Allershausen:Unmut über hohe Nachforderungen

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Weil sich die Bauarbeiten für die neue Ortsmitte verzögert haben, steigen die Kosten

Von Petra Schnirch, Allershausen

Landschaftsarchitekt Dietmar Narr hat im Gemeinderat noch einmal davon geschwärmt, was in der Ortsmitte gerade entsteht. Die Neugestaltung der Glonn und der Uferbereiche werde eine "tolle Sache", das sei ein hervorragendes Projekt. Und, ja, er fahre nach wie vor gerne nach Allershausen. Dass er dies so ausdrücklich betonte, liegt an einer Reihe von Hiobsbotschaften der vergangenen Wochen. Die Bauarbeiter waren auf kontaminiertes Material gestoßen, vermutlich befand sich an dieser Stelle einmal eine in Vergessenheit geratene geteerte Fläche. Immerhin müssen voraussichtlich nur 4200 bis 4500 Tonnen, nicht wie anfangs befürchtet 6000 Tonnen auf einer Deponie entsorgt werden. Die zusätzlichen Kosten dafür werden sich auf etwa 350 000 Euro belaufen, im schlimmsten Fall wären es etwa 100 000 Euro mehr gewesen.

Das aber ist noch nicht alles. Da sich der Beginn der Bauarbeiten immer weiter hinauszögerte, musste sich der Gemeinderat nun mit weiteren Nachtragsangeboten befassen - wegen der Sanierung der Straßenentwässerung konnte die beauftragte Firma nicht wie geplant loslegen. Deswegen macht sie nun zusätzliche Kosten geltend. Überwiegend zu Recht, wie Narr erklärte. Wegen der Höhe einzelner Posten aber werde man nachverhandeln.

Für zusätzlich notwendige Vermessungsarbeiten stellt die Firma 2227 Euro in Rechnung, für Stillstandszeiten "aufgrund von Behinderungen" 91 700 Euro. Nach Einschätzung des Bauamts sind die unter diesem Punkt angemeldeten Stunden aber zu hoch. Popp wird deshalb weitere Gespräche führen. Andere Forderungen werden noch geprüft, so werden etwa 61 000 Euro für das Vorhalten der Baustelleneinrichtung aufgrund der längeren Bauzeit in Rechnung gestellt. Unverständnis löste zunächst ein Posten von 27 800 Euro für einen Blitzschutz an der Stützmauer an der Münchner Straße aus.

Leonhard Held (CSU), ohnehin ein Gegner der neuen Ortsmitte, monierte, dass er bisher kein Projekt kenne, bei dem zwölf Nachtragsangebote nachgeschoben worden seien. Er unterstellte, dass bei der Vorbereitung nicht gründlich genug gearbeitet worden sei. Narr sprach dagegen von einer "Verkettung unglücklicher Umstände". Die Firma habe zwei Monate lang nicht so bauen können wie vorgesehen, ergänzte sein Kollege Stefan Dreibholz. Mit der Belastung des Bodens habe man ebenso wenig rechnen können wie mit den Verzögerungen durch den Kanalbau. Damit hätte eigentlich schon im Frühjahr begonnen werden sollen. Weiteres Problem sind die Bauarbeiten auf der A 9, die auf 2016 verschoben worden waren. Wegen der befürchteten Staus lehnte die Polizei eine Ampelregelung in der Münchner Straße ab - durch Allershausen führt eine der Umleitungsstrecken. Im Baustellenbereich dort musste daher eine Fahrspur über den Gehweg geführt werden. Der notwendige Abstand zu den geplanten Abgrabungen sei dadurch zu gering gewesen, erklärte Bürgermeister Rupert Popp (PFW) - und die Firma habe nicht gleich loslegen können.

Der Blitzschutz wiederum wurde laut Dreibholz durch eine Änderung der Planung notwendig, weil der Arbeitskreis des Gemeinderats eine Mauer mit Metall-Handlauf wünschte. Für den Blitzableiter brauche man mehrere hundert Meter Edelstahldraht und 150 bis 200 Verbindungen. Trotz dieser Nachträge durch den Stillstand lägen die Kosten für die Neugestaltung des Glonnufers unterhalb des Kostenrahmens, betonte Narr. Die Firma Hagn habe wegen einer Auftragslücke mit 700 000 Euro ein günstiges Angebot abgegeben. Die ursprüngliche Berechnung lag bei 950 000 Euro. Hinzu kommt nun aber die Entsorgung des kontaminierten Materials. An die Adresse derer gerichtet, die sich mit der Riesen-Baustelle nicht anfreunden können, sagte Narr: Schon im Herbst werde alles ganz anders aussehen, wenn die Landschaftsbauarbeiten beginnen.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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