Das THW  verspricht:Action für junge Leute

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Das Technische Hilfswerk in Freising geht neue Wege und startet einen Aufruf bei Facebook, um Nachwuchs für die ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen. Beim Thema Neubau bewegt sich dagegen wenig

Von Christian Gschwendtner, Freising

Wem das Tretboot zu langsam und Tetris auf dem Gameboy zu langweilig ist, den will das Technische Hilfswerk (THW) in Freising zum ehrenamtlichen Katastrophenhelfer ausbilden. Ein entsprechender Aufruf wurde am Dienstagabend auf der THW-Facebook-Seite gestartet. "Raus aus dem Alltag und rein ins THW" prangt dort als Schriftzug unter actiongeladenen Bildern aus dem Helferalltag.

In ihrer Ästhetik erinnern sie ein wenig an den skandalträchtigen Werbespot des österreichischen Bundesheeres, der auf Youtube zum Klassiker mutiert ist. "Kommt zur Bundeswehr, da könnt ihr Panzer fahren" ruft der österreichische Soldatenrekruter der Jugend in dem Video zu.

"Wir sind keine Supermänner oder Hasardeure", beschwichtigt Michael Wüst, der THW-Ortsbeauftragte für Freising. Aber an den Spieltrieb wolle man schon appellieren, um die Jugend für den Dienst an der guten Sache zu gewinnen. Ganz ohne Action gehe es heutzutage nicht mehr.

Zwar wäre es verfrüht, Nachwuchsmangel bei Freisings Helfern in Blau auszurufen. Aber sonderlich hoch im Kurs steht das Ehrenamt bei den Jugendlichen derzeit nicht. Tendenz eher fallend. Acht bis zehn Freiwillige durchlaufen jedes Jahr die Grundausbildung zum Katastrophenhelfer.

Laut Wüst kann dadurch der Grundbedarf gedeckt werden. Die Einsatzfähigkeit sei gewährleistet. Es könnten aber gerne mehr sein. Neben Anwerbeversuchen von externen Helfern legen sie beim THW in Freising großen Wert auf die Jugendarbeit. Der eigene Nachwuchs stellt die Hälfte der jährlichen Rekruten. Die THW-Grundausbildung ist bundesweit einheitlich geregelt. "Sie dauert wie eine gute Schwangerschaft neun Monate", sagt Wüst.

Die Teilnehmer treffen sich im Zwei-Wochen-Rhythmus, immer dienstagabends. Man könne sich das Ganze wie eine Berufsausbildung vorstellen, erklärt Wüst. Die zukünftigen Einsatzkräfte werden in der Gesteins-, Holz- und Metallbearbeitung geschult; sie lernen den Umgang mit Karte und Kompass oder üben Verletztentransporte.

Nach bestandener Prüfung wird ihnen die sogenannte Einsatzbefähigung erteilt. Die frisch gekürten Helfer dürfen dann ihr Können in der Praxis unter Beweis stellen. "Grundsätzlich brauchen wir im lokalen Bereich eher Generalisten", sagt Wüst. Bei Großeinsätzen werden Spezialkräfte hinzugezogen. Das lässt sich auch gut in der aktuellen Flüchtlingskrise beobachten. Das Thema dominiert derzeitig den THW-Alltag in Freising.

Ursprünglich war für dieses Jahr der Baubeginn eines neuen Stützpunktes bei den Clemensängern angedacht. Das jetzige Gebäude am Sondermüllweg ist stark baufällig. An einen Umzug ist aber derzeit nicht zu denken. Das THW ist dem Bundesinnenministerium unterstellt. Angesichts der Flüchtlingszahlen hat man dort im Augenblick andere Prioritäten.

Strittige Finanzierungsfragen sind deshalb nach wie vor ungeklärt, wie der Ortsbeauftragte bestätigt. So ist unklar, wie die gestiegenen Baukosten refinanziert werden. Weil sich die Planungen für den Neubau in Freising schon über Jahre hinziehen, dürften die Kosten nun bei fünf Millionen Euro liegen. Ursprünglich waren sie auf 3,5 Millionen taxiert worden. Die THW-Neuankömmlinge müssen deshalb bis auf Weiteres mit den alten Räumlichkeiten Vorlieb nehmen. Abenteuerlustige wird das kaum abschrecken. Bis zum 12. November können sie sich noch zur Grundausbildung anmelden.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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