Otello darf nicht platzen:Was zum Lachen

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Das Stück "Otello darf nicht platzen" scheint nicht ganz zu den Freisinger Laienspielern zu passen. (Foto: Lukas Barth)

Die Freisinger Laienspieler beleben durch komödiantische Auftritte ein Stück, das bisweilen langatmig wirkt

Von Johann Kirchberger, Freising

Er sei total begeistert, die Aufführung sei fantastisch gewesen, schwärmte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Darf man nach einer solchen Lobpreisung über die Boulevard-Komödie "Otello darf nicht platzen", die am Freitagabend in Freising Premiere hatte, überhaupt noch etwas Kritisches schreiben? Noch dazu, wenn dieses Stück seit fast 30 Jahren in 25 Ländern aufgeführt und gefeiert wird? Ein bisschen vielleicht. Nicht was die Schauspieler der Laienbühne betrifft, die gaben ihr Bestes, zeigten im nur halb besetzten Asamsaal, dass sie sogar Hochdeutsch können und ein wenig Italienisch, dass sie Kuss- und Bettszenen beherrschen und auch im knappen Kostüm eine gute Figur abgeben.

Das Stück selbst dagegen, das der amerikanische Dramatiker Ken Ludwig aufgeschrieben und Margot Riegler ausgesucht und inszeniert hat, entspricht trotz aller Verwechslungen und Verwirrungen vielleicht nicht dem, was man von der Laienbühne gemeinhin erwartet. Ein etwas zäher Beginn, teilweise recht langatmige Dialoge und ein grenzwertiges Tür-auf-Tür-zu-Spiel. Zum Glück waren immer wieder Gags und Slapsticks eingestreut, die nicht nur amüsant und humorvoll daherkamen, sondern so komödiantisch gut gespielt wurden, dass man sich das Lachen nicht verkneifen konnte. Etwa als der große Tito Merelli (Franz Spitzenberger) dem Nachwuchs-Tenor Max (Wolfgang Schnetz) Gesangs- und Bewegungsunterricht erteilt, oder als Direktionsassistent Max erstmals im Otello-Kostüm erscheint.

Köstlich die Szenen, in denen sich die beiden Titos einerseits ihren Verehrerinnen Maggie (Verena Schuhbauer), Diana (Angela Flohr) und Julia (Elisabeth Reisch) erwehren und sich gleichzeitig als "schlaue Wiener" (Schlawiner) fühlen und sich darin gefallen, offenbar unwiderstehliche Casanovas zu sein. Schade nur, dass das mit viel italienischem Akzent dargebotene Hochdeutsch des großen Opernsängers Merelli manchmal nur recht schwer zu verstehen war, was Franz Spitzenberger aber mit Gestik und Mimik auszugleichen wusste. Etwas leichter tat man sich da mit den temperamentvollen und stimmigen Auftritten seiner ebenfalls italienisch-deutsch radebrechenden Frau Maria (Gabi Anderl). Opernhausdirektor Sanders (Andreas Schwarz) hingegen blieb gegenüber Tito I und II etwas blass, der Page (Stephan Leitmeier) wirkte in seinem Rollenspiel bisweilen überzogen. Dass Bühnenbild (Bernd Flassak und Team), Maske und Kostüme mehr als in Ordnung waren, versteht sich bei der Laienbühne fast von selbst. Nicht ganz so gelungen waren vielleicht die musikalischen Einspielungen.

Bleibt noch über einen völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Dialog nachzudenken. "Was hat Ihnen am besten gefallen?" wird Maggie gefragt. "Der Schluss", antwortet sie. Es wäre jetzt böse und unangebracht, diese auf die Opernaufführung gemünzte Aussage auf die gezeigte Komödie zu übertragen. Trotzdem war es eine Erleichterung, angesichts der schlechten Luft im überhitzten Asamsaal nach über drei Stunden ins Freie entlassen zu werden. Die beiden Otellos freilich dürften unter ihren Kostümen und Perücken noch mehr als das Publikum geschwitzt haben. Könnte leicht sein, dass sie bei den zwölf Aufführungen bis Dezember einiger Kilo verlustig gehen.

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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