Anzeige erstattet:Schwere Vorwürfe

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Ein Freisinger Vater beschuldigt das Kinderheim St. Klara und das Jugendamt wegen angeblicher Verletzung der Fürsorgepflicht und wendet sich an die Kripo. Im Kinderheim selber weist man die Anschuldigungen zurück.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Das Freisinger Jugendamt und das Kinderheim St. Klara sehen sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Bei der Kriminalpolizei in Erding ist Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung und Verletzung der Fürsorgepflicht erstattet worden. Bestätigt wurde das von Hildegard Bäumler-Hösl, Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Landshut. Ein Zehnjähriger soll von einem etwas älteren und körperlich überlegenen Jungen sexuell bedrängt worden sein.

Der Freisinger Robert K., dessen zwei Kinder in St. Klara betreut werden, hatte die Anzeige über seinen Anwalt Jürgen Krüger erstattet. Der Mann ist schwer krank, er leidet an Amyotropher Lateralsklerose und hat vermutlich nur noch wenige Jahre zu leben. Das Freisinger Jugendamt hatte vor einigen Monaten entschieden, dem Vater das Sorgerecht für die Kinder in Teilen zu entziehen, weil sie durch die familiäre Situation zu sehr belastet seien. Bei der Mutter können die Kinder nicht leben. Nach Angaben von Rechtsanwalt Jürgen Krüger ist die Frau Alkoholikerin. Robert K. will diese Entscheidung jedoch nicht hinnehmen, seine Kinder fühlten sich in St. Klara nicht wohl, sagt er - und hat Klage eingereicht. Derzeit liegt die Sache beim Oberlandesgericht. Das Bayerische Fernsehen hat am Montagabend über den Fall berichtet.

Seine Kinder sieht Robert K. nach wie vor, allerdings nur besuchweise. Bei einem dieser Besuche während der Weihnachtstage, so Rechtsanwalt Jürgen Krüger, habe der Sohn seinem Vater erzählt, dass er von einem etwas älteren und körperlich deutlich überlegenen Jungen, mit dem er ein Zimmer teilt, massiv bedrängt worden sei und dass er das nicht wolle. "Mein Mandant hat dann sofort das Kinderheim und das Jugendamt informiert und gefordert seinem Sohn ein anderes Zimmer zu geben, so Krüger. Die Heimleitung habe jedoch nur erklärt, das Problem sei "intern thematisiert worden".

Dem Sohn seines Mandanten habe man dann gesagt, so Krüger, er könne nicht in ein anderes Zimmer, es sei kein Platz frei. Er müsse dann in ein ganz anderes Heim und werde von seiner Schwester getrennt. "Das wollte der Junge natürlich nicht". Daraufhin sei es zu einem weiteren Übergriff von Seiten des Älteren gekommen. Dieser ältere Junge sei auch schon mehrfach in dieser Form aufgefallen. "Dem Kinderheim war das wohl auch bekannt", sagt Jürgen Krüger. Auf schriftliche Nachfragen, was denn nun von Seiten des Jugendamtes und im Kinderheim unternommen werde, damit das nicht wieder vorkomme, habe er keine Antwort erhalten, so Krüger, "Wir haben das wiederholt angemahnt, da war immer nur Stillschweigen", darum sei schließlich Anzeige erstattet worden. Mittlerweile, so weiß Krüger, sei der ältere Junge, in eine andere Einrichtung gebracht worden.

Nachfragen beim Freisinger Landratsamt und beim Kinderheim gestalten sich schwierig, obwohl die Vorwürfe von Robert K. offen via Facebook kommuniziert werden. Er spricht von sexuellem Missbrauch und erhebt den Vorwurf, das Kinderheim, Sozialpädagogen und das Jugendamt versuchten, das zu vertuschen. Auch der Freisinger Landrat Josef Hauner bleibe tatenlos, kritisiert er. Landratsamtssprecherin Anita Fußeder beruft sich auf den Datenschutz, darum könne man sich nicht äußern. Landrat Josef Hauner sehe überdies keine Veranlassung, sich dafür zu rechtfertigen, dass die Kinder aus der Familie K. rausgenommen und im Kinderheim St. Klara untergebracht worden seien. Dazu gebe es schließlich einen Beschluss des Amtsgerichts. Als unfair werde es empfunden, wenn Robert K. seine Vorwürfe auf Facebook äußere, wenn das Landratsamt aus Datenschutzgründen keine Möglichkeit habe, dazu Stellung zu nehmen.

Auch im Kinderheim selbst wollte man sich nicht im Detail äußern. Heimleiter Frank Eichler konnte nur so viel sagen: "Es gibt eine Anzeige in ein, zwei Punkten und wir arbeiten hier mit der Kriminalpolizei transparent zusammen. Ich kann aus meiner Warte sagen, wir haben uns nichts vorzuwerfen." Das Ganze sei eine schwierige Situation, für alle Beteiligten belastend und für das Kinderheim St. Klara rufschädigend. Vorwürfe von Robert K., die Kinder von St. Klara müssten bei Minustemperaturen in dünner Sommerkleidung draußen spielen, wies Eichler weit von sich. "Sie können sicher sein, dass unsere Kinder immer warm angezogen sind."

© SZ vom 17.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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