Freisinger Köpfe:Kartoffeln sortieren

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Eberhard Graßmann hat neun Jahre lang die Tafel geleitet

Von Gudrun Regelein, Freising

Mit einer blauweiß-karierten Schürze bekleidet wuselt Eberhard Graßmann durch die Räume der Tafel. "Heute haben wir extrem viel Ware von unseren Sponsoren bekommen", sagt er. Alles wird gemeinsam mit den vielen anderen Helfern aussortiert - angefaultes Obst weggeworfen, Radieschen abgezupft, die äußeren Blätter der Salatköpfe entfernt und dann die Ware für die Tafel-Besucher, die am nächsten Tag kommen werden, vorbereitet. Eberhard Graßmann, Gründer der Tafel Freising, hat den Vorsitz des Vereins zwar vor einigen Wochen an Peter Bach übergeben - aus Altersgründen, wie der 79-Jährige damals sagte. Den endgültigen Abschied bedeutet das für ihn aber nicht. Natürlich werde er zum Helfen kommen, hatte er angekündigt: "Ich werde dann die Kartoffeln sortieren", sagte er im Spaß.

Geboren in Franken, aufgewachsen in München, studierte Graßmann Chemie, promovierte und habilitierte sich dann an der TU in Freising-Weihenstephan. Ende der 70er Jahre wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt, sein Fachgebiet war die Ernährungsphysiologie und Biochemie der Ernährung. Ab 1992 schließlich übernahm er die Leitung der Bayerischen Hauptversuchsanstalt für Landwirtschaft. Im Ruhestand begann er, sich ehrenamtlich zu engagieren: Zunächst im Verein "Senioren helfen Senioren" bei dem er Gründungsmitglied war. Bis er in einem Gespräch mit dem damaligen Oberbürgermeister Dieter Thalhammer diesem den Vorschlag machte, auch in Freising eine Tafel zu installieren - und diese Idee mit viel Hartnäckigkeit umsetzte. Am 2. Februar 2006 war es schließlich so weit: Die Tafel öffnete das erste Mal ihre Pforten, 26 Kunden kamen an diesem Tag.

Sehr viel Zeit investiert Graßmann seitdem in die Tafel, die er über neun Jahr lang leitete. Etwa 800 Stunden Ehrenamt seien das jedes Jahr, erzählt er. Auf die Frage, weshalb er sich in einem solchen Maße einbringe, antwortet er erst nach einigem Überlegen. Er sei zwar nicht religiös erzogen worden, "aber irgendwann hat es bei mir geschnackelt", auch das spiele sicher eine Rolle.

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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