Mobile Luftgütemessstation:"Nicht ganz eisfreies Klima"

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Die mobile Luftgütemessstation des Münchner Flughafens zieht für sechs Monate nach Pulling. Während die Initiative vom Umweltministerium begrüßt wird, protestieren Startbahngegner auch bei dieser Gelegenheit.

Von Kerstin Vogel, Freising

"Verbindung leben" stand werbend auf dem langen Gelenkbus, den die Flughafenbetreiber zur symbolischen Inbetriebnahme der mobilen Luftmessstation nach Pulling gefahren hatten. Sogar beheizt wäre er gewesen, doch die Besucher zogen es an diesem kalten Donnerstagvormittag vor, draußen zu bleiben. Schließlich waren sie gekommen, um ebenfalls für eine Botschaft zu werben: "Bayern braucht keine Startbahn" war auf ihrem Transparent zu lesen - und auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher nutzte sein Grußwort, um den Konflikt der Freisinger mit dem nahen Münchner Flughafen und dessen Ausbauplänen zu thematisieren.

Das Klima zwischen Stadt und Flughafen sei "nicht ganz eisfrei, wie man sieht", sagte Eschenbacher. Verantwortlich sei dafür auch die jüngste Ablehnung der Massenpetition gegen den Bau einer weiteren Startbahn durch den bayerischen Landtag. Trotzdem freue er sich über die jetzt gestarteten Luftgütemessungen. Das zeige, dass sich die Flughafengesellschaft (FMG) Gedanken über dieses Thema mache.

Tatsächlich machen die Betreiber des Münchner Flughafens hier sogar mehr, als sie müssten. Denn vorgeschrieben sind nur die beiden stationären Messstationen, die seit 1991 die Immissionen an den Enden der südlichen Start- und Landebahn erfassen. Die mobile Luftgütemessstation, die jetzt in Pulling steht, ist dagegen ein freiwilliges Angebot der Flughafengesellschaft an die Kommunen im Umland - und man lässt sich dieses Projekt etwas kosten. 100 000 Euro habe die Anschaffung des etwa zwei auf zwei Meter großen Containers gekostet, sagte Josef Schwendner am Donnerstag, weitere 50 000 zahle man für den Betrieb der Messstation im Jahr.

Schwendner ist bei der FMG Leiter des Konzernbereiches Recht, Gremien, Compliance und Umwelt und er nutzte sein Grußwort, um ausführlich aufzulisten, wo und wie sich sein Unternehmen für den Umweltschutz engagiere: Günstigere Landegebühren für leisere Flugzeuge, nannte er da, die mobilen Lärmmessstationen, die von den Gemeinden angefordert werden könnten, aber auch die über 100 Grundwassermessstellen - "so viele, wie sonst in ganz Bayern". Dass Schwendner immer wieder laut werden musste, um die Flugzeuge über seinem Kopf zu übertönen, mag ein Hinweis darauf sein, dass der Standort für die Luftgütemessstation doch richtig gewählt ist. Die Bürgerinitiativen, die bei der Auswahl beteiligt waren, hätten die Station lieber näher an der Nordbahn, also bei Attaching gesehen, wie Oberbürgermeister Eschenbacher berichtete: "Aber vielleicht bleibt diese Messung im Landkreis Freising ja keine einmalige Aktion."

Zwei, die sich nicht wirklich verstanden haben: Monika Kratzer vom Umweltministerium (links) und Anwohnerin Helga Widhopf. (Foto: Marco Einfeldt)

Gemessen werden in dem Container nun aber erst einmal sechs Monate lang die Pullinger Werte unter anderem für Feinstäube, Stickstoffoxide, Ozon, Benzol, und Kerosinbestandteile. Ausgewertet werden die Daten von der Ingenieurgesellschaft Müller-BBM, wobei das ein wenig dauern kann. In Eitting stand die Luftgütemessstation bereits. Die aufbereiteten Daten sollen dem Gemeinderat dort nun im März vorgelegt werden, auch wenn die Bürgerinitiativen eigentlich lieber das Rohdatenmaterial sehen würden.

Begeistert zeigte sich Monika Kratzer, leitende Ministerialdirigentin im bayerischen Umweltministerium von der neuen Messstation. Man müsse die Lebensqualität in Bayern erhalten, sagte sie, aber auch den Wohlstand - und um Gefahren für die Lebensqualität beurteilen zu können, brauche man Fakten. Sie sei daher dankbar, dass die FMG hier in Eigeninitiative "zusätzlich etwas macht". Das sei "ein großer Beweis dafür, dass der Flughafen ein Interesse daran hat, Vertrauen zu schaffen".

Den Beweis dafür, dass es mit diesem Vertrauen teilweise nicht weit her ist, lieferte noch während Kratzers Rede die Pullingerin Helga Widhopf. Ihr reiche es jetzt, ärgerte sie sich und unterbrach die sichtlich genervte Ministerialdirigentin, um ihr den Luftfilter ihres Schallschutzfensters zu zeigen: Der sei nach kürzester Zeit schwarz, empörte sich Widhopf - und ließ sich auch durch Kratzers Hinweis auf die nun bald zu erwartenden "objektiven Daten" der neuen Messstation nicht besänftigen.

© SZ vom 13.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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