Gefährdet:Eine Pfütze reicht zum Laichen

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Um zu verhindern, dass die Gelbbauchunke ausstirbt, beteiligt sich Freising an einem groß angelegtem Projekt. In fünf Jahren sollen neue Lebensräume geschaffen und der Bestand der Amphibien gesichert werden

Von Clara Lipkowski, Freising

Sie ist übersät mit Warzen, hat herzförmige Pupillen und ihr Bauch ist leuchtend schwarz-gelb-gefleckt. Die Färbung ist ein klares Warnsignal an potenzielle Fressfeinde. Damit macht die Gelbbauchunke Eindruck - trotz ihrer Größe von gerade einmal sechs Zentimetern. Die Amphibienart lebt vor allem in Bayern und im Landkreis, ist aber stark gefährdet und sogar vom Aussterben bedroht. Das hat Tierschützer und Politiker auf den Plan gerufen. Am Dienstag stellten sie das Programm "Allen Unkenrufen zum Trotz" vor. In den kommenden fünf Jahren soll so der Bestand der Amphibien gesichert werden.

Sechs oberbayerische Landkreise beteiligen sich an dem Projekt. Davon haben Freising, Neuburg-Schrobenhausen und Altötting sowie der Bund Naturschutz Bayern die Trägerschaft übernommen. Seit dem 1. Juni 2016 tüfteln Wissenschaftler der Hochschule Weihenstephan, der TU München, Naturschützer und Politiker an der Umsetzung, bis zum 30. Juni 2021 haben sie Zeit.

Gelbbauchunken fühlen sich in Pfützen, wassergefüllten Fahrspuren, auf Viehweiden und in Sümpfen wohl. In Kleingewässern legen sie Eier ab. Die Gewässer würden aber seit vielen Jahren durch Trockenlegungen und Straßenbauten seltener oder voneinander abgeschnitten, sagte Projektleiterin und Biologin Miriam Hansbauer im Landratsamt. In der Folge ging die Population stark zurück. Ziel ist es laut Hansbauer nun, neue Lebensräume zu schaffen und diese zu vernetzen, damit isolierte Tiere wandern können. Das erfordere die Akzeptanz der Projektteilnehmer, hilfswilliger Privatleute, Förster und Landwirte, sagte die Koordinatorin.

Vielen sei etwa nicht bekannt, dass eine mit Wasser gefüllte Fahrrinne Laichort der Unke sein kann, sagten mehrere Redner der Auftaktveranstaltung. Auch Pfützen zu unterhalten, helfe bereits. Die Projektteilnehmer planen Flächen zu kaufen, um sie den Tieren zugänglich zu machen und deren Ausbreitungsgebiete miteinander zu verbinden.

In das Vorhaben fließen 670 000 Euro, der Bund beteiligt sich unter dem Projektnamen "Biologische Vielfalt" mit 495 000 Euro, Freising steuert 25 000 Euro bei. Christine Margraf von Bund Naturschutz warf die Frage auf, die ihr oft gestellt worden sei: "Ja, seid ihr wahnsinnig, für nur eine Art so viel Geld auszugeben?" Die hohe Summe sei aber berechtigt, sagte sie. "Die Gelbbauchunke ist besonders stark in Bayern bedroht", daher habe man eine besondere Verantwortung, sie zu erhalten. Ein Großteil der Weltpopulation der Lurche lebe hierzulande und könne dementsprechend nur hier erhalten werden. Landrat Josef Hauner (CSU) bekräftigte seine Unterstützung: "Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass eine Tierart still und leise aus unserer Natur verschwindet", sagte er am Dienstag. "Die Bevölkerung entfremdet sich immer weiter von der Natur", daher müsse man möglichst viele Unterstützer finden, Grundeigentümer, Privatpersonen, Verbände und junge Leute. Dafür sei ein langer Atem nötig.

Tom Kutter leitet ein vergleichbares Projekt des Naturschutzbundes in Niedersachsen. Seit 2011 arbeiten Forscher in fünf Bundesländern, darunter Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, daran, die Unke zu retten. Im kommenden Jahr läuft das Projekt aus. Bisher wurden zahlreiche Kiesteiche, Sümpfe und Gruben angelegt oder revitalisiert und gepflegt. Außerdem wurden Gelbbauchunken fotografiert, ihr Zustand analysiert und Wanderbewegungen per GPS-Sender nachvollzogen. Das Projekt zeigte Erfolg: Die Population der Gelbbauchunken konnte gesteigert werden. Und Synergieeffekte brachte es auch: Heuschrecken und Kreuzkröten profitierten von den neu geschaffenen Naturräumen.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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