Im Wahlkampfmodus:"Wir sind die Opposition"

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(Foto: Marco Einfeldt)

Der AfD-Kreisverband Freising-Pfaffenhofen wählt Bernhard Kranich und Tobias Teich zu Kandidaten für die Landtagswahl

Von Clara Lipkowski, Fahhrenzhausen

Ähnlich wie die CSU derzeit bemüht ist, sich von der AfD abzugrenzen, verteidigt der AfD-Politiker Bernhard Kranich seine Partei gegen die Christsozialen. Die CSU maße sich in Sachen Abschiebungen und bei der dritten Startbahn an, eine eigene Opposition zu sein, "wie hirnrissig und schizophren ist das denn? Wir sind die Opposition", sagte er am Samstag im Gasthaus Fischer in Großeisenbach.

Kranich, 53, seit September 2016 Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Freising-Pfaffenhofen, war voll im Wahlkampfmodus, schließlich bewarb er sich um die Kandidatur für den Landtag. Elf der 15 anwesenden Parteimitglieder stimmten dafür, zwei dagegen, zwei enthielten sich.

Wie es in der AfD üblich ist, zeigte er sich Äußerungen anderer AfD-ler gegenüber kritisch - er nannte die rassistische Beleidigung gegenüber Noah Becker - die gehe "an der Sache vollkommen vorbei" - nur um sich im Satz danach mit einem despektierlichem Wortspiel über die SPD-Bundesfraktionsvorsitzende Andrea Nahles auszulassen. Aber auch um Inhaltliches ging es in der Rede des Zollingers, der hauptberuflich in der Agrarhandelsbranche arbeitet. Er wolle Grenzstaus zwischen Bayern und Österreich reduzieren, indem er nach amerikanischem Vorbild jeweils eine Fahrspur für deutsche und eine für EU-Bürger einrichten wolle. Außerdem müsse ein Überholverbot von Lastwagen in ganz Bayern her, zur Vermeidung unnötiger Staus. Für "unsere einheimischen Kinder" wolle er die Kita-Gebühren abschaffen. Besonders wichtig sei ihm aber zu verhindern, dass die CSU bis Mai das "Polizeiaufgabengesetz" durchbringe. Damit erhalte die Polizei "nahezu geheimdienstliche Befugnisse", warnte er. Nur auf Verdacht und ohne gerichtlichen Beschluss könnten Wohnungen verwanzt und auf Demonstrationen Drohnen zur Gesichtserkennung eingesetzt werden. Er fürchte, dass unter der Bezeichnung "Terrorbekämpfung" politisch Andersdenkende "geärgert oder genervt würden oder Schlimmeres".

Beim Thema Einwanderung machte Kranich deutlich, dass er für restriktivere Regelungen stehe. "Wir müssen Asylverfahren abkürzen und Abschiebungen dann auch durchführen." Flüchtlinge wolle er aufnehmen, "wenn wir die brauchen können. Das klinge zwar komisch bei Menschen", räumte er ein, "aber so ist es ja auch in Einwanderungsländern wie Kanada und Australien". Zur möglichen dritten Startbahn am Münchner Flughafen forderte er einen Bürgerentscheid, bei dem außer München die betroffenen Landkreise Freising, Landshut, Erding und Pfaffenhofen mit abstimmen sollten.

Zeitgleich wurde im Saal darüber Tobias Teich für die Pfaffenhofener AfD zum Landtagskandidaten gewählt. Von neun Wahlberechtigten stimmten acht mit Ja. Eine Person enthielt sich. Der 34-Jährige sagte im Anschluss, er wolle kostenfreie Kita-Plätze durchsetzen, das sei ihm ein persönliches Anliegen, und für direkte Demokratie und bezahlbaren Wohnraum kämpfen. Teich ist seit 2013 AfD-Mitglied. Er arbeitete als selbständiger Kaufmann, inzwischen ist er Referent für den AfD-Bundestagsabgeordneten Johannes Huber.

Für die AfD strebe er ein Wahlergebnis von 20 Prozent an, sagte Teich, "nach aktuellem Stand wäre es schön, wenn wir 25, 30 Mitglieder reinbringen". Auf der Liste erhoffe er sich einen Platz unter den ersten zehn. Kranich sah sich selber unter dem ersten Dutzend, die AfD im Landtag über dem Ergebnis der Bundestagswahl. Dementsprechend bereitete er seine Unterstützer vor: Der lange Bundestagswahlkampf sei "nicht ganz billig" gewesen, nun sei die "Kriegskasse" aber wieder gut gefüllt, sagte er. "Diese Kasse werden wir auch brauchen, der nächste Wahlkampf wird noch eine Spur härter."

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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