Freising:Seltsame Vorgehensweise

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Lässt sich durch Minister Söder nicht beirren: Ludwig Grüll will weiter gegen die Startbahn kämpfen. (Foto: Marco Einfeldt)

Was die Freisinger von Markus Söders Angeboten halten

Finanzminister Markus Söder hat am Donnerstag im Landtag angedeutet, dass eine "politische Lösung" der Startbahnfrage auch bedeuten könnte, bei den geplanten Entschädigungen etwa in Attaching - "deutlich großzügiger" zu verfahren, als bisher geplant. Nach derzeitigem Stand soll nur ein Teil der Attachinger Bürger vom Airport eine Entschädigung für Häuser und Grundstücke erhalten, wenn sie diese verlassen müssten; direkte Nachbarn dagegen, die außerhalb der Entschädigungszone wohnen, erhielten keinen Cent.

Der Finanzminister denkt nun offenbar darüber nach, die Menschen im gesamten Ort zu entschädigen. Außerdem könnte die Deutsche Flugsicherung (DFS) durch eine Verlegung der Flugrouten "die Bürger entlasten", so Söders Überlegungen. Bislang allerdings hat die DFS die konkreten Flugrouten noch gar nicht vorgelegt. Am Widerstand der Freisinger dürften die Ankündigungen des Ministers ohnehin nichts ändern.

Tobias Eschenbacher, Oberbürgermeister der Stadt Freising: "An unserer Haltung ändert sich dadurch nichts. Einer Grundsatzentscheidung steht immer noch die mehrfach bestätigte Haltung der Stadt München entgegen. Flugroutenänderungen anzubieten, ohne dass die Flugrouten bekannt sind, ist eine vielleicht etwas seltsame Vorgehensweise. Was mögliche Entschädigungen in Attaching angeht, so verweise ich auf den seit Jahren angekündigten Dialog auf Augenhöhe, der auch seit Jahren noch nicht statt gefunden hat. Insofern wird es schwierig, zu Themen Stellung zu nehmen, die mit uns nicht erörtert werden. Abgesehen davon gehen wir nach wie vor davon aus, dass der nicht vorhandene Bedarf eine dritte Startbahn auch politisch nicht rechtfertigt."

Ludwig Grüll, Bürger aus Attaching und Mitglied von Plane Stupid:

"Das Problem ist doch nicht Attaching alleine. Es geht auch um die Stadt Freising, die massiv betroffen würde, und um die gesamte Region. Die Flugzeuge müssen mindestens in einem 15-Grad-Winkel von einer dritten Startbahn abdrehen. Das ist im Interesse der Flugsicherheit so vorgeschrieben. Aber wenn Söder meint, sich bei den Flugrouten über geltendes Recht hinwegsetzen zu können . . . An meinem Widerstand ändern diese Ankündigungen jedenfalls überhaupt nichts."

Birgit Mooser-Niefanger, stellvertretende Landrätin , via Facebook: "So einfach stellt man sich das also vor, wenn man Heimatminister ist. Ich habe bisher immer gedacht, wer seine Heimat verlassen muss, für den gibt es keine Entschädigung. Verlorene Heimat ist für immer verloren."

Katharina Spitzenberger, Bürgerin aus Attaching: "Wenn die dritte Startbahn kommt, dann kann man in Attaching einfach nicht mehr leben. Das Dorf stirbt dann. Es geht bei der dritten Startbahn aber nicht nur um Attaching. Es geht auch um Lerchenfeld und die übrige Stadt Freising."

Oliver Fell, Bürger aus Marzling, via Facebook: "Der Herr Söder kommt ja aus Franken. Also hat er hier keine Heimat, also interessiert ihn diese Heimat nicht. Der Titel hat noch bei keinem Politiker irgendeinen Sachbezug geschaffen. Hauptsache die Damen und Herren können sich irgendwann in dem sonnen, was sie als Zukunftsprojekt heute verkünden; betonierte Wiesen oder so was..."

© SZ vom 27.03.2015 / vo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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