Fasziniert von der Welt der Pflanzen:"Schön sind sie alle"

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Robert Mordstein empfand sein Studium als zu langweilig und ließ sich zum Techniker im Garten- und Landschaftsbau ausbilden. (Foto: Joerg Koch)

Robert Mordstein ist Vorsitzender der Freisinger Rosen- und Gartenfreunde, die heuer ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Den grünen Daumen entdeckte der Garten- und Landschaftsbauer einst im Schrebergarten der Eltern. Heute sind Pflanzen sein Leben

interview Von Isabella Lössl, Freising

Die Freisinger Rosen- und Gartenfreunde sind am vergangenen Wochenende 150 Jahre alt geworden. Im Mai 1865 als Obst- und Gartenbauverein gegründet, blühte der Verein nach der Kür Freisings zur Rosenstadt im Jahr 2001 noch einmal neu auf. Sein Vorsitzender, der Garten- und Landschaftsbauer Robert Mordstein spricht im Interview mit der Freisinger SZ über die Aktivitäten des Vereins, seine persönliche Faszination für Pflanzen und erzählt, warum er als junger Mann das Studium abbrach und lieber wieder in einer Gärtnerei arbeitete.

SZ: Herr Mordstein, was machen die Rosen- und Gartenfreunde innerhalb ihrer Vereinsarbeit?

Robert Mordstein: Alles, was irgendwie mit Pflanzen zu tun hat. Im Frühjahr und im Sommer organisieren wir beispielsweise einen Rosenschnittkurs. Auch Rosenführungen durch Freising bieten wir an. Ich versuche, ein vielfältiges, abwechslungsreiches Jahresprogramm zusammenzustellen. Dafür gewinne ich auch Experten für Fachvorträge über Fuchsien oder Orchideen oder organisiere Führungen, zum Beispiel in Planegg.

Wie viele Mitglieder hat der Verein?

Im Moment haben wir 83 Mitglieder. Die Zahl ist in etwa konstant geblieben, obwohl relativ viele Mitglieder gestorben sind. Wir haben weiterhin einen hohen Altersdurchschnitt. Eine Mitgliedschaft erlangt man klassisch über einen Antrag, im Jahr kostet sie zwölf Euro.

Seit wann sind Sie im Verein tätig?

Ich bin seit 1996 im Verein. Vorstand wurde ich zwei Jahre später und hatte bis jetzt auch noch nie den Gedanken ans Aufhören. Ab und zu gibt es Momente, in denen man wenig Lust verspürt, wenn zum Beispiel nur wenige Leute zu den Treffen kommen. Aber das ist nur sehr selten.

Der Verein ist nun 150 Jahre alt geworden. Können Sie etwas über seine Entstehung sagen?

Leider nur sehr wenig, denn es gibt keine Unterlagen mehr. Sie wurden vermutlich bei den Bombenangriffen am Kriegsende zerstört oder verschwanden bei einem Hochwasser. Lange Zeit haben wir gar nicht gewusst, wie alt der Verein ist. Durch Zufall habe ich in einem Buch, das ich auf dem Flohmarkt gekauft hatte, einen Einmerker gefunden, auf dem die Satzung von 1901 abgebildet war. Darauf war das Datum 16. Mai 1865 verzeichnet, was jetzt als unser Gründungsdatum firmiert. Wir waren ursprünglich ein Obst- und Gartenbauverein. Als Freising 2001 zur Rosenstadt gekürt wurde, war vorab eine Voraussetzung, dass in der Stadt ein Rosenverein existiert. Es wäre Quatsch gewesen, einen zweiten Verein zu gründen, der sich mit demselben Thema beschäftigt. Also hat sich unser Verein umbenannt.

Um die 150 Jahre zu feiern, fand letzten Samstag ein Jubiläumsfest dazu statt. Wie lief diese Feier ab?

Das Fest war nur für unsere Mitglieder sowie die Vorstände der anderen Verbände im Kreisverband für Landespflege und Gartenbau. Nach einem Gottesdienst gab es einen kleinen Rückblick auf die letzten Jahre in unserem Verein. Vertreter aus der Kultur waren auch da.

Können Sie Erlebnisse aus der jüngeren Vereinsgeschichte herausheben, an die Sie sich gerne zurück erinnern?

Unsere Ausflüge sind mir immer lange im Gedächtnis geblieben, vor allem die mehrtägigen. Wir waren im ungarischen Eger und in Meran in Italien. In beiden Städten war es sehr schön.

Was fasziniert Sie persönlich an der Pflanzenwelt denn eigentlich so sehr?

Alles! Die Pflanzen sind so etwas wie mein Leben. Selbst im Winterurlaub auf den Kanaren habe ich immer meinen Pflanzenführer dabei. Die meisten Menschen wissen gar nicht, was man im eigenen Garten überhaupt alles essen könnte. Gänseblümchen zum Beispiel sind super für die Blutreinigung.

Kennt Ihre Leidenschaft Grenzen?

Als Garten- und Landschaftsbauer ist eine berufliche Beschäftigung mit Pflanzen ohnehin vorprogrammiert, aber auch privat bin ich ständig im Garten oder lese Fachliteratur. Dem Internet sollte man dabei wenig Vertrauen schenken, da stehen viele falsche Informationen auf diversen Seiten.

Wie ist Ihr Interesse daran entstanden?

Das fing in der elften Schulklasse an. Meine Eltern baten mich damals, in ihrem Schrebergarten mitzuhelfen. Nach dem Abitur wollte ich Landespflege studieren, bin aber am Numerus Clausus gescheitert. Dadurch habe ich in der Gärtnerei, in der ich auch schon mein Vorpraktikum für das Studium absolviert hatte, eine zweijährige Lehre gemacht. Zu den Rosen gebracht hat mich Freisings "Rosen-Professor" Josef Sieber.

Das Studium war für Sie damit abgehakt?

Zunächst nicht, denn ich habe einen Platz im Nachrückverfahren bekommen. Ausgehalten habe ich es dann vier Wochen. Die Inhalte des Grundstudiums waren mir viel zu langweilig. Ich habe mich dafür entschieden, zurück in die Gärtnerei zu gehen, dort als Geselle weiterzuarbeiten und schließlich meinen Techniker im Garten- und Landschaftsbau zu machen.

Die Stadt Freising ist seit 2001 Rosenstadt und feiert am 13. Juni den Rosentag. Ist Ihr Verein dort auch aktiv?

Ja, wir werden einen Infostand haben, an dem zwei bis drei Mitglieder vor Ort sein werden. Wir haben Stellwände zu den wichtigsten Rosenkrankheiten aufgebaut und die Menschen können uns im Prinzip alles fragen, was sich um Rosen oder allgemein um Pflanzen dreht.

Was ist ihre Lieblingsrosensorte?

Schön sind sie eigentlich alle. Die Japanrose ist allerdings nicht winterhart. Insgesamt gibt es weit mehr als 20 000 verschiedene Sorten. Darunter einen Favoriten zu haben, wäre unmöglich. In Sangerhausen in Sachsen-Anhalt steht das größte Zentrum für Rosen in Deutschland, in dem man auch die ausgefallensten Sorten bekommt. Früher gab es ja nur weiße und cremefarbene Rosen, die gelben, roten und rosa-farbenen kommen mittlerweile alle aus Asien.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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