"Einfach selber machen":Der Traum von einer Offenen Werkstatt

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Verena Schäuble hat im Januar zusammen mit sieben weiteren Engagierten einen gemeinnützigen Verein gegründet. Ziel ist, Freisingern einen Platz und die Werkzeuge zum Selbermachen zu geben.

Von Rebecca Seeberg, Freising

Selber machen boomt, auch in Freising ist der Trend angekommen. Ob nun gestrickte Socken von Oma, ein selbst gezimmerter Gartentisch oder das bunte Allerlei auf dem jährlichen Designmarkt am Lindenkeller, Marke Eigenbau macht was her.

Und im Gegensatz zu globalen Markenketten ist die Individualität garantiert. Doch ohne das passende Werkzeug, den lösenden Einfall oder eine helfende Hand kommt auch jeder noch so ausgefuchste Tüftler oft nicht weiter. Kurse und Werkzeugeinkäufe können teuer werden. Also bleibt der kaputte Drahtesel doch lieber im Keller stehen. Die Freisingerin Verena Schäuble will Abhilfe schaffen.

Seit Ende 2013 bemüht sie sich darum, eine Offene Werkstatt in der Stadt aufzuziehen. Im Januar diesen Jahres gründete sie zusammen mit sieben weiteren Engagierten den gemeinnützigen Verein "einfach selber machen". Ihre Vision ist ein Ort, an dem jeder - Anfänger oder Könner - die Möglichkeit hat, Schraubenzieher, Stoffe, Strickzeug, Hammer und Co ungeniert ausbreiten zu können, Werkzeuge auszuleihen, Projekte zu verwirklichen und sich untereinander auszutauschen.

Inspiriert wurde Verena Schäuble durch die große Fülle an ähnlichen Initiativen. Zu einer der ältesten gehört das Haus der Eigenarbeit in München, das schon seit 28 Jahren erfolgreich besteht. Die Gruppe um Verena Schäuble ist rein ehrenamtlich organisiert und trifft sich zwischen Beruf und Kindern einmal monatlich im Raum der Begegnung im Haus der Vereine. "Wir sehen den Ort als Zwischenlösung, um uns in Ruhe Organisationsaufgaben widmen zu können. Das eigentliche Ziel ist aber eine Werkstatt", erzählt sie.

Nach der Vereinsgründung und der Veröffentlichung ihrer Website seien jetzt vor allem die Bürger gefragt an dem Projekt Interesse anzumelden und mitzuhelfen. "Wenn Freising eine Offene Werkstatt will, dann wird es auch eine geben", sagt Schäuble. Bisher scheinen die Menschen zu wollen. Über 300 Likes hat die Gruppe bereits auf Facebook. In der Domstadt schlummert offenbar ein wahres Potenzial an Selbermachern. In Zukunft sollen regelmäßig Kurzworkshops zu einem bestimmtem Thema abgehalten werden.

Das erste sogenannte Nähcafé soll am 24. Mai von 14 bis 18 Uhr im Raum der Begegnung stattfinden. Hier wird Nähleichen an den Kragen gegangen und ein reger Austausch von Erfahrung, Stoffen und Ratschlägen ermöglicht. Kaffee und Kuchen sind mit inbegriffen. Für begeisterte Bastler bietet die Offene Werkstatt eine Mitgliedschaft in ihrem Verein an. Als problematisch habe sich die Suche nach passenden und erschwinglichen Räumlichkeiten ergeben, so die Initiatorin. Hier bittet die Gruppe die Freisinger um Hilfe. Denn der Traum von einer eigenen Heimat soll so bald wie möglich erfüllt werden.

Verena Schäuble malt sich die Werkstatt bereits in Gedanken aus: "Es sollte abgetrennte Werkstattbereiche für Holz-, Metall- und Textilverarbeitung geben. Maschinen und sonstige Gerätschaften werden zur Verfügung gestellt, jeder ist dabei für Instandhaltung mitverantwortlich. Die Werkstatt soll für jedermann offen stehen", schwärmt sie. Auch über eine Online-Buchungssoftware, um sich einen Arbeitsplatz reservieren zu können, denke das Team nach. Diese Ziele mögen manche als utopisch bezeichnen.

Doch Selbermachen ist zum Trend geworden, beinahe zur Versinnbildlichung von den Umwälzungen von Konsum zu Nachhaltigkeit, von Masse zu Individualismus. "Die Wiederentdeckung der alten Handwerkskünste ist nicht mehr wegzudenken", so Verena Schäuble. Mit der Offenen Werkstatt möchte sie ein Zeichen setzen. "Werte vertreten, den Idealismus leben - das treibt uns an", so erklärt sie die Motivation und das Engagement der Gruppe.

Mehr Informationen gibt es unter www.einfach-selber-machen.org oder auf der Facebook Seite "Offene Werkstatt Freising". Am Freisinger Designmarkt sowie am Zamma Festival ist das Team ebenfalls anzutreffen.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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