Ganze Straßenzüge überschwemmt, zahllose Keller vollgelaufen, eine Art Seenplatte im Westen der Stadt: Tagelanger Regen bescherte der Stadt Freising im Juni 2013 ein Hochwasser, wie es so niemand erwartet hatte. Zum Ausmaß der Katastrophe hatte unter anderem beigetragen, dass die auf die Moosach zufließenden Gräben die Pegelstände im Stadtgebiet mit enormen Wassermassen in die Höhe trieben.
Um derartiges in Zukunft zu verhindern, hat die Stadt ein integrales Hochwasserschutzkonzept in Auftrag gegeben, das für die Bereiche Freising-West und Freising-Nordost kürzlich fertig gestellt und dem Planungsausschuss vorgelegt wurde. Der Bereich Freising-Nord, der zusammen mit der Gemeinde Kranzberg erarbeitet wird, soll im Februar 2016 folgen.
Neben dem "technischen Hochwasserschutz" sieht das Konzept, das Landschaftsarchitektin Angelika Ruhland und Ingenieur Joachim Löhr im Ausschuss vorstellten, vor allem eine verbesserte Pflege und Umgestaltung der betroffenen Gewässer vor. So sollten entlang der Flüsse und Bäche durchgehende Uferstreifen angelegt werden. Damit würde die Eigendynamik der Gewässer gefördert; die Einträge durch die Landwirtschaft könnten auf der anderen Seite minimiert werden.
Um die Fließgeschwindigkeit zu verringern, schlagen die Experten vor, die Sohle der Fließgewässer, wo nötig anzuheben. Verrohrungen, Ufer- und Sohlverbauten sollten entfernt werden, um die Durchgängigkeit der Bäche zu verbessern. Auch eine Extensivierung der angrenzenden Nutzungen und die Förderung der Versickerung im Einzugsgebiet der Gewässer gehören zu den empfohlenen Maßnahmen.
All das könne aber nur umgesetzt werden, wenn die Eigentümer der jeweiligen Flächen für eine Kooperation gewonnen würden, räumte Löhr ein. Deshalb könnten sicher nicht alle Maßnahmen gleichzeitig umgesetzt werden.
"Höchste Priorität" sollte in seinen Augen jedoch die Situation rings um Sünzhausen haben, weil hier Teile des Ortes von möglichen Überflutungen betroffen seien. Auch den Bereich um Kleinbachern nennt Löhr unter anderem als vordringlich im Bereich Freising-West, während im Nordosten vor allem die Situation oberhalb von Tuching verbessert werden müsste. Auch oberhalb von Tüntenhausen sollten bald Maßnahmen ergriffen werden, um Überschwemmungen des Ortes künftig zu vermeiden.
FW-Stadtrat Karl-Heinz Freitag erklärte, dass "das Konzept einen sehr guten Eindruck macht". Er gab jedoch zu bedenken, dass "die gewünschten Retensionsflächen in den Hügeln wegen der Eigentumsverhältnisse vielleicht nicht immer realisierbar sind". Möglicherweise könnte man stattdessen Flächen im Freisinger Moos nutzen "und dort Wasser loswerden", so seine Anregung. Manfred Drobny (Grüne) nannte das vorgestellte Konzept "im großen und ganzen schlüssig", während Robert Weller (FW) vor allem darum bat, die Bürger frühzeitig an der Planung der konkreten Maßnahmen zu beteiligen, um die Akzeptanz zu verbessern.
Der Planungsausschuss stimmte der Konzeption am Ende grundsätzlich zu und sicherte sich damit zumindest eine 75-prozentige Förderung für die Kosten der Planung. Die Verwaltung soll nun sinnvolle Abschnitte für die Umsetzung im Detail wählen. Außerdem soll bei den weiteren Planungsschritten auch die geforderte Beteiligung der Bürger durchgeführt werden.
Löhr erklärte, dass sich sämtliche Maßnahmen im Bereich von "Freising-West" auf sieben Millionen Euro summieren würden. Für "Freising-Nordost" sei mit fünf Millionen Euro zu rechnen. Sebastian Habermeyer (Grüne) regte dann noch an, eine mögliche Kostenbeteiligung der Landwirte prüfen zu lassen. Stadtjurist Gerhard Koch riet davon jedoch ab: "Das ist sehr umstritten und die Gesetzeslage ist hier nicht eindeutig."