11,04 Prozent der Wählerstimmen :FDP feiert Wiederauferstehung

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Am Ende der Auszählung steht am Sonntagabend fest, dass die FDP auch im Landkreis Freising wieder auferstanden ist. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Parteivertreter im Landkreis schreiben den Erfolg Parteichef Lindner zu. Jetzt richtet sich der Focus auf die Landtagswahl 2018.

Von Peter Becker, Freising

Die FDP feiert Wiederauferstehung. Und das nicht nur bundesweit, sondern auch im Landkreis Freising. "Ich bin froh, dass wir das tolle Ergebnis erreicht haben, nachdem wir vor vier Jahren mit Pauken und Trompeten durchgefallen sind", kommentiert Stadträtin Anna Maria Sahlmüller, seit vielen Jahren das Gesicht der Liberalen in Stadt und Landkreis, das Abschneiden ihrer Partei. Für den Direktkandidaten Thomas Neudert liefen die vier FDP-losen Jahre im Bundestag "außerhalb der Reihe". Im Wahlkampf hat er gespürt, dass die Leute die Liberalen im politischen Tagesgeschäft vermisst haben. "Ich freu mich über das gute Ergebnis", pflichtet Martin Alberti, Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes, seinen Parteikollegen bei.

Gute Arbeit sei geleistet worden, resümieren Sahlmüller und Alberti. Die FDP war im Wahlkampf mit vielen Infoständen unterwegs. Neudert sei quasi "von Haus zu Haus gezogen", lobt Alberti den Einsatz des Direktkandidaten, der im Landkreis ein unbeschriebenes Blatt ist. Das schlägt sich in dessen Erststimmenergebnis nieder, das bei sieben Prozent liegt. Die FDP steht in ihrem Landkreisergebnis jetzt um vier Prozent besser als 2013 da. Den Einsatz der fleißigen FDP-Wahlhelfer soll das nicht schmälern, aber der eigentliche Stimmenbringer für die Liberalen ist ihr Spitzenkandidat Christian Lindner. "Auf ihn war alles fokussiert", sagt auch Alberti. Er sei medial präsent gewesen und habe sich keine "Schnitzer" geleistet. "Er ist ein Glücksfall für uns", lobt auch Sahlmüller. Neudert sieht das ebenso. Doch die FDP habe sich neu ausgerichtet, fügt er hinzu. Sie wolle näher am Menschen sein und setze auf Bildung und Digitalisierung. Das komme bei jungen Menschen gut an.

Neudert glaubt, dass die Bundestagsabstinenz der FDP nicht geschadet hat. Alte Fehler hätten die Leute verziehen, meint er. Dagegen hatten die Wähler das Gefühl, dass in der Großen Koalition in drängenden Fragen wie die Innere Sicherheit oder überfälligen Reformen nichts vorwärts gehe. "Da wird nichts ausgesprochen, weil jeder auf den anderen Rücksicht nehmen muss", sagt Sahlmüller. Dass die AfD nun in den Bundestag eingezogen ist, das sei das Ergebnis der Großen Koalition.

Gegen eine Jamaika-Regierung, bestehend aus CDU/CSU, FDP und Grünen, hätte Sahlmüller nichts einzuwenden. "Das ist eine Option", meint sie. Die Kommunalpolitikerin kann durchaus Berührungspunkte mit den Grünen entdecken. Und in der Vergangenheit seien ihrer Ansicht nach Regierungen, an denen die FDP beteiligt war, bislang immer recht stabil gewesen. "Das ist keine leichte Aufgabe", setzt ihr Neudert entgegen. Man müsse schauen, was bei den Verhandlungen herauskomme. Seien die Zumutungen zu groß, müsse die FDP der Regierung fernbleiben, meint Neudert. Für ihn steht fest, dass sowohl die FDP als auch die Grünen die Stimmung bei ihren Mitgliedern durch entsprechende Befragungen ausloten werden.

"Die Verhandlungen in aller Ruhe angehen", dazu rät Kreisvorsitzender Martin Alberti. So ganz scheint er sich mit der Jamaika-Lösung nicht anfreunden zu können. "Die Grünen sind eine Verbotspartei", begründet er sein Unbehagen. Das passt seiner Meinung nach mit einer liberaler Gesinnung nicht zusammen. Große Unterschiede sieht er beispielsweise in der Energie-, Steuer- und Bildungspolitik. Insofern findet er es schade, dass die SPD eine Regierungsbeteiligung kategorisch ausschließe.

Die FDP richtet den Blick bereits ins kommende Jahr. Im Oktober laufen erste Gespräche darüber, wer für den Landtag kandidiert. Die Aufstellungsversammlung soll noch in diesem Jahr sein.

© SZ vom 26.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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