Jugend musiziert:Mozart und Brahms im organisierten Chaos

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Zu den Jugendlichen, die am Samstag im Regionalwettbewerb "Jugend musiziert" angetreten sind, gehörte auch Valentin Weinberger aus Attenkirchen. (Foto: Marco Einfeldt)

Beim Regionalwettbewerb "Jugend musiziert" in der Freisinger Musikschule zeigt der Nachwuchs sein Können. Fast alle Teilnehmer sind begeistert und hoch motiviert.

Von Rebecca Seeberg, Freising

Auf der Bühne wiegen sich zwei kleine Mädchen, nicht älter als zwölf, zu den Tönen Mozarts und Strawinskis im Takt. Sie tragen beide blau-weiß karierte Kleider und sind auch sonst völlig im Einklang. Ein kurzer Blick, ein kleines Nicken und schon entführen sie die Zuschauer in eine Welt jenseits von Raum und Zeit.

Bei strahlendem Sonnenschein haben sich am vergangenen Samstag zahlreiche Menschen zum regionalen Wettbewerb von "Jugend musiziert" in die Musikschule Freising aufgemacht, um ihre Kinder, Geschwister, Enkel oder Freunde zu unterstützen, oder auch einfach nur der Musik zu lauschen.

Und was sie da zu hören bekamen: Mozart, Schostakowitsch, Brahms, Beethoven und noch viele andere ganz große Komponisten wurden von den jungen Musikern mit Geschmack und Raffinesse dargeboten.Die zwei im Partnerlook gekleideten Musikerinnen, Katharina Egelhuber (Violine) und Larissa Höcher (Klavier), üben schon seit einem Vierteljahr zusammen für den großen Wettbewerb. Aufgeregt seien sie nicht besonders gewesen, aber es habe ja auch gut geklappt, erzählt Larissa und grinst von einem Ohr zum anderen. Auch Lilli Bulenda ist nicht wirklich nervös. "Ich bin ja schließlich schon dreimal dabei gewesen. Da ist meine Mama viel schlimmer", kichert sie - und wendet sich wieder ihrer Geige zu. Sie tritt gleich auf und muss das Instrument noch stimmen und sich einspielen.

Dabei hätte sie jeden Grund gehabt, aufgeregt zu sein. Denn "Jugend musiziert" ist nicht nur irgendein Wettbewerb. "Viele bekannte deutsche Musiker haben hier schon mitgemacht", weiß Martin Keeser, der Leiter der Freisinger Musikschule zu berichten. Und wer weiß: Vielleicht üben sich hier ja an diesem Samstag die Paganinis von morgen.

In den Fluren der Musikschule herrscht das organisierte Chaos. Töchter ziehen ihre Väter an den Händen hinter sich her und erzählen mit geröteten Wangen von ihrem Vorspiel. Nachwuchsmusiker warten mit großen Augen auf ihren "Termin". Ein kleiner Junge bahnt sich mit seiner Trompete einen Weg durch die Menschenmenge und stolpert prompt über den Ständer eines Hackbretts. Felix Schlüter dagegen ist die Ruhe selbst. Entspannt betrachtet er das Getümmel und weist nur hin und wieder gehetzten Familien den Weg. Musikalisch aber ist auch er allemal. Er hat auf der Posaune schon am Vortag mit Bravour vorgespielt und besucht die Abschlussklasse des Camerloher-Gymnasiums in Freising. "Für ein Ziel wie diesen Wettbewerb zu üben, motiviert einfach. Für jeden ist es nur positiv, hier mitzumachen und davon zu lernen", erzählt er.

Motiviert ist auch Felicia Kaufmann. Am liebsten spielt sie das Lied "Greensleeves" auf ihrem Hackbrett. Auch in ihrer Familie wird musiziert. "Mein Papa spielt Veeh-Harfe. Die hat ein Herr Veeh für seinen behinderten Sohn erfunden und so kann eigentlich jeder dieses Instrument spielen. Je professioneller man das macht,

desto schwieriger wird das aber", erklärt sie, ganz die Tochter ihres Vaters. "Meine Mama steht immer hinter mir, auch weil sie meine Lehrerin ist. Das ist einerseits echt praktisch, aber manchmal auch ein bisschen nervig", gibt sie zu und lächelt einer Frau zu, die ihr Glück wünscht. Bühnenfieber habe sie nicht und gegen die Aufregung weiß sie Rat. "Ich stelle mir einfach vor, dass niemand da ist und ich einfach nur für mich spiele."

Im Vorspielraum hämmert Amelie Lechtenfeld währenddessen emsig auf die Saiten ihres Hackbretts ein. Präzise trifft sie auf die Stränge und lässt die melancholischen, glasklaren Töne erklingen, die Leopold Mozart für seinen Sohn komponiert hat. Draußen verbirgt ein kleines Mädchen sein Gesicht in Mamas Haaren. Auch Enttäuschung gehört zu so einem Wettbewerb dazu, aber Martin Keeser ermuntert die jungen Musiker, sich nicht zu viele Gedanken zu machen, wenn es mal nicht klappt. "Es gibt immer ein nächstes mal", ruft er und schlüpft noch gerade so durch die Tür zu einem der Konzerträume.

Am Strahlen in Cosima Heilmaiers Gesicht kann man sehen, dass es bei ihr gut lief. Die Zehnjährige spielt nicht Blockflöte, nein, auch nicht Geige, oder Klavier, sie spielt Fagott. In ihrer Altersgruppe gibt es nur noch einen, der in dieser Disziplin teilnimmt. Doch der hat sich auf das etwas handlichere Fagottino beschränkt. "Das macht einfach Spaß", erzählt sie mit roten Backen und blickt zu ihrer etwas älteren Schwester auf, die heute ein ebenfalls erfolgreiches Querflötenvorspiel hatte. Sarah könnte sich gut vorstellen später mal Musikerin zu werden. Für ihre Instrumente haben sich die beiden von sich aus entschieden. "Wir wollen das selber", sagt die Nachwuchsmusikerin bestimmt.

25 Punkte, die Höchstpunktzahl, erreichten unter anderem Clara Egelhuber und Valerie Bulenda. Als Klavier und Violoncello-Duo begeisterten sie die Juroren und das Publikum. Neben Schule, Schwimmen und Turnen spielt Valerie noch Klavier und Trompete. "Aber das geht schon", sagt sie und lächelt keck ihrer Mutter zu, die sie drängt, zum nächsten Vorspiel zu gehen. Wichtig sei ihr, das Gefühl des jeweiligen Stückes rüberbringen zu können. Den beiden ist das mit ihrem Vorspiel auf jeden Fall gelungen. Und die ausdrucksstarke Cellistin Clara bringt auch den Geist des Wettbewerbs auf den Punkt: "Zusammen zu spielen macht einfach Spaß."

Die Ergebnisse des Regionalwettbewerbs kann man online hier sehen.

© SZ vom 02.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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