Freisinger Schätze im Museum:Steinernes Hoheitszeichen

Lesezeit: 1 min

Der große Marmorwappenstein mit den zwei "gekrönten Mohrenköpfen" des Freisinger Fürstbischofs Ludwig Joseph von Welden. (Foto: Marco Einfeldt)

Fürstbischof Ludwig Joseph von Welden und sein Wappen

Die SZ hat das Freisinger Stadtmuseum besucht und sich einige Ausstellungsstücke ausgesucht, die in einer kleinen Serie vorgestellt werden. 1890 gründeten Freisinger Bürger den Historischen Verein und riefen ein stadtgeschichtliches Museum ins Leben. Seit 1965 befindet es sich im Gebäude der Alten Hochschule am Marienplatz. Nach einer grundlegenden Umgestaltung wurde es im Herbst 2007 als Stadtmuseum neu eröffnet. Eine weitere Vergrößerung ist geplant.

Im zweiten Raum ziert der große Marmorwappenstein mit den zwei "gekrönten Mohrenköpfen" des Fürstbischofs Ludwig Joseph von Welden die Wand. Er wurde 1768 zum Bischof von Freising gewählt und kümmerte sich insbesondere um die Bildung der Bevölkerung. Der Stein von 1781 war an einem unbekannten Freisinger Bauwerk angebracht. Das fürstbischöfliche Wappen kombiniert das Stammwappen der Familie des Bischofs mit dem Hoheitszeichen des Fürstbistums.

Der gekrönte Afrikaner erschien zum ersten Mal 1284 im Wappen des Bischofs Emicho Wildgraf von Wittelsbach. Seit der Zeit um 1300 führen die Freisinger Fürstbischöfe als Zeichen ihrer weltlichen Herrschaft den Kopf des "gekrönten Mohren" im Wappen. Nach einer verbreiteten Interpretation entstand der Mohr aus der Fehldeutung der Darstellung von Bischof Emicho, auf der eigentlich ein einfaches gekröntes Haupt dargestellt war. Möglicherweise ist der gekrönte Mohr aber auch ganz allgemein als ein Sinnbild für Stärke, Macht und Herrschaft zu interpretieren. In der kolorierten Fassung von 1316 auf dem Deckblatt des Haus- und Notizbuchs von Bischof Konrad III. wurde der gekrönte Kopf schließlich eindeutig als "Mohr" dargestellt. Auch zahlreiche Orte ehemaliger Freisinger Besitzungen zeigen in ihrem Wappen das Bild des gekrönten Mohren. Neben dem männlichen gekrönten Mohren gibt es auch Wappen, die eine gekrönte Mohrin zeigen. Auf manchen Wappen hält sie zusätzlich eine Mitra in der Hand.

An die Tradition des alten Bistums Freising anknüpfend, enthält das Wappen der Erzbischöfe von München und Freising bis heute den Freisinger Mohren. Auch Joseph Ratzinger übernahm als Papst Benedikt und ehemaliger Erzbischof von München und Freising den gekrönten Mohren und auch den schreitenden, bepackten Bären als Attribut des Heiligen Korbinian in sein Wappen.

© SZ vom 23.08.2016 / LACA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: