Freising:CSU setzt auf "Fakten und Zahlen"

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Ortsverband will Ministerpräsident Horst Seehofer vom Unsinn einer dritten Startbahn am Flughafen überzeugen

Von Johann Kirchberger, Freising

Mit einem Bus gondelten am Sonntag CSU-Mitglieder durch Attaching, Schwaigermoos und Eittingermoos, wollten sich ansehen, wo genau einmal die dritte Startbahn gebaut werden soll, wollten Zahlen und Fakten aufsaugen, sich über die Ausmaße des Übernahmegebiets informieren und über den Lärm, der die Menschen dort erwartet. Dass Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer und Ortsvorsitzender Peter Geiger mit dabei waren und sich gegen die Startbahnpläne positionierten, hat dabei nicht sonderlich überrascht.

Attaching war früher fest in schwarzer Hand. Seit die Expansionspläne des Flughafens die Runde machten, bringt die CSU in dem Freisinger Ortsteil aber keinen Fuß mehr auf den Boden. Da besteht Handlungsbedarf. Überrascht hat jedoch der Reiseleiter: Ludwig Grüll von Plane Stupid, einer der schärfsten Startbahngegner, mit dem sich insbesondere Irlstorfer in der so genannten Wahlplakat-Affäre vor einem Jahr noch heftige Gefechte geliefert hat.

Die Sache sei ausgeräumt, sagte Irlstorfer. Jetzt gehe es darum, gemeinsam über alle Parteigrenzen hinweg nach Lösungen zu suchen, um den Bau der dritten Startbahn zu verhindern. Entschieden werde darüber nicht auf der Straße, sagte er. Auch von den Gerichten erhofft sich der Abgeordnete nicht allzu viel. Er setze auf den Verhandlungstisch, auf eine politische Lösung, so Irlstorfer. Schon am nächsten Samstag werde er bei der CSU-Kreisvorsitzendenkonferenz erneut mit Horst Seehofer reden und er gab sich zuversichtlich, dass das geplante Treffen der Startbahngegner mit dem Ministerpräsidenten bald zustande kommt und auch Innen- und Verkehrsminister Herrmann demnächst Attaching besuchen und dafür ausreichend Zeit mitbringen werde.

Mit einer dritten Startbahn würden in Attaching die Flugzeuge in 70 Metern Höhe über den Ort fliegen. (Foto: Marco Einfeldt)

Einen Vorgeschmack, was die CSU-Granden dann zu hören bekommen, gaben am Sonntag nach der Busfahrt durch das ausgestorbene Schwaigermoos und einem Stopp am Tor 030 - "so laut wie hier wird es auch in Attaching, wenn die Flugzeuge in 70 Meter Höhe über uns hinwegdonnern" - schon mal Reinhard Kendlbacher und Oswald Rottmann von der BI Freising im Attachinger Sportheim. Es wird bei den Treffen darum gehen, dass die dritte Startbahn ausschließlich für Umsteiger und keineswegs für die Befriedigung der öffentlichen Verkehrsnachfrage notwendig ist, dass die Wirtschaft des Flughafenumlandes nicht von einer dritten Startbahn abhängt, dass hier Vollbeschäftigung herrscht und neue Arbeitsplätze nur noch im Non-Aviation-Bereich entstehen, weil Lufthansa und FMG Personal abbauen und auch, dass zwischen der Flughafengröße und dem Wirtschaftswachstum Bayerns kein Zusammenhang besteht. Ganz im Gegenteil, die dritte Startbahn würde andere Verkehrsträger kannibalisieren, hieß es, würde Originärpassagiere von anderen Flughäfen wie etwa Nürnberg oder auch von der Bahn abziehen.

Angesprochen werden dann sicher auch die in den Augen der Startbahngegner "haarsträubenden Gutachten", die zweifelhaften Ausgangszahlen und Methoden, die zu fehlerhaften Bedarfsprognosen hinsichtlich der Flugbewegungen, der Passagiere und der Fracht geführt haben, die Probleme der gefährlichen Feinst-Stäube, von denen derzeit überhaupt nur zehn Prozent untersucht würden und die Auswirkungen auf den Klimaschutz. Schon jetzt verursache der Münchner Flughafen zehn Prozent der Treibhausgase in ganz Bayern, hieß es. Aber auch der unerträgliche und unzumutbare Lärm wird zur Sprache kommen, und das Fluglärmgesetz, das als verfassungswidrig bezeichnet wurde.

Von den CSU-Mitgliedern blieben die Ausführungen von Kendlbacher und Rottmann unwidersprochen, es wurde sogar noch das eine oder andere draufgesetzt. So war die Rede davon, dass wegen der Schadstoffbelastung Sport auf den meisten Sportanlagen Freisings gesundheitsgefährdend sei. Peter Geiger war mit den Ausführungen der BI-Aktivisten einverstanden, sprach davon, dass dieses "Damoklesschwert dritte Startbahn" verschwinden müsse, weil dadurch die Entwicklung Freisings "limitiert" werde. Seehofer, so sagte der CSU-Ortsvorsitzende, müsse mit "Fakten und Zahlen überzogen" und davon überzeugt werden, dass der Bau der Startbahn nicht notwendig sei. Der CSU-Ortsverband, so scheint es, hat sich für die nächsten Monate viel vorgenommen.

© SZ vom 23.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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