Bierpreis gibt den Ausschlag:Festwirte ausgetauscht

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Der Freisinger Gerhard Widmann übernimmt in Deggendorf, dafür kommt der Deggendorfer Ludwig Tauscher 2012 nach Freising.

Johann Kirchberger

Einen neuen Festwirt wird das Volksfest bekommen, allerdings noch nicht heuer, sondern erst im Jahr 2012. Im kommenden Herbst wird noch einmal Gerhard Widmann den Freisingern die Volksfestmaß kredenzen, ein Freisinger, der seit vielen Jahren fast regelmäßig als Festwirt fungiert. Im Jahr darauf, so haben es die Stadträte beschlossen, wird diese Aufgabe Ludwig Tauscher aus Deggendorf übernehmen.

Ausschlaggebend für diese Entscheidung sei das wirtschaftlichste Angebot gewesen, sagt OB Dieter Thalhammer: "Der Bierpreis war um 20 Cent günstiger als bei den Mitbewerbern." Auch von der Zeltausstattung und von der Speisekarte her sei Tauschers Angebot "sehr ansprechend" gewesen. Außerdem habe man mal Abwechslung haben wollen. Wenn einer über Jahre Festwirt ist, werde vieles Routine und "die Neigung, etwas Neues auszuprobieren" lasse nach. Außerdem gehe er davon aus, sagte der OB, dass Tauscher, der in Deggendorf das Wirtshaus "Zum Ochsenwirt" betreibe, in Freising eine Ochsenbraterei einrichten, was die Attraktivität des Volksfestes sicher steigere. Warum der Stadtrat heuer entgegen sonstiger Gewohnheiten das Festzelt gleich für zwei Jahre vergeben hat, kann Thalhammer auch erklären: Man habe die Entscheidung aus dem OB-Wahlkampf heraushalten wollen, "denn nichts wird in Freising so ausgiebig diskutiert wie Kindergartengebühren und die Volksfestvergabe".

Pikant ist die Vergabe an Tauscher freilich allemal. Wird doch nun als Folge des "Deggendorfer Bierkriegs" der Freisinger Gerhard Widmann Festwirt in Deggendorf sein, während der Deggendorfer Ludwig Tauscher diese Aufgabe in Freising übernimmt. Wie berichtet, ist es in Deggendorf zu einem Streit gekommen, der auch überregional Schlagzeilen machte. Die Stadt hatte ein drittes Bierzelt zugelassen und als Bierlieferanten die Münchner Brauerei Augustiner bestimmt. Sehr zum Ärger der beiden ortsansässigen Brauereien Arco und Irlbacher. In der Folge wurde viel schmutzige Wäsche gewaschen, Arco warf der Oberbürgermeisterin und einigen Stadträten vor, sich zwar gerne für private Feste mit Freibier versorgen zu lassen, ihr dann aber eine andere Brauerei vor die Nase zu setzen. Wegen des Vorwurfs der Bestechung und Bestechlichkeit ermittelt nun die Staatsanwaltschaft und die Stadträte haben beschlossen, künftig alle Feste zu meiden, bei denen Biere von Arco und Irlbacher zum Ausschank kommen.

Im Zuge dieser Auseinandersetzungen haben die beiden Festwirte Ludwig Tauscher und Klaus Richter, der das Weißbierzelt bewirten sollte, ihre Bewerbung sowohl für das am 29. April beginnende Frühlingsfest als auch für das Volksfest zurückgezogen. Aus "wirtschaftlichen Gründen", wie sie erklärten. Die beiden Festwirtsfamilien wollten nämlich nicht akzeptieren, dass die Stadt "einem dritten Festwirt Tür und Tor geöffnet hat". Als Ersatz für Tauscher ist mittlerweile ausgerechnet Gerhard Widmann eingesprungen, der in Deggendorf Bier aus der Brauerei Aldersbach ausschenken wird. In Freising habe der "Bierkrieg" mit der Festzeltvergabe nichts zu tun, sagt dazu OB Thalhammer. Bei der Entscheidung habe man davon noch nichts gewusst.

© SZ vom 08.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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