In den Flüchtlingsheimen:Hot Spots für die Integration

Lesezeit: 2 min

Wlan-Hotspots können Flüchtlingen bei der Integration helfen. (Foto: dpa)

Übersetzungsprogramme im Internet helfen Asylbewerbern bei Behördengängen und auch beim Deutschlernen. Die Unterkünfte sollen deshalb mit Wlan ausgestattet werden. Zahlen müssen die Flüchtlinge den Zugang selbst.

Von Katharina Aurich, Freising

Eine kostengünstige Verbindung ins Internet würde den Alltag von Flüchtlingen sehr erleichtern. Da sind sich die Mitglieder der Helferkreise in den verschiedenen Unterkünften einig. Das Wichtigste sei für die Menschen, Kontakt zu ihren Familien in der fernen Heimat zu halten, erklärt Christine Wimmer vom Helferkreis in Freising.

An vielen Orten der Welt gebe es Empfang über Skype, so dass die Flüchtlinge sogar ihre Verwandten sehen könnten. Neben diesem emotional wichtigen Kontakt erleichtere der Zugang zum Internet ihnen aber auch das Erlernen der deutschen Sprache, weiß Wimmer.

Zahlreiche kostenlose Lernmaterialien gebe es mittlerweile in fast allen Sprachen der Welt im Internet, Lernprogramme zum Selbststudium oder einfach Texte zum Lesen. Diese Bildungsangebote könne man nur mit einer Wlan-Verbindung nutzen. Besonders wertvoll, so Wimmer, seien die Übersetzungsprogramme.

Bisher schließen Asylbewerber häufig teure Verträge für ihre Handys ab. Die Kosten tragen sie selbst. Viele treffen sich auch im Vorraum der Sparkasse oder vor dem Freisinger Rathaus, um dort einen freien Internetzugang zu nutzen. Daher versuchen die Mitglieder des Helferkreises seit vergangenem Jahr, in Absprache mit dem Landratsamt eine Lösung zu finden.

Ende März werde der Zugang im Containerdorf an der Wippenhauser Straße freigeschaltet, hofft Wimmer. Eine Herausforderung, denn der Hot Spot müsse über hohe Kapazitäten verfügen. Über persönliche Kontakte haben die Mitglieder des Helferkreises das junge Augsburger Unternehmen "CryptoMagic" schließlich mit der Einrichtung eines Hot Spots im Containerdorf beauftragt.

Firmengründer Markus Schräder, der ursprünglich nur Software entwickelte und sich ehrenamtlich um die Verkabelung für Flüchtlingsunterkünfte kümmerte, hat jetzt auch eine Lösung für die Bündelung großer Datenmengen entwickelt, wie sie in den Unterkünften benötigt wird. Inzwischen wurde er nicht nur vom Freisinger Helferkreis sondern auch vom Landratsamt Dachau mit der Einrichtung eines Hot Spots beauftragt. Die Organisation übernehmen die Mitglieder des Helferkreises.

Mit einem Ticket kann sich der Nutzer einen Monat lang in das Netz einwählen und unbegrenzt viele Datenmengen abrufen. Jeder Nutzer müsse sich mit seinen persönlichen Daten registrieren und werde erst frei geschaltet, wenn ein Betreuer in der Einrichtung die Daten überprüft habe. Somit sei immer nachvollziehbar, welches Gerät Zugriff im Internet habe und wem es gehöre. Damit würden auch die Anforderungen der Vorratsdatenspeicherung erfüllt, beschreibt Schräder.

Er organisiert nun die nötigen Leitungskapazitäten für bis zu 500 Flüchtlinge an der Wippenhauser Straße. Täglich sollen bis zu einem Terabyte übertragen werden. Dafür gebe es zwei Möglichkeiten: Entweder, er bekomme Zugang zum leistungsstarken Glasfaserkabel, das unter der Wippenhauser Straße verläuft. Die zweite Möglichkeit wäre, mehrere DSL-Leitungen zu bündeln und auch über private Anschlüsse mit Richtfunk die Leistung zu erhöhen. Dafür hat der IT-Fachmann eine neue Software entwickelt. Der Wlan-Punkt im Containerdorf werde über einen Datentunnel mit einem Server, der Schräder gehört, verbunden.

Als monatliche Gebühr für den Internetzugang kalkuliert der Unternehmer einen einstelligen Eurobetrag. Voraussetzung für die Einrichtung des Hot Spots war die Zustimmung das Landratsamtes als Betreiberin der Flüchtlingsunterkunft. Die Kreisbehörde wie auch die Regierung von Oberbayern, die für die Unterkünfte in Zolling und Langenbach zuständig ist, haben inzwischen die Notwendigkeit eines Internetzugangs für Flüchtlinge erkannt. Die vor Ort engagierten Sozialverbände, Vereine und Privatpersonen könnten einen Internetanschluss eigenverantwortlich für Flüchtlinge einrichten und betreiben, sagt Simone Hilgers, Pressesprecherin der Regierung. Dieses Modell hätte sich bereits in Dachau, Gauting und Grassau sowie in der Aufnahmeeinrichtungsdependance Fürstenfeldbruck sowie in der Bayernkaserne bewährt.

Eva Dörpinghaus, Sprecherin des Landratsamtes, erklärt, dass man sehr genau darauf achte, im Zuge der Gleichbehandlung mit anderen Leistungsempfängern die Flüchtlinge nicht zu bevorzugen, um keinen Neid zu schüren. Die Kosten für den Internetzugang müssen die Asylbewerber komplett selbst von ihrem Taschengeld übernehmen. Auch in Langenbach und Zolling, wo bald die Flüchtlingsunterkünfte bezogen werden, beschäftigen sich die Mitglieder der Helferkreise bereits mit diesem Thema. Magdalena Scheurenbrand sagt, dass die Einrichtung eines Wlan-Zugangs in der neuen Flüchtlingsunterkunft ganz oben auf ihrer Agenda stehe.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: