Einigung in Sicht:Neue Hoffnung für Kultkneipe Abseits

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Als mögliche Lösung zeichnet sich ein Kauf des Gebäudes durch einen Verein ab. Für die Weichenstellung bleibt den Fans der Kulturstätte ein halbes Jahr Zeit.

Von Petra Schnirch, Freising

Seit einer Woche ist das Abseits in Neustift geschlossen, die Situation war verfahren. Zuletzt glaubten wohl nur noch die größten Optimisten unter den Abseits-Fans, dass die Kultkneipe eine Zukunft haben könnte. Nach einem zweistündigen Gespräch mit dem Besitzer der Immobilie, Graf Guy von Moy, am Donnerstagabend unter Vermittlung der Grünen-Politikerin Birgit Mooser-Niefanger gibt es nun aber wieder Hoffnung: Sechs Monate räumt Moy den Freunden der Kulturstätte ein, um einen Verein oder eine Genossenschaft zu gründen und ihm ein Angebot für den Kauf von Kneipe und Grundstück zu unterbreiten. Einer der Kämpfer für das Abseits, Norbert Bürger, sprach von einer "Riesen-Chance", das sei ein "total faires Angebot".

Voraussetzung dafür, im Gespräch zu bleiben, ist allerdings, dass die Anfeindungen gegen Moy und seine Familie aufhören. Jüngstes Ärgernis ist ein Graffito auf der Abseits-Fassade, das den Grafen zeigt, wie er in Dagobert-Duck-Manier ein Bad in einem Geldspeicher nehmen will. Zu Beginn des Treffens gab er sich deshalb etwas ruppig, ließ sich dann auf neutralem Boden im Freisinger Rathaus aber auf die Suche nach einer Lösung für das Abseits ein. Mooser-Niefanger nannte das Bildnis "eine bescheuerte Idee".

"Ich bin so zerrissen, sonst säße ich nicht hier"

Drei andere Vorschläge, das war schnell klar, lassen sich nicht umsetzen. Eine Verlagerung der Kneipe an einen anderen Ort in Neustift "funktioniert nicht", sagte Bürger, das hätten ähnliche Beispiele gezeigt. Auch eine Wohnbebauung auf dem Areal mit dem Erhalt des Lokals "geht nicht", stellte Guy von Moy klar. Da wäre Ärger mit den Anwohnern programmiert. Eine reine Sanierung der maroden Kneipe, die einen sechsstelligen Betrag in Anspruch nehmen würde, kommt für ihn ebenfalls nicht infrage, weil es nicht realisierbar wäre, diese Ausgaben auf die Pacht umzulegen. "Ich bin so zerrissen, sonst säße ich nicht hier", sagte Moy. Er sei aber nicht "der Träger der Kultur in Freising".

Vorkämpfer für die Subkultur
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Norbert Bürger setzt sich für den Erhalt der Kultkneipe "Abseits" ein, die wohl zum Jahresende schließt, wenn kein Wunder geschieht. Ob der Besitzer Graf Guy von Moy das Kaufangebot der Kneipenfreunde annimmt, ist ungewiss.

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Zuvor hatte Grünen-Stadträtin Charlotte Reitsam ebenso wie Julia Schröter, Leiterin des Abseits-Chors, und Kulturreferent Hubert Hierl (CSU) noch einmal die Bedeutung der Kneipe herausgestellt. Im Ballungsraum München gebe es immer weniger Treffpunkte, in denen die unterschiedlichsten Leute miteinander ins Gespräch kommen. Die Kleinkunstbühne sei zudem längst überregional bekannt, ergänzte Bürger.

Eine Kaufsumme wurde nicht genannt

Am Ende des Gesprächs war selbst Mooser-Niefanger überrascht, dass sich eine mögliche Lösung abzeichnet. Eigentlich hatte sie erst einmal nur erreichen wollen, dass beide Seiten wieder miteinander reden. Ziel ist nun, Guy von Moy bis zum Juli ein Angebot vorzulegen, allerdings von keiner Einzelperson, sondern durch einen Verein oder eine Genossenschaft, ähnlich wie beim Alten Gefängnis. Eine Kaufsumme wurde am Donnerstag nicht genannt.

Einigen sich die Parteien, soll in einer Satzung festgehalten werden, dass das Abseits als Kulturstätte erhalten bleiben muss. Auch über eine "Spende" für die Sanierung könne man dann mit ihm reden, sagte Moy. Gleichzeitig erklärte er sich bereit, das Areal nach zwei Jahren zum gleichen Preis zurückzukaufen, sollte sich das Vorhaben nicht umsetzen lassen. Die Kosten der Rückabwicklung müssten die Abseits-Freunde tragen. Bürgermeisterin Eva Bönig (Grüne) will sich dafür einsetzen, dass der Bauantrag für eine Wohnbebauung auf dem Grundstück solange ruht. Moy will in den sechs Monaten nicht weiter planen. Öffnen wird das Abseits vorerst aber nicht mehr, dafür ist das Gebäude zu marode.

© SZ vom 08.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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