Freisinger Westtangente:Ein historischer Moment

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Nach mehr als 40 Jahren eines teilweise erbittert geführten Streits wird am 7. Mai der erste Spatenstich für den Bau der Freisinger Westtangente gesetzt. Doch die Gegner haben den Kampf gegen das derzeit 91 Millionen Euro teure Projekt nicht aufgegeben

Von Kerstin Vogel, Freising

Wie auch immer man zum Bau der Freisinger Westtangente stehen mag - das war durchaus ein historischer Moment in der jüngeren Geschichte der Stadt: Am 7. Mai wurde der erste Spatenstich für den Bau der umstrittenen Umgehungsstraße gesetzt - nach mehr als 40 Jahren des teilweise erbittert geführten Streits um dieses Projekt. Während die Befürworter den Bau der 3,6 Kilometer langen Trasse als einzigen Weg sehen, die Stadt Freising vor dem endgültigen Verkehrskollaps zu bewahren, kritisieren die Gegner neben den hohen Kosten vor allem die Zerstörung des Freisinger Mooses und die Belastung, die auf die Bürger in Vötting zukommt. Und sie kämpfen weiter dagegen an.

Die Kosten für die Umfahrung bewegen sich in der Tat in einer ordentlichen Dimension. War man zu Beginn des Jahres noch von insgesamt 86,5 Millionen Euro ausgegangen, wird man inzwischen bereits 91 Millionen investieren müssen. Niemand wagt zu sagen, ob das Ende der Fahnenstange damit bereits erreicht ist. Zu unwägbar sind unter anderem die Bauarbeiten für den gut 700 Meter langen Tunnel, der unter Vötting hindurch gegraben werden muss. Gleichwohl sind die Zuschüsse für dieses Projekt sehr hoch. Allein 70 Prozent zahlt der Freistaat Bayern - über den Anfang Juli dazu offiziell eingegangenen Förderbescheid hat sich Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher so gefreut, dass er einen eigenen Pressetermin dafür ansetzte.

Trotzdem bindet die neue Straße immense Mittel im Haushalt der Stadt Freising - 18,08 Millionen sind es nach dem jetzigen Stand der Dinge - und der Protest gegen das Projekt ist nicht verstummt. Obwohl sich die Freisinger 2013 in einem Bürgerentscheid mit 56,6 Prozent doch relativ deutlich für die Umgehungsstraße ausgesprochen haben, unternahm das Vöttinger Bürgerforum Anfang Juli einen neuen Anlauf, um die Westtangente doch noch zu stoppen. In einem weiteren Bürgerbegehren wurden dieses Mal Stimmen gesammelt, um per folgendem Bürgerentscheid ein dreijähriges Moratorium für die Baumaßnahme zu erzwingen.

Konkret sollte die Stadt den bereits begonnenen ersten Bauabschnitt von der B 11 zur Angerstraße fertig bauen. Alle weiteren Planungen aber sollten durch das Moratorium ausgesetzt werden, "bis sich die Verkehrswirksamkeit der Nordost-Umfahrung gezeigt hat". Die Hoffnung des Bürgerforums, formuliert von seinem Vorsitzenden Wolfgang Reinhardt: "Vielleicht braucht es die Westtangente dann gar nicht mehr." Tatsächlich gelang es den Helfern des Bürgerforums bis August, die knapp 2500 erforderlichen Unterschriften bei den Freisingern zu sammeln. Der Stadtrat lehnte Anfang September die Durchführung des beantragten Bürgerentscheids jedoch in einer Sondersitzung ab.

Dagegen wiederum hat das Bürgerforum geklagt, weshalb der Streit um die Umgehungsstraße 2016 noch in eine neue Runde gehen könnte. Bei der Stadt allerdings ist man trotz der ausstehenden Gerichtsentscheidung optimistisch, das Projekt nun zügig umsetzen zu können. Kurz vor dem Jahreswechsel konnte die Verwaltung endlich melden, dass man über alle erforderlichen Grundstücke verfügen könne - und damit können jetzt auch die Ausschreibungen für die weiteren Baumaßnahmen beginnen. Wenn der Bau reibungslos vorangeht, könnte die Straße 2019 fertig sein - auch das ist dann ganz sicher ein historischer Moment in der jüngeren Geschichte der Stadt.

© SZ vom 30.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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