"Amazing, absolutely amazing" sei das gewesen, was er in Freising erlebt habe, versicherte Alex Duncan. Und überhaupt, die Freisinger, "so kind, really fantastic". Wenn man es so will, dann hat Freising gerade noch mal die Kurve gekratzt. Besonders gastfreundlich hat sich die Stadt nämlich nicht präsentiert, als der 21-jährige Student aus dem Süden Englands am Freitag auf seiner Radtour mit Ziel Istanbul in der Domstadt Halt machte. Er wollte nur schnell einen Kaffee trinken und stellte sein Rad mitsamt der kompletten Ausrüstung an der Oberen Domberggasse ab. Unversperrt. "Das habe ich in all den anderen Städten vorher auch gemacht, es ist nie was passiert", erzählt er.
In Freising schon, denn als er zurück kam, war alles weg, und zwar wirklich alles, auch sein Tagebuch. Verzweifelt lief er die Domberggasse runter, fand bei der Landschaftsgärtnerin Anita Fischer ein offenes Fenster und fragte dort, ob man jemand mit einem Mountainbike samt Campingausrüstung gesehen habe. "Er sah so verloren aus, da mussten wir uns seiner annehmen", erzählt Anita Fischer. Was folgte, war eine beispiellose Spendenaktion, die von Anita Fischer und Danya Kavousi vom gleichnamigen Teppichgeschäft organisiert worden war. Am Montag nun hatte Alex Duncan wieder alles beisammen, was man für so einen Roadtrip nach Istanbul mit dem Fahrrad braucht und setzte seine Reise fort. Der Freisinger Geschäftsmann Bernard Rodden überließ ihm sein Mountainbike, Radl Ruhland und Fahrrad Hübsch sorgten für Accessoires, einen Helm und für ein ziemlich dickes Schloss. Der Outdoor-Ausrüster Freiluft lieferte die Kleidung und eine Campingausrüstung gab es auch noch. Geldspenden wurden außerdem bei Anita Fischer und Danya Kavousi gesammelt. Zusammengekommen sind so 1400 Euro. "Von 5 Euro bis 200 Euro war alles dabei", erzählt Anita Fischer.
Auch ein Dach über dem Kopf hatte Alex Duncan. Danya Kavousi hatte den jungen Engländer kurzerhand für ein paar Tage bei sich aufgenommen. Warum diese Reise mit dem Rad nach Istanbul? Duncan wollte nach seinem Studium der Internationalen Politik in Manchester "einfach mal was ganz anderes machen. Ich wollte mit dem Rad losziehen und ich wollte das auch im Winter tun", erzählt er. Die nächste Station des 21-Jährigen ist Wien. Dann geht es in den nächsten vier Wochen weiter über Budapest und Belgrad nach Istanbul. Wenn er dort angekommen ist, dann will er sich bei den Freisingern melden, mit einem Foto oder einer Postkarte. "Definitely", verspricht er.