Exkursion zur "blauen Stunde":Freising wird leuchten

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Diese neuen Lampen würden nach Ansicht der Planer die City nachts ins rechte Licht rücken. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Stadtplanungsamt stellt vor, was für ein Hingucker die Stadt am Abend werden soll. Neben der Musterfläche an der Unteren Hauptstraße gibt es nun auch das Musterleuchten.

Von Kerstin Vogel, Freising

Eine auch im Wortsinn erhellende Informationsveranstaltung hat das Stadtplanungsamt den Freisingern am Montagabend mit dem zweiten "Forum Licht" angeboten: Zur "blauen Stunde" ging es dabei zunächst zum Musterpflaster in der Innenstadt. Dort hängen seit kurzem auch Musterleuchten, damit sich die Freisinger vorab schon mal ein Bild machen können von den künftigen Freisinger Nächten. Vor dem Weißbräu Huber konnten die gut 30 interessierten Bürger auch noch Muster der neuen Mastleuchten anschauen.

Zuvor hatten die von der Stadt mit dem Beleuchtungskonzept beauftragten Planer des Büros "3lpi Lichtplaner + Ingenieure" im neuen "Pop-Up-Store" des Vereins Aktive City am Marienplatz den "Masterplan" für die künftige Beleuchtung der neu gestalteten Freisinger Innenstadt erläutert. Dabei gehe es um die Verbesserung des nächtlichen Stadtbildes, man wolle besondere Gebäude hervorheben und die Orientierung für nächtliche Besucher verbessern, erklärte Lichtplanerin Beatrice Seidt.

Die Lichtplaner

Das Büro "3lpi Lichtplaner + Ingenieure" wurde im Januar 2014 von Beatrice Seidt, Mathias Wambsganß und Florian Zach gegründet. Das Trio verspricht unter anderem eine "differenzierte Planung von Licht und Schatten gleichermaßen", weil das richtige Licht zur richtigen Zeit wichtig ist für das Wohlbefinden des Menschen, wie es auf der Homepage des Büros heißt. Geworben wird dort außerdem mit der Anwendung "fundierter wissenschaftlicher Methoden" und langjähriger Projekterfahrung. Seidt zählte bei ihrem Besuch in Freising unter anderem die Masterpläne in Sachen Licht für die Städte Bremen und Rotterdam auf.

Der Masterplan

Der für Freising entwickelte Masterplan gibt künftig vor, welche Leuchten nach der Umgestaltung der Innenstadt wo aufgehängt oder aufgestellt werden. Dabei sollen möglichst wenige verschiedene Leuchtentypen verwendet werden und man hat sich für die neue LED-Technik entschieden. Ziel ist unter anderem, weniger Licht "in den Himmel zu verlieren", wie Beatrice Seidt im Pop-Up-Store schilderte. Viel Wert lege man auf eine Zusammenarbeit mit den Hauseigentümern und Kaufleuten in der Stadt, versicherte sie: "Wir werden es nicht zu hundert Prozent allen Recht machen können, aber der Wille ist da."

Die Information der Bürger

Das "Forum Licht" hat am Montagabend bereits zum zweiten Mal stattgefunden. Im Mai 2015 hatte das Stadtplanungsamt eine erste derartige Veranstaltung organisiert, um die Rahmenbedingungen für das neue Beleuchtungskonzept festzulegen. Im März 2015 waren die Lichtplaner dazu schon einmal durch die Stadt gezogen, um den Bestand zu erfassen und später analysieren zu können. Am vergangenen Wochenende seien außerdem die Anlieger um fassend darüber informiert worden, wie eine "behutsame Erneuerung" aussehen könnte, berichtete Stadtbaumeisterin Barbara Schelle: "Wir wollen ja nicht alles komplett neu machen."

Was bisher gut ist

Bei der Bestandsanalyse haben die Lichtplaner durchaus auch gute Beispiele städtischer Beleuchtung in Freising gefunden. So müsse an der Beleuchtung des St. Georg-Turms rein gar nichts geändert werden, sagte Seidt. Die Altstadtgalerie sei mit den Leuchten auf den Fenstersimsen ebenfalls ein sehr gutes Beispiel für Beleuchtungsvarianten in einer Stadt. Lob auch für die Gestaltung der Schaufenster in der Innenstadt. Hier gefiel Seidt vor allem, dass sich die Freisinger Geschäftsleute nicht wie anderswo einen Wettbewerb mit immer noch helleren Schaufenstern lieferten.

Was bisher schlecht ist

Neben den positiven Erkenntnissen steht in der Bestandsanalyse auch einiges, was die Lichtplaner für verbesserungswürdig halten. Wer zum Beispiel von der Unteren Hauptstraße in Richtung Rathaus schaut, sieht nachts im weiteren Verlauf der Hauptstraße die Giebel der Häuser nicht. "Man sieht nur die Leuchten, nicht die Fassaden", kritisierte Seidt, damit biete sich ein völlig falsches Bild von der Stadt. Die bisher verwendeten Standleuchten stünden an manchen Stellen so ungünstig, dass sie den Anwohnern direkt ins Schlafzimmer leuchteten, hat sie außerdem festgestellt. Manche hätte da schon selber Abschirmungen angebracht, das solle in Zukunft nicht mehr nötig seien. Ebenfalls noch nicht gut gelöst sind die Beleuchtung des Asamgebäudes, des Turms am Amtsgericht oder der Heiliggeistkirche. All diese Bauwerke würden in der Dunkelheit verschwinden, haben die Lichtplaner festgestellt. Dabei sollte man umgekehrt "die schönen Sachen, die da sind, auch zeigen", so Seidt. Das gelte etwa auch für das Wasser in der Fischergasse. Keinesfalls aber solle es darum gehen, "die ganze Stadt strahlend zu beleuchten". Verbesserungswürdig sei aber beispielsweise die Beleuchtung des Bahnhofs oder des Weges vom Bahnhof in die Innenstadt. "Die sollte den Besucher eigentlich in die Innenstadt leiten", sagte Seidt: "Das tut sie aber nicht."

Die Freisinger Leuchte

Für die großen Straßen und Einkaufsstraßen schlagen die Lichtplaner eine eigens für Freising entworfene "Überspannungsleuchte" vor, durch welche die bestehenden Leuchtstoffröhren über der Hauptstraße ersetzt werden sollen. Ganz wegfallen würden laut Masterplan in Zukunft die bisherigen Stehleuchten an den großen Einkaufsstraßen der Stadt. Der "Rhythmus", den diese laut Seidt bisher in die Straßenbeleuchtung gebracht haben, soll in Zukunft durch eine Besonderheit der Freisinger Leuchte entstehen: In der runden Lampe finden sich fünf Lichtquellen. Vier davon streuen, die fünfte in der Mitte strahlt direkt nach unten und erzeugt dort einen Lichtflecken. Diese Lichtpunkte sollen künftig wieder eine gewisse Rhythmik schaffen, wie Seidt erklärte. Insgesamt solle die Beleuchtung "wärmer und freundlicher" werden.

Plätze und Gassen

Die kleinen und großen Plätze in der Innenstadt sollen mit Mastleuchten ausgestattet werden. Für den Marienplatz beispielsweise schweben den Planern sechs bis sieben Meter hohe Lichtstelen vor, die rund um den Platz laufen und das Licht nach innen abgeben. Die bisherigen Wandleuchten in den kleineren Gassen sollen erhalten bleiben, werden aber mit einem neuen, modernen Innenleben mit LED-Technik ausgestattet, wie Seidt erklärte. Wie auch bei den neuen Standleuchten kann das Licht hier künftig gezielt gerichtet werden. Die Eingänge zur Stadt sollen ebenfalls mit besonderen Lichtstelen gekennzeichnet werden.

Die wichtigste Frage

Was die neuen Freisinger Leuchten kosten und wie viel teurer sie als übliche Standardleuchten wären, wollten die Bürger in der Infoveranstaltung dann schon noch wissen. Weil das neue Modell individuell eingestellt werden kann, liegen die Kosten tatsächlich zwar um etwa zehn Prozent über denen eines Standardausbaus, wie Florian Zach von den Lichtplanern einräumte. Zu den Vorteilen gehöre jedoch, dass die aktuellen Mastleuchten in der Hauptstraße weitgehend abgebaut werden könnten. Damit würden die Leitungs- und Unterhaltskosten nachdrücklich gesenkt, wie es aus dem Stadtplanungsamt dazu heißt: "In Summe und in Bezug auf die Lebensdauer der Leuchten sind die Kosten derzeit somit geringer berechnet als die Verwendung von Standardleuchten. Vom Begriff ,Luxus', der in Verbindung mit der Umgestaltung immer wieder gebraucht wird, sind wir daher, wie in allen anderen Bereichen übrigens auch, weit entfernt."

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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