Ehrenamtliches Engagement weiter gefragt:Es lebe der Sport

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Beim Sommerfest der SPD haben Markus Grill (von links), Peter Warlimont, Heidi Kammler, Helmut Weinzierl mit Ehrengast Rainer Koch geplaudert. (Foto: efm)

Beim SPD-Sommerempfang betont der DFB-Vizepräsident Rainer Koch die Integrationskraft des Fußballs. Damit das auch in Zukunft so bleibt, brauchen die Vereine Unterstützung und müssen sich selbst verändern

Von Johann Kirchberger, Freising

Viele hätten ihn sich zwar als DFB-Präsident gewünscht, doch dann hätte er sich wohl von so manchen anderen Aufgaben und Ämtern verabschieden müssen. Rainer Koch war am Dienstagabend Ehrengast beim SPD-Sommerempfang im Hofbrauhauskeller, und Freisings Sportreferent Helmut Weinzierl listete auf: DFB-Vizepräsident für den Amateurbereich, Präsident des süddeutschen und des bayerischen Fußballverbands, lange Jahre Beisitzer des DFB-Sportgerichts, Richter am Oberlandesgericht München, SPD-Gemeinderat in Poing, 18 Jahre lang aktiver Schiedsrichter und viele Jahre Jugendtrainer. Da versteht es sich von selbst, dass so ein Mann nicht nur stark beschäftigt ist, sondern auch gerne das hohe Lied von der Integrationskraft des Sports und speziell des Fußballs singt.

Weite Teile seines Vortrags widmete Koch folglich der Integration der Flüchtlinge, die er auch als Chance für die Vereine betrachtet. "Dem Ball ist es egal, wer gegen ihn tritt", sagte er, welche Religion, welche Hautfarbe und welche Nationalität einer hat. Deshalb sei es für die Sportvereine auch eine Selbstverständlichkeit, die Flüchtlinge gut aufzunehmen und ihnen zu helfen. Sport sei eine gesellschaftspolitische Kraft, Sport sei in der Lage, auch unterschiedlich denkende Menschen zusammenzuführen.

Koch ging aber auch auf das ehrenamtliche Engagement ein, das nach wie vor vorhanden sei, aber sich stark verändert habe. Die Angebote der Sportvereine, räumte er ein, seien vielfach nicht mehr mit der heutigen Jugendkultur vereinbar. Woche für Woche zweimal Training und einmal Spiel, das wollten viele junge Leute nicht mehr. Sie suchten stattdessen Veränderung und Abwechslung. Gerade ältere Funktionäre könnten sich damit nicht anfreunden, "aber was vor 40 Jahren funktioniert hat, das funktioniert heute in der Regel nicht mehr". Die Vereine müssten sich den neuen Anforderungen und Veränderungen stellen, sagte Koch.

Schwierig geworden sei es mittlerweile, die nötigen Aufgaben in einem Verein auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Doch das Ehrenamt sei keineswegs tot, so Koch. Noch nie hätten sich so viele Menschen sozial engagiert. Fast die Hälfte der Bevölkerung arbeite in irgendeiner Form ehrenamtlich. Abgenommen habe allerdings die Bereitschaft, sich langfristig zu binden. Kurzzeitige Aufgaben würden hingegen nach wie vor gerne übernommen, man dürfe die Leute, die Spaß daran hätten, Kindern Fußball beizubringen, nur nicht überfordern. Andererseits führe es auch nicht zum Ziel, das Leistungsangebot einzuschränken. Laut Koch muss das Ehrenamt vielmehr neu definiert werden. Es gehe darum, so viele Vereine wie möglich am Leben zu halten.

Sport ist für Koch eine zentrale Integrationsform und für die Entwicklung einer Gemeinde unabdingbar. Deshalb sei es wichtig, neue Sportstätten zu schaffen und die bestehenden nach den Erfordernissen der Zeit umzubauen. Dazu müssten die Vereine von der Kommunalpolitik unterstützt werden. Es sei nicht einzusehen, dass Städte und Gemeinden viel Geld in die offene Jugendarbeit steckten und Streetworker engagierten, was wichtig sei, gleichzeitig aber die Sportvereine vernachlässigten. "Die Bereitstellung der Infrastruktur für die Vereine", so Koch, müsse "wesentlicher Bestandteil der Kommunalpolitik bleiben". Ständig zu überlegen, wie man Leistungen kürzen könne, sei "sehr kurzfristig gedacht". Koch forderte die Sportvereine auf, Mut zu zeigen und Beiträge notfalls zu erhöhen. Auch wenn man dadurch zunächst einmal Mitglieder verliere.

Dem in der Diskussion vorgebrachten Wunsch, Profivereine für die Einsätze der Polizei bezahlen zu lassen, erteilte der DFB-Vizepräsident eine glatte Absage. Die Profiklubs zahlten ein Vielfaches mehr an Steuern, was die Polizeieinsätze kosteten. Außerdem sei zu befürchten, dass dann plötzlich wieder "Schwarze Sheriffs" zum Einsatz kämen, das wolle er nicht. Das Gewaltmonopol müsse in den Händen des Staats bleiben.

Zusammen mit dem SPD-Ortsvorsitzenden Markus Grill überreichte Koch am Ende des offiziellen Teils der Veranstaltung Helmut Weinzierl die Ehrenamtsnadel und den Ehrenbrief der SPD. Der sei wie geschaffen für diese Auszeichnung, so Grill, sollten doch damit Leute gewürdigt werden, die sich sowohl in Sportvereinen als auch in der Kommunalpolitik Verdienste erworben hätten. Weinzierl bezeichnete er zudem "als lebendes Lexikon, was den Sport in Freising betrifft".

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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