Abseitsdebatte:Mehr Mut zur Entscheidung

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Die Stadträte müssen klären, ob die Kommune bereit ist, gemeinsam mit dem Verein ein Subkulturzentrum zu erschaffen oder nicht

Von Kerstin Vogel

Von einer der schwersten Entscheidungen seiner Laufbahn hat Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher gesprochen - und auch die Kollegen im Finanzausschuss mochten sich am Montag in ihrer großen Mehrheit einmal mehr nicht festlegen. Zu groß sind einerseits bei vielen Stadträten die persönlichen Sympathien für die im Abseits-Verein engagierten Bürger, zu charmant ist für viele sicher auch die Idee eines weiteren Kulturzentrums für die Stadt, zumal wenn hier wirklich die Subkultur in ihre alte Heimat zurück finden sollte.

Groß und vor allem schwer abzuschätzen sind andererseits die Risiken des vom Verein angestrebten Konstrukts: Natürlich muss die Stadt erst einmal viel Geld in den Kauf der heruntergekommenen Immobilie investieren, sicher braucht es ein Entgegenkommen beim Erbpachtzins. Natürlich gibt es keine Garantie, dass das Finanzierungskonzept des Vereins am Ende trägt - und ja, vielleicht muss auch noch eine Bürgschaft der Stadt her, verbunden mit dem Risiko, bei einem Scheitern des Projekts auf den Verbindlichkeiten sitzen zu bleiben.

Solcherart hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, das ambitionierte Projekt zu unterstützen und andererseits das Vermögen der Stadt keinesfalls zu riskieren, bekommt das Wort "Abseitsfalle" für manchen möglicherweise gerade eine völlig neue Bedeutung. Doch das Dilemma, in dem ein großer Teil des Freisinger Stadtrats offenbar steckt, reduziert sich letztlich auf die Frage, ob die Stadt Freising bereit ist, gemeinsam mit dem Verein ein Subkulturzentrum "Abseits" zu erschaffen oder nicht. Dass dafür alle Fakten auf den Tisch kommen und nicht mit Zahlen operiert wird, die in die eine oder andere Richtung getrimmt wurden, sollte ebenso selbstverständlich sein, wie dass man miteinander spricht. Zu klären ist bei diesen Gesprächen nun, wie hoch das finanzielle Risiko für die Stadt tatsächlich ist - und dann, ob die Stadträte bereit sind, dieses Risiko für eine gute Idee einzugehen? So schwer es fallen mag, es muss eine politische Entscheidung gefällt werden.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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