CSU-Personaldebatte:Zurückhaltende Töne aus Freising

Lesezeit: 2 min

Martin Hauner aus Freising ist der neue stellvertretende Landesvorsitzende der Jungen Union in Bayern. (Foto: Lukas Barth)

Der neue stellvertretende JU-Landesvorsitzende Martin Hauner will noch nicht über die Nachfolge von Horst Seehofer reden

Von Clara Lipkowski, Freising

Während sich die Junge Union (JU) auf der Landesversammlung am Wochenende mit Schildern und Sprechchören klar gegen Horst Seehofer und für Markus Söder als Ministerpräsident und Parteivorsitzenden positioniert hat, ist der Freisinger CSU-Nachwuchspolitiker Martin Hauner deutlich zurückhaltender, was die Personaldebatte angeht: "Wir hätten diese Frage gerne erst nach den Sondierungsgesprächen besprochen", sagte er am Montag der SZ Freising. Er wollte sich nicht direkt für Markus Söder aussprechen, meinte aber, die Partei benötige nach den Sondierungen eine "starke Mannschaft", denn dann gelte es wieder, "Wahlen zu gewinnen." Damit ist er auf Parteilinie.

Die meisten Parteimitglieder wollen die Personalie Seehofer derzeit möglichst nicht prominent behandeln, zuerst sollen die schwierigen Jamaika-Verhandlungen in Berlin über die Bühne gehen. Vor allem Vertreter der fränkischen CSU-Jugend sahen das offenbar anders und machten ihrer Unzufriedenheit mit Seehofer nach dem schlechten Ergebnis bei der Bundestagswahl Luft.

"Es war sicher auch der Unmut und das Unverständnis über die Absage von Herrn Seehofer", meinte Martin Hauner, das könne er schon verstehen. Seehofer war entgegen einer vorherigen Ankündigung nicht zur Versammlung der Jungen Union in Erlangen erschienen. Er hätte sich auch eine Diskussion zwischen Seehofer und CSU-Jugend gewünscht, sagte Hauner. "Dass er sich der Aussprache verweigert, ist nicht gut." Der 27-Jährige, der an der Universität Passau seine Masterarbeit im Fach Staatswissenschaften schreibt, wurde am Wochenende mit 90,3 Prozent zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der JU Bayern gewählt. Er war das erste Mal angetreten und ist der Jüngste in diesem Amt. In seiner neuen Funktion vertritt er seinen Heimat-Bezirksverband Oberbayern, der für die CSU sehr wichtig ist. Oder wie es Hauner ausdrückt: "In Oberbayern werden die Wahlen der CSU gewonnen oder verloren", das habe man schon 2008 und 2013 gesehen. Es ist gleichzeitig der Bezirksverband von Horst Seehofer. Dass die Personaldebatte nach den Sondierungen neu geführt werden müsse, sei aber klar, sagte Hauner. Er wollte sich aber nicht auf einen Favoriten festlegen und auch nicht, ob er wie bisher eine Personalunion der Ämter von Parteichef und Ministerpräsident befürworte. Eine Trennung habe schon unter Edmund Stoiber und Theo Waigel funktioniert. Die Konstellation Söder als Ministerpräsident in Bayern und Seehofer als Parteichef in Berlin sei denkbar, meinte Hauner, betonte aber, dass er mit Blick auf die Landtagswahl 2018 in Bayern auch Ilse Aigner, Manfred Weber oder Alexander Dobrindt für starke Persönlichkeiten halte.

Fragt man den CSU-Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Florian Herrmann, ob nun die Tage von Horst Seehofer gezählt seien, antwortet er: "Das kann man so nicht sagen. Der entscheidende Punkt ist: Wir müssen die inhaltliche Arbeit für eine Jamaika-Koalition jetzt zu einem vernünftigen Abschluss bringen." So sei das auch in der CSU verabredet. "Erst dann stellt sich die Frage, wie wir uns für die Landtagswahl aufstellen. Dann ist es wichtig, inhaltlich zu überlegen, wie wir die magischen 50 Prozent wieder hinter die CSU bringen." Das Personelle müsse dabei "in aller Offenheit und zügig besprochen werden, für ein "geordneten Übergang".

"Geordneter Übergang" war auch ein Stichwort der fränkischen JUler, die am Wochenende den Aufstand probten: Sie ergänzten zur sogenannten Erlanger Erklärung kurzerhand einen Passus mit einer deutlichen Rücktrittsforderung an die Adresse von Horst Seehofer. Ein Schritt, der Martin Hauner noch zu forsch war.

Während er für die Zeit nach den Sondierungen auch andere CSUler in Spiel bringt, wird MdL Florian Herrmann deutlicher, was die Person Söder betrifft: "Wir müssen schauen, wer am stärksten ist. Ich denke, Markus Söder ist sicherlich einer der stärksten."

Unterdessen nahm der Freisinger CSU-Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer als "der Mann in Berlin" am Montag an einer Sitzung nach der anderen teil. Es ging - natürlich - um nur ein Thema: Wie bekommen die beteiligten Parteien Jamaika hin?

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: