"Der Neue" zu Besuch in Freising:Mehr Internationalität und ein schärferes Profil

Lesezeit: 2 min

Eric Veulliet, künftiger Präsident der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, hat einige Pläne, will aber erst einmal zuhören

Von Petra Schnirch, Freising

Termin reiht sich an Termin, das Thermometer zeigt über 30 Grad. Auf dem kurzen Weg vom Löwentorgebäude zum Hofgarten bleibt Eric Veulliet alle paar Meter stehen, schüttelt Hände. Jeder möchte den neuen Präsidenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) begrüßen. Der wirkt auch am Abend noch hellwach. Nur zu trinken hätte er jetzt gern etwas. Und wie es sich bei solchen Anlässen am Weihenstephaner Berg gehört, bekommt er neben einem Wasser auch ein Bier aus der eigenen Forschungsbrauerei.

Offiziell tritt der 54-Jährige sein neues Amt Anfang Oktober an. Er ist zum Weihenstephaner Tag nach Freising gekommen, ist derzeit aber noch als Geschäftsführer des Forschungs- und Entwicklungszentrum AlpS in Innsbruck tätig, das sich mit Risiken und Strategien gegen den Klimawandel in Gebirgsräumen befasst. Am grünen Zentrum in Weihenstephan kann er an diese Arbeit anknüpfen, auch dort sind die Folgen der Klimaveränderung und der Ausbau regenerativer Energien zentrale Themen.

"Ich bin jemand, der sich extrem für die Natur einsetzt, das ist eine Frage der Verantwortung", sagt Veulliet - ohne mit erhobenem Zeigefinger Schuldige zu suchen. Wichtig ist ihm, Projekte auf den Weg zu bringen, "von denen alle etwas haben": Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Als Beispiel nennt er einen Pilotversuch für das Alpbachtal. Touristiker, Unternehmen und Forscher entwickeln für die Region gemeinsam nachhaltige, energieeffiziente Konzepte. Ziele wie Wohlstand und Wachstum stünden dem nicht entgegen, es gehe nicht um einen Kampf Umwelt gegen Wirtschaft. Antworten auf drängende Fragen in diesem Prozess zu finden, ist für ihn Aufgabe der Hochschulen. Das müssten die Professoren den Studenten vermitteln.

Bei diesem Thema werde er richtig emotional, gesteht er.

Veulliet ist Franzose, aber in Karlsruhe geboren. Dorthin kehrte der Geologe trotz vieler Umzüge immer wieder zurück, auch für seine Promotion. Nach beruflichen Stationen, unter anderem in Heidelberg und im Ruhrgebiet, zog Veulliet 2002 mit der Familie nach Innsbruck. Die drei Kinder sind nun fast alle aus dem Haus, deshalb reizt den 54-Jährigen eine neue Aufgabe. Seine Familie bleibt vorerst in Tirol.

An der HSWT will er das Profil schärfen und die Internationalisierung vorantreiben. Etwa 400 der insgesamt 6300 Studenten kommen aus dem Ausland. Das sei viel zu wenig, sagt der neue Präsident. Sein Ziel liegt bei 20 Prozent, also etwa 1300. Auch Studiengänge auf Englisch hält er für unabdingbar. Außerdem brauche die Hochschule mehr "Kooperationen mit Playern auf der ganzen Welt", um Innovationskraft zu bündeln. Doch nicht nur aus dem Ausland will er mehr junge Leute an die HSWT holen. Bisher kommen etwa zwei Drittel aus einem Umkreis von 100 Kilometer. "Das Potenzial ist viel größer", sagt Veulliet. Ein Problem, das dem im Wege steht und das er derzeit selbst zu spüren bekommt, ist die Wohnungsnot. Bei Vermietern müsse er mehr Unterlagen vorlegen als für seine Bewerbung als Präsident, sagt Veulliet und lacht. Für Studenten müsse unbedingt mehr Wohnraum geschaffen werden.

Obwohl er sich schon einiges vorgenommen hat, will er nicht gleich alles umstülpen. Im ersten Semester wolle er vor allem zuhören und Gespräche führen, intern und extern. Das sei eine der Hauptaufgaben eines Präsidenten.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: