Bilanz:Plauderstunde in der Zelle

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Polizei freut sich über friedliches Volksfest und klärt per Zufall einige Straftaten auf. Wirt beklagt rückläufigen Bierkonsum

Von peter becker, Freising

Für die Freisinger Polizei hat sich das Volksfest in jedem Fall gelohnt. Zum einen, weil es ein friedliches Fest war, während dem die Sicherheitskräfte nur selten eingreifen mussten. Zum anderen, weil sich ein Insasse einer Zelle in der Dienststelle als äußerst gesprächig erwies. Eigentlich wegen eines Verstoßes gegen sein Zutrittsverbot festgenommen, gestand er im Laufe seines Gewahrsams freimütig mehrere Straftaten. "Das verbessert unsere Aufklärungsquote", sagte Ernst Neuner, Leiter der Freisinger Polizeiinspektion, während der Bilanz zum Freisinger Volksfest. Etwas betrüblicher fiel dagegen das Fazit zum Bierumsatz aus. 961,27 Hektoliter seien ausgeschenkt worden, sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbecher. 1033 waren es vergangenes Jahr gewesen.

Klar, dass der Rückgang nicht an der mangelnden Qualität gelegen hat. Festwirt Ludwig Tauscher und die Vertreter der beiden Freisinger Brauereien machten das wechselhafte Wetter dafür verantwortlich. Der Biergarten blieb während des ersten Wochenendes weitgehend verwaist. Das wirkte sich beträchtlich auf den Umsatz aus. Wobei Tauscher feststellte, dass sich die Leute heutzutage gerne von den Wetterprognosen ins Bockshorn jagen lassen. Tagelang prophezeiten die Wetterdienste, dass es an diesem oder jenem Tag regnen werde, kritisierte Tauscher. "Da denken sich die Leute, dass sie da gar nicht erst aufs Volksfest gehen brauchen."

"Ein sehr schönes Fest", resümierte Eschenbacher. Und Volksfestreferent Hubert Hierl freute sich darüber, dass der Auszug zum Volksfestplatz wegen des vorhergesagten Regens nicht abgesagt worden war. "Ein würdiger Auftakt", schwärmte er.

Zufrieden sind die Planer des in diesem Jahr erneuerten Sicherheitskonzepts. "Ich bin sehr, sehr zufrieden", stellte Neuner fest. Er hatte sich den Dienst auf dem Volksfestplatz schwieriger vorgestellt, weil die Bereitschaftspolizei keine Kräfte abgestellt hatte. Die Freisinger bekamen deshalb Unterstützung von umliegenden Dienststellen. "Wir waren zehn Tage im Dauerdienst", sagte Neuner. Doch seine Leute hätten hohe Einsatzbereitschaft gezeigt.

Ein Volksfest ohne Zwischenfälle wird es wohl nie geben. Doch Neuner stellte fest, dass die Zahl der Körperverletzungen in den vergangenen Jahren von elf über neun auf zwei in diesem Jahr zurückgegangen seien. Bei gefährlichen Körperverletzungen ist Fehlanzeige. Zwei Sachbeschädigungen gab es. Die Zahl der erfassten Diebstähle sank von elf auf vier. Unverändert hoch ist der Anteil derjenigen, die sich mit geringen Mengen Rauschgift auf dem Volksfest erwischen lassen. 13 Personen waren es diesmal. "Ich weiß nicht, warum die nicht gescheiter werden und ihr Zeug zu Hause lassen?", fragt sich Neuner. Auffällig ist, dass sich die Zahl der vermissten Gegenstände auf 38 verdoppelt hat.

"Die Alkoholleichen hielten sich in Grenzen", resümierte Albert Söhl, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes. Sieben "Hilflose" wurden allerdings dem Notdienst, Angehörigen oder Freunden übergeben. Darunter waren drei Jugendliche, die sich ins Bierzelt geschmuggelt hatten und von einer Bedienung Bier bekamen. Diese bekommt nun Ärger wegen eines Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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