Gelungenes Projekt der VHS:Kommunikation gelingt auch ohne Sprache

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Der Neuanfang in Deutschland ist für viele junge Migranten nicht einfach, in einem Theaterworkshop zeigen sie einige skurrile Erlebnisse. (Foto: Marco Einfeldt)

Zehn junge Leute aus sieben Nationen präsentieren mit viel Spaß die Ergebnisse eines interkulturellen Theaterworkshops

Von Alina Sabransky, Freising

Sie begrüßen sich in den unterschiedlichsten Sprachen, liegen sich in den Armen und lachen miteinander. Danach wenden sich die zehn jungen Darsteller an die gespannten Zuschauer und heißen auch sie willkommen. Diesmal allerdings auf Deutsch. So ausgelassen beginnt die Inszenierung des interkulturellen Theaterworkshops der Freisinger Volkshochschule unter der Leitung von Sabine Spinnarke, Regisseurin der Theatergruppe Werkstück.

Wie viel Spaß ihnen das gemeinsame Interagieren auf der Bühne macht, merkt man den drei jungen Frauen und sieben Männern die ganze Zeit über an. Sie kommen aus Armenien, Syrien, Somalia, Eritrea, Rumänien, Polen und Deutschland. Drei Kontinente, sieben verschiedene Kulturen und Sprachen und ein gemeinsames Projekt. Dass Kommunikation auch ohne Sprache gelingen kann, zeigt das Ergebnis dieses mehrwöchigen Workshops. Zehn Mal hätten sie sich getroffen, sich bei gemeinsamen Spielen kennengelernt und anschließend versucht, die Situation und Erfahrungen, die die Flüchtlinge und Migranten seit ihrer Ankunft in Deutschland gemacht haben, auf der Bühne darzustellen, schildert Spinnarke.

Zu Beginn erzählt ihr 17-jähriger Ziehsohn Farah aus Somalia von seinen negativen Erlebnissen. Er habe hier viele rassistische Erfahrungen machen müssen, sei beleidigt und beschimpft worden. Es störe ihn, dass er immer nur auf seinen Status als Flüchtling reduziert werde. "Die erste Frage, die die Menschen an mich richten, ist immer, woher ich denn komme." Später berichtet er, wie gut ihm das Projekt gefallen habe. "Dadurch traue ich mich endlich, von meinen Erlebnissen zu erzählen."

Nach Farahs Auftritt gibt es kurze, szenische Darstellungen, die ebenfalls Erlebnisse und Begegnungen zwischen Deutschen und Flüchtlingen thematisieren. So fragt ein junger Eritreer verschiedene Personen nach dem Weg, wird aber von den meisten unfreundlich abgefertigt und ohne Hilfe stehen gelassen. Dabei bedienen sich die Schauspieler typisch deutscher Klischees, die die Zuschauer zum Lachen bringen und zugleich die traurige Realität vor Augen führen. Letztlich wird dem orientierungslosen Eritreer aber doch geholfen. Sehr authentisch ist auch die Szene, in der die Darsteller die schreckliche Monotonie und Trostlosigkeit eines Flüchtlingsalltags nachempfinden. Arbeit am Fließband, Deutschunterricht und geregelte Essenszeiten. Alles natürlich unter wachsamen und strengen Augen. Thematisiert werden außerdem die Schwierigkeiten und Tücken der deutschen Sprache, was aber wieder mit viel Witz und Humor umgesetzt wird.

Abschließend finden sich alle zehn Darsteller gemeinsam mit Pepito Anumu zum Trommeln und Singen eines afrikanischen Liedes auf der Bühne ein. Der Freisinger Künstler hat das Projekt ebenso begleitet wie Arpita Hoffmann-Denk, die ebenfalls in der Freisinger Kulturszene aktiv ist. Es ist allen anzusehen, wie viel Spaß sie dabei haben - und gerade diese Lebhaftigkeit ist es, die ihnen hier in Deutschland fehlt. "Die Harmonie war schon gleich von Anfang an in der Gruppe zu spüren", erzählt Spinnarke, genau das haben die Zuschauer auch zu sehen bekommen. Mit langem Applaus und vielen lobenden Worten schließt die Inszenierung. Bei einem Sektempfang und liebevoll angerichteten Buffet lassen sich Leiter und Darsteller anschließend feiern. Ob es ein Projekt mit Zukunft ist, sei noch nicht entschieden, verrät Spinnarke. Neue Freundschaften sind aber mit Sicherheit entstanden.

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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