Freisinger Laienbühne:Zum Abschied alles richtig gemacht

Lesezeit: 3 min

Geglückte Premiere mit Ludwig Thoma. Die Laienbühne Freising präsentiert sich zum letzen Mal vor den großen Sanierungsmaßnahmen im Freisinger Asamtheater. Nicht nur OB Eschenbacher hat viel zu lachen.

Von Johann Kirchberger, Freising

Wenn man zu einem Stück oder gleich zu zweien von Ludwig Thoma greift, dann ist das so etwas wie die halbe Miete. Wenn man dann auch noch aus der großen Schar der Freisinger Laienbühne die Rollen richtig besetzt, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ist es auch nicht. Bei der Premiere am Freitagabend im Asamsaal hat alles geklappt, das Publikum ging zufrieden nach Hause und Regisseur Wolfgang Schnetz war sichtlich erleichtert und zurecht stolz. Alles gut gegangen, alles richtig gemacht. Und sollte tatsächlich etwas nicht ganz so gespielt worden sein, wie monatelang geübt, man hat es nicht gemerkt.

Die beiden Stücke, die Schnetz da auf die Bühne brachte, sind von recht unterschiedlicher Art. "Erster Klasse", bayerisch derb, mit Dialogen, die man in- und auswendig kennt - "diese Kuh hat ein schönes Euter" - und die doch immer wieder zum Schenkelklopfen anregen. "Gelähmte Schwingen" dagegen ist eher feinsinnig, es geht um den sich wandelnden Zeitgeist, ein Stück, das von seiner Aktualität nichts eingebüßt hat, obwohl es vor 100 Jahren geschrieben wurde.

"Erster Klasse" ist eigentlich ein Selbstläufer, alle Klischees werden bedient. Der preußische Vertreter (Andreas Schwarz) der nervt und dessen Redefluss nicht zu stoppen ist, ein unterwürfiger Beamter (Willi Ziegltrum), ein verliebtes, turtelndes Paar (Sandra Giebfried und Helmut Karl), der kracherte, hinterfotzige, bauernschlaue Ökonom und Filser-Spezl Gsottmaier (Richard Brückl) und natürlich er selbst, der königlich bairische Abgeordnete Josef Filser, der zum Regieren von Unterdingharting in die Stadt fährt, begleitet von den guten Wünschen und Mahnungen seiner Frau (Susanne Leitl). Alles spielt sich erst vor einem Zug ab (mit Thomas Berlinger als Zugführer, Wolfgang Schnetz als Schaffner, Helga Pollinger als Guatlfrau und den beiden Buben (Georg Ziegltrum und Max-Emanuel Reisch) und danach in einem mit gepolsterten Sitzen ausgestatteten Abteil. Mit einer Notbremse, die, wie man aus dem Programmheft erfährt, seinerzeit "Westinghauser" genannt wurde. Nicht nur das Stück heißt "Erster Klasse", auch das Bühnenbild, das Bernd Flassak und Bernhard Nadler da mit ihren vielen Helfern geschaffen haben, ist erste Klasse. Durch die Fenster sieht man die Landschaft vorbeiziehen, fast könnte man glauben, der Zug sei tatsächlich in Bewegung.

Schwieriger zu inszenieren und zu spielen sind sicherlich die "Gelähmten Schwingen". Weil das Stück nicht so viele Lacher bietet, kommt es hier vor allem auf die Schauspielkunst an, den Ausdruck und die Mimik. Die Darsteller beherrschen ihr Metier. Stephan Leitmeier spielt den Dichter, der sich nicht vorschreiben lassen will, wie er zu dichten hat und der das Publikum, das ihn ausgepfiffen hat, als Pöbel bezeichnet. Verena Schuhbauer ist seine tränenüberströmte Frau, die ihren Mann umsorgt - "soll ich dir ein Butterbroterl schmieren?". Toni Wiesheu spielt den gut bürgerlichen Metzgermeister, der zwar keine Ahnung von der Dichtkunst hat, aber als Zahlmeister verlangt, dass moderner und vor allem erfolgreicher gedichtet wird, Margot Riegler wiederum, seine Frau, die versucht die Wogen zu glätten, und da ist noch Daniela Lederer, die Köchin, meist im Hintergrund agierend.

Bleibt noch einer, der seit 50 Jahren auf der Bühne des Asamsaals steht und diesmal als Ludwig Thoma auftritt: Ludwig Kropp. Im Theater ist er der Erzähler, in einem Trailer, der bei Facebook und Youtube zu sehen ist, wirbt er zusammen mit Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher für die Aufführung. Eschenbacher bekam dafür, als die Akteure längst gefeiert wurden, den Oskar der Laienbühne überreicht. Er lobte anschließend brav das "irrsinnig tolle Bühnenbild", erklärte "Tränen gelacht" zu haben und sprach von einer "großartigen Premiere".

Es war vorerst die letzte im Asamsaal. Denn nach den Aufführungen der Thoma-Stücke beginnen die Renovierungsmaßnahmen, die Jahre dauern werden. Die Laienspieler ziehen inzwischen in die Luitpoldhalle. Schnetz, der seine Karriere bei den Laienspielern exakt vor 30 Jahren startete, soll dann wieder Regie führen. Ob das gelingt und ob man in ungewohnter Umgebung überhaupt spielen kann, wird spannend. Irgendwann geht es dann aber zurück in den Asamsaal, so versprach der OB, und die Vorsitzende der Laienbühne, Angela Flohr, versuchte das gleich zu zementieren: "Habt's das alle g'hört", rief sie ins Premierenpublikum. Denn "mir san de Laienbühne Freising, und do samma dahoam".

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: