Die Luitpoldhalle rockt:Etwas hüftsteife Legenden

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Nazareth und Uriah Heep begeistern beim Uferlos-Festival ihre mitgealterten Fans ebenso wie zahlreiche junge Headbanger. Zu hören gibt es die bekannten Oldies und Stücke aus den aktuellen Alben.

Peter Becker

Dan McCafferty ist in Würde gealtert. Die Haare des 65-jährigen Sängers der schottischen Hardrockband Nazareth sind grau und über dem Hosenbund wölbt sich ein stattliches Bäuchlein. Aber das macht nichts. Viele der Fans, die am Freitagabend den Rocklegenden Nazareth und Uriah Heep in der Freisinger Mehrzweckhalle zuhörten, haben seit den 70er Jahren den gleichen Alterungsprozess durchgemacht. Auch sie haben etwas Speck angesetzt, graues Haar oder gar keines mehr - wie Bassist Peter Agnew, das zweite der beiden Gründungsmitglieder der Band.

Hauptsache, McCafferty, der sympathische Frontmann von Nazareth, hat die wilden Zeiten überlebt. Früher pflegte er, ganz Schotte, auf der Bühne schon mal eine Flasche Whiskey zu leeren. Manche Rocklegende hat derartiges in Kombination mit illegalen Substanzen das Leben gekostet. McCafferty hat es nur eine gewisse Kurzatmigkeit eingebracht. Da ist es von Vorteil, wenn seine Mitstreiter mal ein längeres Gitarrensolo einstreuen, damit er kurz hinter der Bühne verschwinden kann. Was McCafferty dort treibt, bleibt sein Geheimnis. Vielleicht hat er seine Stimmbänder geölt: Der Nazareth-Sänger hat durch seine leicht kreischende Stimme den Sound der Band schließlich entscheidend geprägt. Ein paar Mal griff er sich an die Kehle - die Stimmbänder wollen wohl auch nicht mehr so wie früher.

Die Fans begannen im Übrigen ähnlich hüftsteif wie McCafferty. Das lag möglicherweise aber auch daran, dass Nazareth zunächst neue Lieder spielten. Erst bei This flight tonight, dem ersten großen Hit der Schotten, war der Bann gebrochen. Davon profitierten anschließend Uriah Heep - die bei Musikkritikern der frühen 70er oft verschmähte Band. Er würde sich umbringen, wenn Uriah Heep jemals eine Goldenen Schallplatte bekäme, schwor ein Kritiker einst. Was er dann doch nicht tat: Die Band, verschrien als billige Kopie von Deep Purple und Led Zeppelin, heimste gleich derer fünf ein. Einzig noch vorhandenes Gründungsmitglied ist allerdings Gitarrist Mick Box.

Uriah Heep mit Sänger Bernie Shaw ließen sich nicht beirren und setzten mehr noch als zuvor Nazareth auf Stücke aus ihrem neuen Album. Into the Wild heißt es. Natürlich waren auch die Oldies Pflicht: Gipsy, Lady in Black, Take a look at yourself und Easy livin'. Am Ende bat die Band junge Frauen zum Headbangen auf die Bühne. "Six Ladies in Black", begrüßte Shaw die schwarz gewandeten Frauen auf der Bühne, die dann munter ihr Haar schüttelten. Wie auch viele Fans im Publikum - vor allem jüngere. Die Hardrock-Fans hatten jedenfalls ihren Spaß. Uriah Heep klangen nicht so abgedroschen, wie es ihnen viele Kritiker immer vorgeworfen haben. Die Band könnte im Gegenteil fast als eine Blaupause für spätere True-Metal-Bands wie Manowar gelten. Die Fans schwitzten am Ende genauso wie die Musiker auf der Bühne. Ein Zeichen für einen gelungenen Gig.

© SZ vom 14.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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