Am Deggendorfer Landgericht:Riemensperger bricht sein Schweigen

Lesezeit: 2 min

Der Freisinger Gastronom beteuert vor Gericht seine Unschuld und entlastet auch seinen angeblichen Mittäter

Peter Becker

Freising/Deggendorf - Im Prozess gegen den Freisinger Gastronomen Max Riemensperger und seinen mutmaßlichen Mittäter Michael F. (Name geändert) ist es am Montag zu einer überraschenden Wendung gekommen. Nach stundenlangen Zeugenvernehmungen kündigte Riemenspergers Anwalt Sewarion Kirkitadse gegen 16 Uhr an, sein Mandant, der bis dahin eisern geschwiegen hatte, werde sich nun doch zur Sache äußern.

Riemensperger, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, er habe Michael F. damit beauftragt, seine Diskothek MGM im Plattlinger Luna Park in Brand zu setzen, beteuerte in dieser ersten öffentlichen Stellungnahme seine Unschuld. Er glaube auch nicht, dass Michael F. etwas mit dem Brand in der Diskothek zu tun habe. F. habe genauso wie er "Herzblut" in das Projekt gesteckt. Darum habe er Michael F. auch vertraut und ihm eine Festanstellung als Schankkellner in Aussicht gestellt. Auf Nachfrage von Richter Heinrich Brusch, warum er all das nicht schon vorher ausgesagt habe, sagte Riemensperger, sein Anwalt habe ihm dazu geraten.

Zuvor standen Riemenspergers Eigentumsverhältnisse auf dem Prüfstand. Sachverständige erklärten, dass der Gastronom und Ex-Narrhallapräsident zwar hohe Verbindlichkeiten habe, diese aber immer pünktlich bedient habe. Ein Motiv für die Brandstiftung lässt sich aus den hohen Schulden Riemenspergers wohl nicht herleiten. Vor allem die Indizien gegen den mutmaßlichen Mittäter Michael F. hatten sich indes zuvor erhärtet. Ein Zeuge jedenfalls glaubt F. auf dem Überwachungsvideo vom Brandtag, bei dem ein Mann von hinten zu sehen ist, wieder zu erkennen. Mobilfunkexperten konnten für den Tattag zudem im Plattlinger Gewerbegebiet eine Handyverbindung ausmachen, die Michael F. zugeordnet werden konnte. Der Zeuge sagte auch aus, die Person, die auf dem Video zu sehen ist, trage eine Mütze mit der Aufschrift Jack Daniels wie sie in der Diskothek überall herumgelegen sei. Außerdem besitze Michael F. einen blauen Bundeswehrpullover, ebenso wie die Person auf dem Video.

Ein weiterer Zeuge wiederum, der beim Umbau der Diskothek mitgearbeitet hatte, erklärte, es gebe einen Angestellten, der sich von Riemensperger ungerecht behandelt gefühlt habe. Der habe einmal gesagt, er lasse sich das vom Max nicht weiter gefallen und "das wird der Max noch bereuen", da werde ihm schon was einfallen. Das sei ein Angestellter gewesen, der sich als unzuverlässig herausgestellt habe, so Riemensperger. Darum habe er ihm eine zuvor zugesagte Tätigkeit nicht übertragen können.

In den Zeugenvernehmungen ging es auch um das Betriebsklima in der Diskothek vor dem Brand. Alle seien nach der Renovierung begeistert gewesen, so verschiedene Zeugen. Es seien so viele Gäste gekommen wie noch nie. Auch Riemensperger sei guter Stimmung gewesen und habe angekündigt, weiter zu investieren. Riemensperger selbst macht sich währenddessen eifrig Notizen und nickte einmal zustimmend, als sein Geschäftspartner, ein stiller Teilhaber aussagte, an dem Tag, an dem das MGM abgebrannt sei, sei in ihm "etwas gestorben". Der Prozess wird am Donnerstag, 28. Juli, um 8.30 Uhr fortgesetzt.

© SZ vom 26.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: