Flüchtlinge:Containerdorf für Asylbewerber

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Der Planungs- und Bauausschuss des Freisinger Stadtrats stimmt einem Vorbescheidsantrag des Landkreises für sieben Gebäude in Modulbauweise zu. 210 Menschen sollen auf dem Grundstück am Bahnhof leben können.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Stadt Freising wird dem Landratsamt beim Bau einer zentralen Unterkunft für Asylbewerber nahe dem Freisinger Bahnhof keine Steine in den Weg legen. Der Planungs- und Bauausschuss des Stadtrats stimmte einem Vorbescheidsantrag der Kreisbehörde für sieben Gebäude in Modulbauweise am Dienstag zu. Einzige Bedingung: Die konkrete Gestaltung der Anlage und die Situierung der Module muss mit der Stadt abgestimmt werden. Das ausgewählte Grundstück liegt an der Luitpoldstraße zwischen dem P&R-Platz und der Isar und gehört der Erzdiözese, die bereits eine Verpachtung in Aussicht gestellt hat.

Bislang hatte der Landkreis bei der Unterbringung von Flüchtlingen vornehmlich auf kleinere, dezentrale Einrichtungen gesetzt. Derzeit leben 630 Asylbewerber in 43 Unterkünften im gesamten Landkreis. Doch einer aktuellen Prognose zufolge fehlen für das Jahr 2015 weitere 714 Plätze, wie Landrat Josef Hauner der Freisinger SZ Ende vergangener Woche bestätigte. Er will in Zukunft deshalb auf eine Mischung aus kleineren und größeren Asylunterkünften setzen - auch, weil in zentralen Anlagen die Betreuung durch Sicherheitsdienste, Hausmeister oder Sozialpädagogen einfacher zu organisieren ist. Außerdem fühlen sich einige kleinere Orte im Landkreis sowie deren ehrenamtliche Helfer mit der Zuteilung von Asylbewerbern überfordert.

Gleichwohl wird selbst die geplante Anlage am Freisinger Bahnhof die Platzprobleme nicht endgültig lösen. 210 Menschen sollen hier untergebracht werden, das ist nicht einmal ein Drittel der aktuell erwarteten Zahlen. Wie genau das Containerdorf aussehen soll, wurde am Dienstag im Planungsausschuss erläutert. Jedes der sieben parallel angeordneten Gebäudemodule wird demnach aus 15 Containern bestehen, die von jeweils zwei Menschen bewohnt werden können. Außerdem gehören zu jedem Gebäudekomplex eine Gemeinschaftsküche, gemeinschaftlich genutzte Sanitäranlagen, ein Büro, ein Abstell- und ein Waschraum. Für die Außenanlagen wird mit einem Kinderspielplatz, einem Bolzplatz, fünf Parkplätzen und einem Müllhäuschen geplant.

So wie hier in München könnten bald am Freisinger Bahnhof Container für Asylbewerber stehen. (Foto: Cornelia Hess)

Vor der Abstimmung hatte Thomas Fritz, im Landratsamt zuständig für die Asylbewerber, den Stadträten im Planungsausschuss noch einmal eindringlich geschildert, wie prekär die Lage im Landkreis aktuell ist. Man komme mit der Schaffung von Wohnraum für Flüchtlinge einfach nicht mehr hinterher, sagte er. Im vergangenen Jahr habe man gerade einmal 300 Plätze neu bereitstellen können, das sei aber schon ein sehr gutes Jahr gewesen. Heuer müsse man fast 700 weitere Flüchtlinge unterbringen, das sei ohne eine große, zentrale Unterkunft nicht mehr zu schaffen. Diese Woche habe man der Regierung noch Plätze melden können, so Fritz weiter: "Ab nächster Woche haben wir nichts mehr. Wenn wir dann auch kein Konzept vorlegen können, dann kommen die Zwangszuweisungen."

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher sagte, dass er sich wünschen würde, dass die Containeranlage ein wenig sozialverträglicher gestaltet werden könnte. "Sieben Container in einer Reihe sehen doch ein bisschen barackenmäßig aus", sagte er. Schließlich müssten dort auch Familien leben. Fritz versicherte, dass das Landratsamt grundsätzlich offen sei für alles. Der finanzielle Spielraum, den man seitens des Freistaats habe, lasse Sonderwünsche jedoch nicht zu. Linken-Stadtrat Guido Hoyer hielt fest, dass der Landkreis hier schon einen sehr deutlichen Strategiewechsel von der bisherigen dezentralen Unterbringung hin zu einer der größten Gemeinschaftsanlagen im näheren Umkreis vollziehen wolle. Er werde dieser Entscheidung daher nicht zustimmen. Grünen-Stadtrat Manfred Drobny schloss sich an.

Überraschend musste sich der Planungsausschuss am Dienstag auch noch mit dem Vorbescheidsantrag eines privaten Anbieters befassen, der ebenfalls eine Unterkunft für Asylbewerber - in diesem Fall für 222 Menschen - auf dem fraglichen Grundstück errichten möchte. Derartiges sei ja auch schon zu einem "Geschäftsmodell für Investoren geworden", kommentierte Eschenbacher. Weil die Voraussetzungen identisch waren, musste der Ausschuss auch diesem Bescheid zustimmen.

© SZ vom 25.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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