Eröffnung ist im Juli:Fleisch aus der Region

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Landesvorsitzende Sigi Hagl (Grüne) lobt Tagwerk-Metzgerei

Von Karlheinz Jessensky, Niederhummel

Noch wird kräftig gearbeitet am Neubau der Bio-Metzgerei in Niederhummel. Elektriker, Trockenbauer, Kühltechniker sind gefordert auf der Baustelle am Ortseingang von der Bundesstraße B 11 her kommend. Im Juni soll der Betrieb losgehen, am 5. Juli die offizielle Eröffnungsfeier sein. Die Landesvorsitzende der Bayerischen Grünen, Sigi Hagl, tourt zum Thema "nachhaltige, bäuerliche Landwirtschaft" gerade durch das Land und machte bei dem Mustervorhaben der Tagwerk Genossenschaft Halt.

Eine Bio-Metzgerei ändert nichts daran, dass hier das Vieh, das der Mensch essen will, geschlachtet werden muss. Entscheidend aber ist das Wie. In dem neuen Vorzeigebetrieb sind Stall, Schlachten, Zerlegung und Verarbeitung an einem Ort vereinigt. Die Tiere kommen, wie Reinhard Gromotka von der Tagwerk Verbraucher- und Erzeugergenossenschaft den grünen Besuchern erläuterte, ausschließlich von Tagwerk-Bauern aus der Region, haben eine kurze Anfahrt und verbringen ihre letzten Tage auf dem Tagwerk-Biohof neben der Metzgerei. Ohne lange Transporte, nicht vom Viehtransporter auf die Schlachtbank, ohne - soweit der Mensch dies nachvollziehen mag - Angst und Stress für die Tiere, in Ruhe und ohne laute Geräusche.

Das soll nicht euphemistisch klingen, und an der Tatsache des Tötens ändert es nichts. Die Bio-Anhänger sind zwar der Überzeugung, dass der Verzicht auf Fleisch vielleicht eine gute Reaktion auf den unwürdigen Umgang mit Tieren sein mag, aber dem Ziel einer ökologischen Landwirtschaft widerspricht. Denn diese will den Kreislauf der Natur mit all den darin wirkenden Kräften rund sein lassen. Über Tagwerk-Läden und -Märkte sollen die Produkte vermarktet werden. An vorerst zwei Tagen in der Woche ist Verkauf im Metzgerei-Hofladen. Erzeuger und Verbraucher in einem Boot, als Gemeinschaft des Vertrauens - für Sigi Hagl ein besonders wichtiger Aspekt. Und dazu in kleinteiligen, regionalen Strukturen. Und besonders wichtig ist die Transparenz.

Was geschieht mit den Tieren, wenn die Stalltür zugeht? Die Biometzgerei mit Stall und Betriebsräumen hat etwa 1000 Quadratmeter Fläche, "Ein echter Stall", betont Lorenz Kratzer, mit Heu und Stroh und guter Lüftung. Fünf Rinder und 20 Schweine pro Woche, das ist die Quote zu Beginn. Keine Massenschlächterei also, und die drei Metzgermeister sowie ein Geselle üben noch echten handwerklichen Beruf aus. Produziert wird das gesamte Vollsortiment einer Metzgerei, zugekaufte Ware gibt es nicht, auch keine Zusatzstoffe. Im Verkaufsladen gibt es nur verpackte Ware, per Fax oder Email kann ein Familienpaket geordert werden.

Etwa drei Millionen Euro werden die Verantwortlichen in die Bio-Metzgerei investiert haben, wenn diese im Juni den Betrieb aufnimmt. Zu drei gleichen Teilen sind Bernhard Renner, Metzgermeister und Geschäftsführer, Lorenz Kratzer, Bio-Landwirt und die Tagwerk-Verbrauchergenossenschaft beteiligt. Über 100 der 750 Mitglieder von Tagwerk haben sich finanziell beteiligt. Ungefähr 40 Prozent der Gesamtkosten können so durch Eigenmittel der Inhaber gedeckt werden. Einen nicht geringen Teil der Kosten gibt es an Förderung aus Leader-Projektmitteln.

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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