Frauenkirche:Zurück ins Mittelalter

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Moderne Sanierungsversuche haben wohl mehr geschadet als genutzt. Jetzt soll der Dom mit historischen Baumethoden instand gesetzt werden.

Monika Maier-Albang

Der Schreck ist den Bauexperten schon vor acht Jahren in die Glieder gefahren, doch er sitzt noch immer tief: 2001 lagen eines Morgens Putzbrocken vor dem Dom. Kein gutes Zeichen, das wissen die Fachleute. Also wurden Netze gespannt, damit niemand, der unter der Liebfrauenkirche steht, verletzt wird. Fachleute fanden heraus, dass das Mauerwerk durch und durch feucht ist - je höher die Türme hinaufragen, umso schlimmer ist es. Inzwischen steht fest: Hier hilft nur eine grundlegende Sanierung.

Je höher der Turm, desto feuchter die Ziegel: Die Frauenkirche muss aufwendig renoviert werden, 20 Jahre wird die Sanierung des Mauerwerks wohl mindestens dauern. (Foto: Foto: Haas)

Der Münchner Dom wird deshalb auf Jahre hin eingerüstet sein. Zwar nie die ganze Fassade, aber immer Teile davon. Der Nordturm ist bereits seit Jahresbeginn hinter einem Baugerüst verschwunden, der Südturm soll 2013 folgen. Ab 2016 könnte nach vorläufigem Plan das Kirchenschiff in Angriff genommen werden. 20 Jahre wird die Sanierung der Ziegelfassade wohl mindestens dauern. "Wir wollen keine Hau-Ruck-Aktion", sagt Kurt Bachmann, Leiter des staatlichen Bauamtes in München. Stattdessen sollen Schritt für Schritt defekte Ziegel ersetzt, die Verwitterung gestoppt und das Mauerwerk trockengelegt werden.

Qualitätsarbeit aus dem Mittelalter

Problematisch sind offenbar nicht nur Ziegel und Mörtel aus der Nachkriegszeit. Man habe den "Verdacht", sagt Domdekan Lorenz Wolf, dass auch die letzte, zwischen 1990 und 1996 erfolgte Sanierung der Domfassade mehr geschadet als genutzt hat. Damals wurden undichte Fugen so verschlossen, dass Regenwasser, das in die Türme sickert, aus dem Mauerwerk nicht wieder entweichen kann. Nun will man versuchen, an die Qualitätsarbeit aus dem Mittelalter anzuschließen: Ein möglichst einfacher, auf Kalk basierender Mörtel soll verwendet werden und auch die Ziegel werden nach historischem Vorbild gebrannt.

Sanierungsbedürftig sind auch die Fenster. Sie waren im Krieg zum Teil ausgebaut worden, beim Wiedereinsetzen wurden sie mit Stahlbetonpfeilern verankert. Eine Konstruktion, die sich als zu starr erwiesen hat; die Fenster sitzen nicht mehr sicher im Mauerwerk, vorsorglich wurden Stützen eingebaut. Nun soll auch hier auf die "bewährte historische Konstruktion" zurückgegriffen werden: Pfeiler aus Ziegelstein. Die - noch unabsehbaren, aber sicher immensen - Kosten trägt die Kirchenstiftung des Doms. Pro Jahr sind vorläufig eine halbe Million Euro veranschlagt. Auf Werbung an den Domtürmen will das Ordinariat trotzdem verzichten. Stattdessen wird überlegt, ob man an den Gerüsten etwa eine Lichtinstallation anbringen kann.

© SZ vom 02.04.2009/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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