Neues Wohngebiet in Freising:Die alten Bierkeller sind gerettet

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In das Sudhaus der Aktienbrauerei ist 1953 die "Chemische Fabrik" eingezogen. (Foto: Lukas Barth)

Auf dem Gelände der einstigen Aktienbrauerei an der Klebelstraße soll ein neues Wohnquartier entstehen, die historischen Gewölbe und das frühere Sudhaus bleiben laut aktueller Planung erhalten

Von Peter Becker, Freising

"Die Keller sind gerettet", stellte Charlotte Reitsam (Grüne) im Planungsausschuss des Freisinger Stadtrats erfreut fest. Auf dem Gelände der einstigen Aktienbrauerei und späteren Chemischen Fabrik an der Klebelstraße kann ein neues Wohnquartier entstehen. Das ehemalige Sudhaus der Brauerei und die ausgedehnten historischen Gewölbe bleiben laut aktueller Planung erhalten. Sie sollen, obwohl in Privatbesitz, weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich bleiben, etwa in Form gelegentlicher Führungen.

Geplant ist, das Gebäude mit dem ehemaligen Sudhaus zu einem Haus mit 13 Wohneinheiten umzubauen und einen eingeschossigen Büropavillon zu errichten. Das bestehende Wohnhaus auf dem Gelände wird abgerissen und durch ein dreigeschossiges Gebäude mit Flachdachersetzt. Dort sind fünf Wohnungen geplant. Gleichzeitig soll die Stadt Freising das Verfahren zur Erstellung eines Bebauungsplans für das Areal einstellen.

Das ehemalige Brauereigelände hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Hermann Bienen, der sich mit der Geschichte der Freisinger Brauereien beschäftigt, datiert die Gewölbekeller in einem Aufsatz für den Stadtheimatpflegeverein auf die Jahre 1830 bis 1887. Gebaut hat sie der Freisinger Kochbräu. Kochbräu-Sohn Hofweber erbaute dort bis 1875 eine Brauerei, starb aber noch vor deren Fertigstellung. Sein Bruder Josef setzte den Bau fort. Nach dem Tod eines Teilhabers geriet die Hofwebersche Brauerei in finanzielle Schwierigkeiten und wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Weil das Geld für notwendige Investitionen fehlte, verkauften die Inhaber die Brauerei an Sophie Gräfin von Moy, die den Betrieb einstellen ließ. So lange die Brauerei in Betrieb war, wuchs die Anzahl der Keller. Später entstand auf dem Gelände die Chemische Fabrik.

Für das Grundstück an der Klebelstraße gab es in der Vergangenheit bereits einige Anträge auf Vorbescheid. Den vom Juli 2014 beurteilte die Stadt negativ, weil er die historischen Kellergewölbe nicht berücksichtigte. Dazu gibt es ein noch laufendes Verfahren vor dem Münchner Verwaltungsgericht. Zwischenzeitlich erarbeitete das Büro Ebe-Ausfelder ein neues städtebauliches Konzept für das Areal, das zwischenzeitlich den Besitzer wechselte. Es gehört nun offenbar der 3Bau GmbH, welche den aktuellen Bauantrag vorlegte. Einen Bebauungsplan auszuarbeiten, macht keinen Sinn mehr, weil einige Grundstückseigentümer in der Nachbarschaft keinen Bedarf sehen, sich zu verändern. Dazu gehört etwa ein KFZ-Betrieb an der Klebelstraße. Die ausgearbeiteten Pläne sollen aber den Charakter einer "informellen Zielplanung" haben.

Das einstige Brauereigewölbe bleibt im Wesentlichen bestehen. Die Planung sieht den vollständigen Erhalt der Kellergewölbe vor. Die Stellplätze sollen ausschließlich über eine Tiefgarage ausgewiesen werden, die über den einstigen Bierkellern liegt. Die Stadtverwaltung hätte gerne zumindest einen oberirdischen Besucherparkplatz ausgewiesen. Dazu sollte auf einige Fahrradparkplätze verzichtet werden. Der Antrag wurde allerdings mit 7:7 Stimmen abgelehnt. Es sei das A und O einer Planung, dass Fahrräder vernünftig abgestellt werden könnten, monierte Ulrich Vogl (ÖDP). Den Vorschlag der Verwaltung bezeichnete er als "kontraproduktive Idee".

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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