Feuerwehr München:Schneller, größer, besser

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Neue Standorte, neue Räume, neues Konzept : Münchens Feuerwehr wird generalsaniert. Eine Schlüsselstellung für die neue Einsatz-Strategie hat Ramersdorf.

Alfred Dürr

Bessere Sicherheit für immer mehr Bürger - um das zu gewährleisten, renoviert die Feuerwehr das ganze System ihrer Wachen. Die zentralen Veränderungen: Ramersdorf wird zum Katastrophenschutz-Zentrum ausgebaut, und die mitten im Wohngebiet gelegene Schwabinger Feuerwache in der Nordendstraße verschwindet. Sie zieht um in die Heßstraße.

Die Ramersdorfer Feuerwache soll zweites Katastrophenschutz-Zentrum werden. Der Stadtrat hat entsprechende Pläne bereits gebilligt. (Foto: Foto: Rumpf)

Die Entwicklung zeichnet sich schon seit einigen Jahren ab, und die Feuerwehr beginnt jetzt, ihr neues Sicherheitskonzept umzusetzen. In der Stadt sind viele große Wohnquartiere entstanden, wie zum Beispiel entlang der Bahnstrecke Laim-Pasing, oder vor allem im Münchner Norden, etwa auf ehemaligen Kasernen-Arealen. Die Zahl der zugezogenen Bürger ist stetig gestiegen. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahrzehnten nicht verändern. Dem muss die Feuerwehr Rechnung tragen.

In zehn Minuten am Einsatzort

Allein im vergangenen Jahr gab es 61.000 Einsätze. Die Feuerwehr reagiert auf die neuen Anforderungen. Nach den Vorschriften muss sie innerhalb von zehn Minuten jeden Einsatzort erreichen. Besonders im Norden und Nordwesten mit den neuen Gewerbe- und Wohngebieten schaffen dies die Lösch- und Rettungstrupps mit der Lage der dort zuständigen Wache 7 nicht mehr.

Kommt nun, wie derzeit diskutiert, die Flughafen-Express-S-Bahn, könnte es passieren, dass die Feuerwehr vor verschlossener Schranke warten muss, während es jenseits der Bahngleise brennt. "Wir prüfen, wo wir eine neue Wache bauen können oder ob wir gar noch eine zusätzliche brauchen", sagt Münchens oberster Feuerwehrmann, der Leitende Branddirektor Wolfgang Schäuble.

Doch es gibt noch mehr Gründe für das neue Wachen-Konzept. So entspricht die Computertechnik der Leitstelle in der Feuerwache 3 an der Heimeranstraße nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Nun ist geplant, eine neue Leitstelle im noch zu bauenden Katastrophenschutz-Zentrum an der Heßstraße 120 zu errichten.

Möglicherweise zieht die Feuerwache 3 auf ein Grundstück an der Allacher Straße/Ecke Wintrichring. Dort könnte dann auch die Feuerwehrschule, die derzeit an der Feuerwache 2 angesiedelt ist, heimisch werden.

Nachbarn fühlen sich gestört

Auf dem Gelände an der Heßstraße soll auch die bisherige Schwabinger Wache 4 in der Nordendstraße untergebracht werden. Denn diese Einrichtung liegt jetzt noch mitten im Wohngebiet. Die Nachbarn werden vom Lärm der ausrückenden Fahrzeuge gestört, die Feuerwehr hat oft Probleme mit der Verkehrsbelastung auf der Straße.

Das Gelände für die Feuerwehr ist sehr klein, damit können dort keine Übungen stattfinden. Nach den aktuellen Planungen will man 2013 umziehen. Was aus dem Gebäude in der Nordendstraße wird und ob dort etwa Wohnungen entstehen, ist unklar.

Konkret sind jetzt die Planungen für ein zweites Katastrophenschutz-Zentrum, das in der 1952 erbauten Ramersdorfer Feuerwache 5 an der Anzinger Straße entsteht. Die entsprechenden Baukonzepte hat der Stadtrat gerade gebilligt. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in Amerika sei man besonders sensibilisiert, sagt Schäuble: "Auch München kann Ziel einer terroristischen Aktion werden. Man darf sich nicht in Sicherheit wiegen."

Schlüsselstellung für Ramersdorf

Aufgrund der günstigen Lage bekommt Ramersdorf eine Art Schlüsselstellung in der neuen Wachenplanung. Eine Sanierung der 1952 errichteten Anlage wäre unwirtschaftlich, also wird auf dem bestehenden Grundstück neu gebaut. Der Katastrophenschutz kommt mit seinem zweiten Zentrum neben der Heßstraße in ein Erweiterungsgebäude auf dem derzeitigen Sportplatz.

Von Ramersdorf aus ist man gleich in der Innenstadt. Umgekehrt ist es für die vielen freiwilligen Helfer wichtig, dass sie ihre Einsatzzentrale schnell erreichen. Die bisherigen Sondereinheiten der Berufsfeuerwehr (unter anderem Atem- und Strahlenschutz, Taucherwesen, zentrale Apotheke , medizinische Geräte, Desinfektionsräume, Druckkammer) bleiben weiterhin in Ramersdorf.

Von hier aus wird zudem der gesamte Bauunterhalt für die zehn Wachen der Berufsfeuerwehr und die 21 Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr gesteuert. Außerdem sind hier die Büros für die Verwaltung von Zivil- und Katastrophenschutz untergebracht. Die neue Feuerwache Ramersdorf soll voraussichtlich Mitte 2014 fertig sein.

Für die Wachen in Pasing (Bassermannstraße) und Perlach (Heidestraße), die schon mehr als 30 Jahre alt sind, stehen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an. Was mit der Übungshalle an der Aidenbachstraße passiert, die 1967 gebaut wurde und die viele Schäden aufweist, ist noch nicht entschieden. Die Wachen 8 und 10 sind noch relativ neu und wurden deswegen nicht in das aktuelle Ertüchtigungsprogramm aufgenommen.

Umbau dauert bis 2020

Um die 250 Millionen Euro wird das neue Wachenkonzept kosten. Alle Projekte sollen bis 2020 abgeschlossen sein. Selbst die Zentrale der Münchner Feuerwehr mit ihrem aus dem Jahr 1904 stammenden Prachtbau in der Innenstadt braucht eine Generalüberholung. So sind zum Beispiel umfangreiche Brandschutz-Maßnahmen vorgesehen.

Außerdem soll die teilweise denkmalgeschützte Fassade unter energetischen Gesichtspunkten saniert werden. "Im Haus wird ständig etwas gebaut", sagt Schäuble, "jetzt machen wir einfach weiter".

© SZ vom 06.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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