Flughafen:Der Ärger muss bis Montag warten

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Wer sich am Wochenende beim Luftamt Süd über Fluglärm beschweren will, hat schlechte Karten

Von Peter Becker, Flughafen

Etwas befremdet fühlten sich die Mitglieder der Fluglärmkommission vom Bericht des Fluglärmbeauftragten für den Flughafen im Erdinger Moos, Robert Biberger. Und das gleich in doppelter Hinsicht. In der Sitzung des Gremiums im vergangenen Herbst war der Wunsch laut geworden, das Luftamt Süd möge doch an den Wochenenden einen Anrufbeantworter einschalten. Dann könnten Beschwerdeführer ihren Unmut über Belästigungen durch Flugzeuge auch am Wochenende kundtun und müssten nicht bis zum Montag warten. Biberger sagte, er habe sich bei der Regierung schlau gemacht, ob diese eventuell einen Anrufbeantworter zur Verfügung stelle. Die Antwort lautet schlicht und einfach: "Nein!". Die Regierung, immerhin Mitbetreiber des Flughafens im Erdinger Moos, ist der Ansicht, dass es dem Bürger durchaus zuzumuten sei, seinen Groll fürs Erste hintanzustellen und seine Beschwerde dann zu den Geschäftszeiten des Luftamts an den Mann zu bringen.

Biberger, der Verantwortliche beim Luftamt, scheint indes kein gesteigertes Verlangen danach zu haben, sich mit Beschwerden auseinanderzusetzen. Dies ist jedenfalls der Eindruck von Georg Kölbl von der Bundesvereinigung gegen Fluglärm. Von diesem stammte der Vorschlag, an den Wochenenden einen Anrufbeantworter zu schalten. "Ich rufe dann an, wenn ich mich ärgere", hatte Kölbl seinen Wunsch begründet. Nach der Sitzung gibt es Weißwürste. In einer Schlange mit Biberger stehend, kolportierte Kölbl während der jüngsten Sitzung der Fluglärmkommission, habe er diesen noch einmal auf den Anrufbeantworter angesprochen. Biberger habe unwirsch geantwortet, dass er keine Lust habe, sich stundenlang den Anrufbeantworter anzuhören.

Kölbl sagte, das Luftfahrt am Süd solle halt eine Hilfskraft einstellen, wenn Biberger seine Arbeit nicht bewältigen könne. Fluglärmkommissions-Vorsitzender Herbert Knur sagte, dass das Luftfahrtamt Nord, das für den Nürnberger Flughafen verantwortlich ist, ein offeneres Ohr für die Bürgerbeschwerden habe. "Wir wollen nicht schlechter behandelt werden", bekräftigte er.

Ansonsten hatte Biberger berichtet, dass von November bis Ende Juni 133 Beschwerden wegen Fluglärms, Überflügen oder Störung der Nachtruhe bei ihm eingegangen waren. Martin Köppl von der Flugsicherung berichtete von 111 schriftlichen Beschwerden, die bei der Behörde eingegangen waren.

Josef Schwendner von der Flughafen München GmbH (FMG) berichtete von dem Aufwärtstrend, der derzeit bei Passagieren und Flugbewegungen am Flughafen im Erdinger Moos herrscht. Umweltressort-Chef Herrmann Blomeyer verwies auf die Bemühungen der FMG, den Flughafen so umweltverträglich wie möglich zu machen. Durch den allmählichen Wechsel der Flugzeugtypen nehme der Fluglärm ab, sagte Blomeyer. Zur Demonstration gab es buchstäblich eins auf die Ohren. Blomeyer spielte quasi als "Weltpremiere" einen akustischen Vergleich zwischen einem Airbus des Typs A 350 und dem veralteten A 340 ein. Der eine rauschte mit 75 Dezibel, der andere mit 80 an einer Messstelle vorbei. Es sei gelungen, die Lautstärke mehr als zu halbieren, lobte Knur. Blomeyer verwies überdies auf eine Internetseite, auf der Interessenten jederzeit die Luftqualität an verschiedenen Messstellen nachlesen können.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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