zur Druckwerkstatt umgestalteten altehrwürdigen Kapitelsaal herum, stellen der Künstlerin Maria Kiess, die den Workshop leitet, viele neugierige Fragen. "Die sind alle sehr motiviert", lobt diese - auch wenn es nicht leicht sei, ein Bild oder Kunstwerk in so kurzer Zeit umzusetzen. Die fertigen Werke liegen säuberlich auf dem Boden aufgereiht, die Visionen eines glücklichen Zusammenlebens fallen ganz unterschiedlich aus. Ein Mädchen hat als Motiv ein großes Herz gewählt, weil sie "an Liebe gedacht hat".

"Berg und Tal kommen nicht zusammen, aber Menschen" lautet der Titel des Kunstprojekts auf dem Domberg, Veranstalter ist der Freisinger Verein Marafiki wa Afrika, der mit seiner Idee im Bildungszentrum sehr offen aufgenommen wurde. "Ein Traum für uns", lobt Zweite Vorsitzende Christine Albrecht. Sie ist zugleich die Lehrerin der Zweitklässler und findet es an diesem Vormittag "sehr spannend zu sehen, welche Kreativität die Kinder außerhalb des Schulgebäudes entfalten". Bei ihren Schüler seien die Antworten auf die Frage, wie diese perfekte Welt aussehe, um die es bei diesem Workshop geht, zwar häufig noch sehr ich-bezogen, aber dennoch ganz unterschiedlich: "Dort gibt es keine Schule", oder "dort müsste immer Volksfest sein", aber auch "dort sollen alle gesund sein" zählt Christine Albrecht auf.

Für vier Tage verwandelte sich das Kardinal-Döpfner-Haus in einen Kreativraum: Vorschul- und Kindergartenkinder, Schüler, Menschen mit Behinderung, Flüchtlinge und offene Gruppen waren geladen, nach einem thematischen Impuls ihre Vision künstlerisch auszudrücken. Ein Teil der Kunstwerke - Bilder, Zeichnungen und Drucke - sind im Raum der Utopie zusammengeführt. Dort hängt auch die Zeichnung eines jungen Flüchtlings aus Afghanistan: Eine große Kerze in den Farben schwarz-rot-gold mit einer Flamme in Herzform, daneben ein in den Nationalfarben Afghanistans gemalter Schmetterling, der hin zu dem Licht fliegt. "Wenn ich denke, denk ich an Friede" steht daneben.

"Wir sehen es auch als unseren Auftrag, an der Utopie einer besseren Welt mitzuarbeiten", sagt Magdalena Falkenhahn, Referentin für kulturelle Bildung im Kardinal-Döpfner-Haus. Auch deshalb habe das Bildungszentrum zugesagt, das Projekt, bei dem es darum gehe, verschiedenste Menschen über die Kunst zusammenzubringen, zu unterstützen. "Bildung soll ganzheitlich gestaltet sein, die Menschen befähigen, an einer friedlichen, gemeinsamen Welt zu bauen."

"Berg und Tal kommen nicht zusammen, aber Menschen" ist auch das Motto von Marafiki wa Afrika. Der Dresdner Künstler und Vereinsmitglied Marian Kretschmer gestaltete in Tansania die Wand einer dort aufgebauten Schule künstlerisch - diese Idee der Verständigung ohne Worte über die Kunst wollte man in Deutschland weiterführen.

Bei einer Abschlussfeier im Kardinal-Döpfner-Haus am heutigen Donnerstag ist ein Teil der Werke ausgestellt. Interessierte Freisinger sind zu der Veranstaltung (Beginn 17 Uhr) eingeladen.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: