Finanzierung:EU soll die Rote Karte ziehen

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Münchner fordern Stopp öffentlicher Zuschüsse für neue Fußball-Arena

Alexander Hagelüken

Fußballerisch gibt Deutschland in Europa längst nicht mehr den Ton an. Schmerzlich unvergessen ist das frühe Aus bei der Europameisterschaft 2000. Selbst ohne neun Stammspieler fegte Portugal die Deutschen mit 3:0 vom Platz.

Unangefochten verteidigte die Bundesrepublik den Titel in diesem Jahr nur in einer anderen Disziplin. Kein anderes EU-Land verwöhnte heimische Unternehmen mit so hohen staatlichen Beihilfen - insgesamt 25 Milliarden Euro. Macht 1000 Euro Kosten für jeden Steuerzahler. Deutschland, Europameister der Subventionen.

Münchens Bürger treibt nun die Verbindung von Staatsknete und Fußball um. Sie sollen das neue Stadionprojekt bezuschussen, das die beiden lokalen Clubs derzeit in Fröttmaning errichten. Die Aktiengesellschaft FC Bayern (Jahresumsatz knapp 180 Millionen Euro) und der Konkurrent TSV 1860 finanzieren nur die Arena selbst.

Aus- und Neubau von Straßen, U-Bahn und Parkplätzen bezahlen die Stadt und das Land Bayern. Geschätzte Kosten: mindestens 200 Millionen Euro.

Einigen Münchnern ist das zu teuer. Nachdem sie beim Bürgerentscheid vor zwei Jahren klar unterlagen, versuchen sie das Projekt jetzt durch einen Umweg über Brüssel zu stoppen. Die staatliche Finanzspritze verstoße gegen EU- Recht, klagen sie in einer Beschwerde an Wettbewerbskommissar Mario Monti. Denn die Allgemeinheit zahle für das Stadion, ohne davon zu profitieren.

Die neue Arena nutzten nur der FC Bayern und 1860, und die steckten auch den Gewinn ein, so die Beschwerde. "Es kann nicht sein, dass die beiden Vereine nur einen Bruchteil der Kosten übernehmen und der Hauptanteil zu Lasten der Steuerzahler geht", kritisiert der Münchner Anwalt, der für seine Klienten bei der EU-Kommission vorstellig geworden ist. Er hält das Ganze für eine unzulässige Subvention von Wirtschaftsunternehmen.

In Brüssel stoßen die Stadiongegner auf Skepsis. Kommissar Monti hat sich bereits mehrmals mit Beschwerden gegen Fußball-Arenen befasst und bisher alle abgelehnt. So erlaubte Monti im vergangenen Jahr, dass der Umbau des Niedersachsen-Stadions in Hannover mit 21,5 Millionen Euro gefördert wurde. Auch Beschwerden aus Holland waren in Brüssel chancenlos. "Entscheidend ist für uns, dass die vom Staat bezahlte Infrastruktur allgemein zugänglich ist", sagt Montis Sprecher Tilman Lüder.

"Es muss also zumindest die Möglichkeit geben, dass da nicht nur der FC Bayern spielt, sondern auch mal ein Jugendclub. Oder dass da Konzerte oder Parteitage stattfinden können." Wesentlich ist nicht, wie oft tatsächlich Virtuosen unterschiedlicher Disziplinen in Fröttmaning auftreten, sondern dass es nicht ausgeschlossen ist.

Genau an diesem Punkt wittern die Stadiongegner ihre Chance. Wie sich aus den Planungsunterlagen ergebe, "wird das neue Stadion unstreitig ausschließlich für Fußballspiele verwendbar sein", heißt es in ihrer Beschwerde. In München wäre es nicht gern gesehen, wenn Fröttmaning dem Olympiastadion auch noch die Konzerte entziehe.

Damit liege der Fall anders als in Hannover, argumentiert Anwalt Kai Michael Schwab. Montis Sprecher möchte sich auch noch nicht festlegen, wie Brüssel diesen Fall entscheidet. Die Beschwerde, die erst am 9. April per Fax vom Anwalt kam, wird zunächst geprüft. In Brüssel hat schließlich alles seine Ordnung.

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