Einige Unternehmen locken Kunden schon mit Dumpingpreisen:Fachkräftemangel erreicht Fahrschulen

Lesezeit: 2 min

Auch die Freisinger Fahrschulen suchen dringend Fachkräfte. Ungünstige Arbeitszeiten und ein geringer Verdienst machen die Suche schwierig. (Foto: Günther Reger)

Den hohen Anforderungen stehen unattraktive Arbeitszeiten und ein verhältnismäßig geringer Verdienst entgegen. Der Markt ist zudem stark umkämpft. Zudem gehen die Zahlen der Fahrschüler in den nächsten Jahren zurück

Von Paulina Schmidt, Freising

Fahrschulen in Freising haben Schwierigkeiten genügend Fahrlehrer zu finden. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln von März 2015 über die Fachkräfteengpässe in Unternehmen zählt der Beruf des Fahrlehrers zu diesen Berufen. Gründe dafür könnten die wenig attraktiven Arbeitszeiten und der geringe Verdienst sein. Tobias Wachtel von der Fahrschule Wachtel in Freising gehört zu den Wenigen, die sich für die Weiterbildung zum Fahrlehrer entschieden haben. Zuerst sträubte er sich gegen den Beruf des Fahrlehrers. "Dann dachte ich mir, komm, jetzt probier es mal", erinnert er sich. In der Ausbildung sei immer wieder betont worden, dass Fahrlehrermangel herrsche.

Auch Christopher Kydd, Inhaber der Fahrschule Kydd in Freising, sucht schon seit längerem neue Fahrlehrer. "Zwischendurch hatte ich schon immer mal wieder jemanden, aber die bleiben oft nicht lange", sagt er. Ähnlich geht es Axel Neumann, Inhaber der Fahrschule Neumann Freising: "Ich suche immer nach Fahrlehrern, man braucht ständig Aushilfen". Doch auch für ihn sei es schwierig jemanden zu finden. "Viele bringen die falschen Voraussetzungen mit oder haben falsche Vorstellungen was den Verdienst angeht. Zudem gefallen den Leuten die Arbeitszeiten nicht, man muss sich halt nach den Kunden richten", erläutert Neumann das Problem. Die Fahrschule Wachtel hatte Glück, sie konnte erst kürzlich zwei neue, junge Lehrer einstellen. "Wir waren bis dahin selbst vom Fahrlehrermangel betroffen, es hat schon ein bisschen gedauert bis wir neue Lehrer gefunden haben", sagt Tobias Wachtel.

Auch die Entwicklung hinsichtlich der Fahrschüler sei momentan nicht optimal. "Die Geburten gehen zurück, das ist halt der demografische Wandel. Da gibt es einfach immer weniger junge Leute", schildert Kydd die Situation. Das Problem kennt auch Neumann, "es ist bestätigt, dass es in einigen Jahren 25 bis 30 Prozent weniger Fahrschüler geben wird". Laut Neumann ist der Markt inzwischen hart umkämpft, einige Fahrschulen arbeiten schon mit Dumpingpreisen. Zur Entwicklung der Fahrschüler erzählt Wachtel, "es ist nicht mehr so wie früher, dass man mit 18 gleich einen Führerschein macht. Einige kommen auch erst mit 23 oder später".

Fahrlehrer sei eine berufliche Weiterbildung, welche in Vollzeit oder Teilzeit normalerweise fünf Monate bis ein Jahr dauere. Voraussetzungen für den Beruf seien der Hauptschulabschluss sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung, oder eine gleichwertige Vorbildung wie beispielsweise die Hochschulreife. Zu den Voraussetzungen zählt zudem der Besitz der Führerscheinklassen A, BE und CE und eine mehrjährige Fahrpraxis auf den entsprechenden Fahrzeugen. Zudem müsse das Mindestalter von 22 Jahren erreicht und die körperliche und geistige Eignung durch ein ärztliches Zeugnis nachgewiesen sein.

"Fahrlehrer sollten Wissen vermitteln können und ein gepflegtes Auftreten haben. Außerdem muss man geduldig, aufgeschlossen und freundlich sein. Wichtig ist auch, dass man gut verständlich spricht. Gerade hier in Freising hat man viele multikulturelle Klassen, da sollte man nicht zu viel Dialekt sprechen", sagt Fahrlehrer Wachtel.

Insgesamt gab es in Deutschland aber nach Jahren des Rückgangs 2014 wieder einen leichten Zugang bei den Fahrerlaubnisprüfungen. 2014 wurden laut Kraftfahrtbundesamt 1,56 Millionen theoretische und 1,50 Millionen praktische Prüfungen absolviert.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: