Förderung I:Es zählt nicht nur Geld

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Christian Schmied zahlt ein Stipendium für Ines Voggenreiter - sie haben die gleichen Ideale

Von Martina Scherf, München

"Das Stipendium war für mich damals die Rettung", sagt Christian Schmied, "ohne dieses Geld hätte ich sicher drei Semester länger gebraucht." Und kaum hatte er das erste richtige Gehalt auf dem Konto, entschied er: "Ich werde selbst einen Studenten oder eine Studentin unterstützen". Das ist in Schmieds Fall umso ungewöhnlicher. Denn der Ingenieur promoviert auf einer halben Assistentenstelle. Die 150 Euro, die er für "seine" Stipendiatin abzweigt, sind fast zehn Prozent seines Nettogehalts. Der 41-jährige Familienvater stand damals mitten im Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der TUM und hatte große Karrierepläne, als ihn ein schwerer Verkehrsunfall aus dem Leben riss. Zehn Jahre kämpfte er sich zurück, bis er endlich sein Studium wieder aufnehmen konnte. Nebenher arbeiten, das ging nicht. "Ich stand mit dem Rücken zur Wand." Der Gedanke, etwas weiterzugeben, motiviert ihn, ein Stipendium zu bezahlen. Am Deutschlandstipendium gefällt ihm, dass es unterschiedliche Menschen zusammenbringt: solche, die noch ganz am Anfang einer hoffnungsvollen Karriere stehen, und solche, die es schon in Führungspositionen geschafft haben. "So etwas sollte es auch in anderen Bereichen der Gesellschaft geben", findet Schmied.

"Stimmt", sagt Ines Voggenreiter, seine Stipendiatin. Die angehende Bauingenieurin ist im Masterstudium. Als sie die Zusage für ihr Stipendium erhalten hatte, suchte sie online nach "Christian Schmied", dem Namen, der auf ihrem Förderbescheid stand. Sie stieß auf den Doktoranden im Bereich Produktentwicklung der TUM und dachte: "Der kann's nicht sein." Ein Doktorand verdient doch viel zu wenig. Dann stellte sich heraus: Der ist es doch! Inzwischen kennen sich die beiden gut. Bei den Netzwerk-Treffen begegnen sich Stipendiaten, Förderer und Führungskräfte aus der Wirtschaft. Für Voggenreiter zählt das mindestens so viel wie die finanzielle Unterstützung. Wobei die natürlich auch wichtig ist. "Meine Eltern haben beide nicht studiert", sagt die 26-Jährige, "ich kann ihnen jetzt zeigen: Schaut her, meine Leistung wird anerkannt." Sie hat sich in der Fachschaft engagiert und war Hilfswissenschaftlerin an ihrem Lehrstuhl. Mit anderen Stipendiaten hilft sie immer wieder in sozialen Einrichtungen, streicht Wände bei der Lebenshilfe oder organisiert eine Blutspende-Aktion. "Es ist schön, etwas weitergeben zu können", sagt auch sie.

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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