Bürgerversammlung in Freising:Die Wut nach der Flut

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Das Jahrhunderthochwasser beschäftigt die Betroffenen aus den Bereichen Garten- und Fabrikstraße noch immer. OB Tobias Eschenbacher erklärt bei der Bürgerversammlung, wie die Stadt die Moosachanwohner künftig besser vor den Futen schützen will.

Von Regina Bluhme

Das Hochwasser vom Juni schlägt noch immer hohe Wellen. Die Ursachen der Überflutungen, die diesmal vor allem von der Moosach ausgingen, wurden bei der zentralen Bürgerversammlung in der Kreisstadt am Donnerstagabend heiß diskutiert. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher kündigte ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept an. Moosach und Schleiferbach sowie sämtliche Schleusen werden gerade überprüft, ein Infotelefon ist in Vorbereitung.

Mit so vielen Besuchern hatte die Verwaltung offensichtlich nicht gerechnet, schnell mussten zusätzliche Stühle in den Großen Rathaussaal geschafft werden. Vor gut 150 Zuhörern referierte Tobias Eschenbacher zunächst über Einwohnerzahlen, die Projekte Eishalle und Hallenbad und die Finanzen der Stadt. Als er zum Thema Juni-Hochwasser kam, wurde der Grund für den Besucherandrang deutlich: Hier saßen mehrheitlich vom Hochwasser geschädigte Anlieger. Sie nutzten die Gelegenheit, um ihrer Wut Luft zu machen.

Viele waren sich einig, dass die ihrer Meinung viel zu spät geöffnete Schleuse am Parkcafé die Hauptursache für die heftigen Überschwemmungen im Bereich Garten- und Fabrikstraße war. Lange wurde darüber am Donnerstagabend debattiert. Bis heute ist übrigens nicht bekannt, wer letztendlich die Schleuse am Parkcafé - wohl etwas rabiat - geöffnet hat.

"Es ist nicht alles reibungslos gelaufen", räumte der Oberbürgermeister ein. Doch alle seien von dem "Jahrhunderthochwasser" an Moosach und Schleiferbach überrascht worden. Auch Anton Frankl, der langjährige Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Freising, erklärte, er habe die Situation am Thalhauser Graben noch nie zuvor so erlebt. "Zum Teil hatten wir keine Chance." Seine Leute hätten ihr Bestes gegeben, Tag und Nacht "und dennoch mussten wir einige Häuser aufgeben", berichtete Frankl. Einig waren sich OB und Frankl, dass künftig bei Hochwasserwarnung nicht nur die Isar, sondern auch die Moosach verstärkt beobachtet werden muss.

Ein Zuhörer sprach vom "Pflegefall" Schleiferbach und Moosach. Die Bachläufe würden einfach nicht mehr gesäubert. Oberbürgermeister Eschenbacher verwies darauf, dass die Verwaltung zusammen mit Wasserwirtschaftsamt und Stadtwerken "alle neuralgischen Punkte" an den beiden Bächen begutachtet habe. "Es werden derzeit alle Gitter überprüft", berichtete er. Wobei sich in den Bächen neben viel Treibgut auch einiges befinde, das dort nichts zu suchen habe: Grasschnitt, Äste, sogar Teppiche und gelbe Säcke. "Auch wurden zum Teil seitliche Verbauungen festgestellt", so Eschenbacher.

Außerdem werde überprüft, "ob der Querschnitt der Rohre überhaupt noch ausreicht", so Eschenbacher, eventuell müssten die alten durch größere ersetzt werden. Und: Alle zwölf Schleusen im Stadtgebiet werden untersucht und gegebenenfalls in Stand gesetzt, betonte der OB.

Notwendig sei jetzt ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept, fügte Eschenbacher an. "Die Planungen laufen", mit den Bürgermeistern aus Kranzberg und Kirchdorf hat Eschenbacher bereits Gespräche geführt. Erste Maßnahmen wurden laut OB bereits am Sünzhausener Hang durchgeführt. Überhaupt soll verstärkt nach Überflutungsflächen gesucht werden, gerade im Oberlauf der Moosach sollen Rückstaubecken geschaffen werden. Aber auch mobile Schutzsysteme würden in die Überlegungen einbezogen, so Eschenbacher.

Für den Fall des Falles will die Stadt auch ein Infotelefon einrichten, das bei Schadensfällen aller Art besetzt sein wird, kündigte Eschenbacher an. Noch prüft die Stadt den technischen Ablauf. Auch geeignetes Personal muss noch gefunden werden. Bis Weihnachten, so hofft der Oberbürgermeister, wird der Notfall-Anschluss in trockenen Tüchern sein.

© SZ vom 09.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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