Raus aus dem Rollenbild:Männer im Dialog

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Die Gruppe "Männer im Dialog" trifft sich jeden ersten Donnerstag im Monat im Raum der Begegnung in Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

In Freising trifft sich eine internationale Gruppe, die einzig das Geschlecht verbindet. Es geht um Integration, Mietrecht und Erziehung. Geredet wird über alles außer Autos und Fußball.

Von Rebecca Seeberg, Freising

Einmal im Monat wird der Raum der Begegnung zu einem Schmelztiegel verschiedenster Kulturen. Es ist das Geschlecht, das alle Beteiligten verbindet. In entspannter Atmosphäre sitzen dann nämlich Männer aller Altersgruppen aus Ländern wie dem Iran, aus China, Ägypten, Syrien, Rumänien oder Deutschland an einem Tisch und tauschen sich über Integration, Mietrecht oder Kindererziehung aus.

Für Frauen gibt es solche Angebote vielerorts, auch in Freising. Sie werden oft gut angenommen. Männer dagegen sind oft für zu verschlossen oder zu abgebrüht für solche Gesprächskreise. Sie sehen sich als Macher, die keinen Sinn darin entdecken können, über Dinge des täglichen Lebens zu reflektieren und untereinander praktische Lebenshilfe zu leisten. Woher kommt sie also, die Neugier, sich im Raum der Begegnung zu treffen?

"Ich gebe nichts vor", sagt der Leiter der Gruppe "Männer im Gespräch", Ulrich Bomme. "Die einzigen Tabus sind Autos und Fußball." Angefangen habe das alles 2012, erzählt Bomme, der auch der Vorsitzende des Fördervereins Freisinger Raum der Begegnung ist. Der erfolgreich laufende Gesprächskreis "Frauen im Dialog" hatte damals ein Angebot für Männer vorgeschlagen, die ebenfalls an interkultureller Verständigung interessiert sind. Bomme setzte die Idee um, knüpfte zunächst mit der islamischen und der togolesischen Gemeinde erste Kontakte und brachte so eine kleine Männergruppe zusammen.

Dass Frauen und Männer sich in unterschiedlichen Gruppen treffen, habe nichts mit gesellschaftlicher Separation der Geschlechter zu tun, sagt Bomme. "Sich in einer reinen Männer- oder Frauenrunde auszutauschen erleichtert einfach viele Gesprächsthemen", sagt er. Größere Veranstaltungen, etwa einen internationalen Kochabend, organisieren sie oftmals auch zusammen.

Wesentlich ist der Mensch

"Männer im Gespräch" hat sich mittlerweile im Raum der Begegnung etabliert. Die Gruppe ist zwar klein, in der Sache aber durchaus erfolgreich. Ziel ist es, das Verständnis für die Belange anderer zu fördern, sagt Bomme: "Natürlich ist es wichtig, sich über Kultur, Politik oder soziale Standards in den Ländern auszutauschen. Wesentlich ist aber vor allem der Mensch, ganz egal, ob er aus Togo, Ghana, Kamerun oder Syrien kommt." Einige der Männer helfen sich dabei auch jenseits der Treffen gegenseitig im Alltag.

Auch Bomme hat schon bei Besuchen im Ausländeramt vermittelt oder bei der Wohnungssuche geholfen. Interessierte sind zu den Treffen der Gruppe "Männer im Dialog" jeden ersten Donnerstag im Monat von 19.30 bis 21.30 Uhr stets willkommen.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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