Geduldsprobe:Eltern als Improvisationskünstler

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Die Betreuung von Kindern in den Sommerferien gerät bisweilen zur Wackelpartie. Glücklich kann sich schätzen, wenn Großeltern auf ihre Enkel aufpassen können. Die Nachfrage nach Angeboten der Kommunen ist hoch

Von Gudrun Regelein, Landkreis

Die Sommerferien des kleinen Benedikt Winkler (Name geändert) aus Neufahrn sind verplant: Zwei Wochen ist er bei seiner Oma in Köln, danach für zwei Wochen mit seinen Eltern an den Gardasee fahren und die beiden letzten Wochen wieder den Hort besuchen. Benedikts Eltern sind beide berufstätig, sechs Wochen am Stück können sie sich nicht freinehmen. Die Organisation der Betreuung ihres Sohnes in den Sommerferien bedeute immer eine Wackelpartie, sagt die Mutter des Sechsjährigen. "Zum Glück haben wir das diesmal so hingekriegt." Andere Eltern in ihrem Bekanntenkreis, die keine Großeltern haben, würden sogar getrennt voneinander Urlaub nehmen müssen, sonst funktioniere das mit der Betreuung nicht. "Finde ich nicht so witzig", sagt Benedikts Mutter.

Wenn berufstätige Eltern jüngerer Kinder gemeinsam in den Urlaub fahren wollen, dann müssen sie kreativ sein, bestätigt Sabine Bock, pädagogische Leiterin des Zentrums der Familie in Freising. "Bei Kindern, die noch nicht alleine gelassen werden können, sind zumeist die Großeltern gefragt", sagt sie. Oder die Kinder werden eine Woche für die Ferienbetreuung angemeldet - oder man tut sich mit anderen jungen Familien zusammen und übernimmt abwechselnd die Betreuung. "Als mein Sohn noch jünger war, habe ich ihn auch mal mit in die Arbeit genommen", erzählt Bock. Was sich die pädagogische Leiterin für alle Kinder im Grundschulalter wünschen würde, wäre eine Ferienbetreuung an den Schulen - wenn Lehrer etwas gemeinsam mit den Kindern machen würden. "Das fände ich toll", sagt Bock. Momentan aber müssten viele berufstätige Eltern noch ein sehr großes Organisationstalent an den Tag legen, die schönste Zeit im Jahr seien die langen Sommerferien für diese ganz sicher nicht. Wer noch Kinder im Kindergarten oder im Hort hat, kann sich freuen: Diese sind selten länger als drei Wochen geschlossen.

In Freising haben die Kitas zwar im August geschlossen: Aber in einem Kindergarten, jedes Jahr ist es ein anderer, gibt es in den Ferien für Kinder berufstätiger Eltern an den ersten und den letzten fünf Werktagen im August eine Ferienbetreuung, berichtet Pressesprecherin Christl Steinhart. "Jedes Jahr werden etwa 50 bis 60 Kinder dafür angemeldet", sagt sie.

Den Grundschulkindern dagegen bleiben häufig nur Jugend- oder Sprachreisen, Zeltlager oder Feriencamps, die viele Vereine, Pfarreien und Sozialverbände anbieten. Oder die kommunalen Ferienprogramme: Die gibt es inzwischen auch schon in kleineren Kommunen wie Kranzberg oder Marzling. Der Schulverband Zolling organisiert beispielsweise seit vergangenem Jahr eine Ferienbetreuung für Kinder der ersten bis vierten Klassen - allerdings nicht für alle Ferienwochen.

Auch das Kinder- und Jugendhaus Neufahrn bietet ein Sommerferienprogramm mit etwa 50 Angeboten. Dort gibt es zwar noch einige freie Plätze, aber gerade die Kurse für die Jüngeren seien sehr nachgefragt. "Dort ist der Andrang am größten", berichtet Marcus Gebert vom Jugendzentrum. Eine durchgehende Betreuung von acht bis 17 Uhr, wie es sich viele berufstätige Eltern wünschten, könne man allerdings nicht bieten.

"Anhaltend hoch", sieht die Freisinger Pressesprecherin die Nachfrage in der Stadt - auch wenn es noch freie Plätze gibt. Im vergangenen Jahr nahmen etwa 2500 Kinder am Sommerferienprogramm teil. Wie viele es heuer sein werden, kann Christl Steinhart zwar noch nicht sagen, aber 30 der etwa 95 Angebote seien bereits belegt. Der Andrang bei der Anmeldung sei gerade in den ersten Tagen groß - gerade auch für die Feriencamps im Tollhaus in Lerchenfeld und im Sebaldhaus. Aber auch hier gibt es noch freie Plätze - Anmeldungen sind täglich möglich.

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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