Ein Freisinger im neuen Kabinett:An der Schaltstelle der bayerischen Politik

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Bei der örtlichen CSU ist die Freude über den Aufstieg von Florian Herrmann zum Chef der Staatskanzlei groß. Daran knüpft sich aber auch die Hoffnung, dass er im Kampf gegen die dritte Startbahn helfen kann.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Der neue Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann, bei seiner Vereidigung am Mittwoch im Landtag. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Beim Neujahrsempfang der Freisinger CSU Anfang Februar hatte Florian Herrmann den damaligen Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Marcel Huber, noch als Festredner begrüßen können. Nun übernimmt er selbst dessen Posten. Am Mittwoch versicherte Florian Herrmann, dass er sich damals keinerlei Gedanken darüber gemacht hatte, dieses Amt einmal selbst auszuüben. Als Kandidat für einen Posten im Kabinett wurde er im Landkreis Freising aber immer gehandelt.

Die Nachricht vom Aufstieg des Freisinger CSU-Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten zum Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Sonderaufgaben hat am Mittwoch bei seinen Parteikollegen erwartungsgemäß für große Begeisterung gesorgt. In dieser verantwortungsvollen Position, so erhofft man sich, könne Herrmann auch die Argumente der Startbahngegner aus dem Landkreis noch besser kommunizieren.

Der neue Leiter der Staatskanzlei sagte dazu am Mittwochnachmittag selbst, "bei der dritten Startbahn ist meine Meinung klar und das wird sie auch immer bleiben, aber in meinem neuen Amt wird das Thema natürlich nicht jeden Tag im Mittelpunkt stehen". Florian Herrmann hat laut eigenen Aussagen schon am Sonntag von seiner Berufung erfahren. "Da ist natürlich eine große Herausforderung und ein Amt, das ich gerne mit großer Freude ausführen werde", versichert er.

Freisings CSU-Ortsvorsitzender Jürgen Mieskes hatte noch am Dienstagnachmittag mit Herrmanns Sekretärin telefoniert und da nichts von Herrmanns Aufstieg erfahren. "Stillschweigen heißt eben Stillschweigen", kommentierte Herrmann das am Mittwoch. Auf die Nachricht von Herrmanns Berufung zum Leiter der Staatskanzlei reagierte Jürgen Mieskes am Mittwoch "richtig euphorisch".

"Es macht mich natürlich stolz, dass der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Minister für Bundesangelegenheiten Mitglied in meinem Ortsverband ist", sagte Mieskes und versicherte, er werde darauf am Abend auch ein Glas Sekt trinken. Das langjährige Engagement und der Einsatz von Florian Herrmann würden nun belohnt. Freisings CSU-Ortsvorsitzender verknüpft mit der neuen Position Herrmanns aber auch die Hoffnung auf eine verstärkte Unterstützung für die Anliegen der Startbahngegner. "Ich erwarte mir nun schon von ihm, dass er unsere ablehnende Haltung zum Bau der dritten Startbahn durch seine neue Position bei Ministerpräsident Söder und seinen Landtagskollegen noch deutlicher kommuniziert", formulierte das Mieskes. Überdies freue er sich aber schon auf den nächsten CSU-Neujahrsempfang, "denn dann kann ich ja wieder den Leiter der Bayerischen Staatskanzlei bei uns begrüßen".

Der Freisinger Landrat Josef Hauner hat laut eigenen Aussagen "ganz sicher erwartet, dass Florian Herrmann diesmal Mitglied des Kabinetts wird". Schon wegen seiner großen Leistung in den vergangenen zehn Jahren im Landtag, als Vorsitzender verschiedener Untersuchungsausschüsse, außerdem sei Florian Herrmann ja der Sicherheitsexperte in der CSU. Aber auch sein Einsatz für den Landkreis Freising und seinen Stimmkreis rechtfertige diese Berufung, so Hauner. Sein Engagement habe sich bei Weihenstephaner Themen gezeigt, aber auch beim Bau der Realschule in Au, "da waren wir ja zusammen bei Ministerpräsident Seehofer und haben uns darum bemüht, dass das auch klappt". Florian Herrmann sei jetzt an der "Schaltstelle der bayerischen Politik" angekommen und er freue sich darüber, dass nach Philipp Held (Justizmister von 1966 bis 1974, von 1972 bis 1974 stellvertretender Ministerpräsident) und Otto Wiesheu (Wirtschaftsminister von 1993 bis 2005) jetzt wieder ein Landkreisbürger ein Ministeramt inne habe, erklärte Hauner weiter.

Aber auch der Freisinger Landrat Hauner vergaß bei all dem Lob für den neuen Leiter der Bayerischen Staatskanzlei nicht das Thema dritte Startbahn. "Ich hoffe natürlich auch, dass uns das bei unserem Kampf gegen die dritte Startbahn ein bisschen hilft, wiewohl ich weiß, wie die Einstellung von Ministerpräsident Markus Söder in dieser Sache ist", sagte er.

Wie es im CSU-Kreisverband nun weitergeht, dessen Vorsitzender Florian Herrmann ja ist, müsse man sehen. "Ich gehe davon aus, dass er weitermacht, aber wir werden uns im Kreisverband wohl zusammensetzen und in Ruhe besprechen, welche Folgen das für uns hat", so Hauner weiter. Herrmann selbst sagte, beim Kreisvorsitz ändere sich für ihn gar nichts. "Ich bin ja schließlich gerade erst mit großer Mehrheit wiedergewählt worden". Außerdem sei die kommunale Verankerung auch in seiner Position wichtig. Seinen Beruf als Rechtsanwalt wird Herrmann nicht weiter ausüben. "Mit dem heutigen Tag bin ich kein Rechtsanwalt mehr", sagte er am Mittwoch. Kabinettsmitgliedern sind Nebentätigkeiten nicht erlaubt.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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