Feierstunde:Aloha 'Oe für die Gasteig-Baronin

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Zum Abschied hat man die Gasteig-Chefin Brigitte von Welser (hier mit Roger Diederen, Direktor der Kunsthalle) häufig lächeln gesehen, am Ende war sie aber doch noch fast zu Tränen gerührt. (Foto: Robert Haas)

Brigitte von Welser, die Geschäftsführerin des Kulturzentrums, wird zu ihrem Abschied gefeiert. Als Geschenk bekommt sie auch einen Hawaiianisch-Sprachkurs bei der Volkshochschule - jetzt, wo sie Zeit hat für solche Sachen

Von Franz Kotteder

Wie schallt's von den Höhen des Gasteigs? Sehr richtig: "Ha'aheo ka ua i na pali! Ke nihi a'eka i ka nahele!" Das sind die ersten Zeilen eines sehnsüchtig Abschiedslieds auf Hawaiianisch. "Aloha 'Oe" heißt es und wurde schon in leicht verständlicheren Sprachen eingesungen von Bing Crosby und Johnny Cash, ja sogar von Freddy Quinn und Heino. An diesem Mittwoch aber singt es eine Festgemeinde im zweiten Stock des Gasteig-Kulturzentrums. Dort, wo die Volkshochschule zu Hause ist. Dozent Mark Olival-Bartley, einer von den wenigen Tausend Menschen, die noch Hawaiianisch sprechen können, hat die rund 100 Gäste in Aussprache und Inhalt des Liedes eingewiesen und sie nun zum Singen gebracht.

Aber eigentlich ist das Ganze ja ein Geschenk für die scheidende Gasteig-Geschäftsführerin Brigitte von Welser: ein Hawaiianisch-Sprachkurs bei der Volkshochschule. Jetzt, wo sie dann Zeit hat für solche Sachen. Und warum nicht Hawaiianisch?, fragt Susanne May, Programmdirektorin der Volkshochschule. Schließlich biete sie Kurse in 57 Sprachen an. Jedenfalls werde sie sich freuen, Welser wiederzusehen, man habe sich immer bestens verstanden. May: "Du hast dich nicht so wichtig genommen. Und uns gelegentlich dabei geholfen, uns nicht so wichtig zu nehmen!"

Begonnen hatte die ganze Tour d'horizon durch das von den Münchnern hassgeliebte Kulturzentrum in der Blackbox. Dort hatte Bürgermeister Josef Schmid (CSU) die scheidende Geschäftsführerin gewürdigt. Als er 2002 frisch in den Stadtrat kam, habe er sich noch gewundert, als er in einem offiziellen Papier von der "Gasteig-Geschäftsführerin von Welser" las und sich dann gefragt, ob es wirklich sein könne, dass die Frau des Oberbürgermeisters, Edith von Welser, tatsächlich auch Gasteig-Chefin sei? Kurz darauf habe er dann aber festgestellt, dass Brigitte von Welser mit der Oberbürgermeistergattin weder identisch noch verwandt oder verschwägert ist. Und auch keinen Wert lege auf den Adelstitel, "weil der eh nur angeheiratet ist", wie sie selbst gerne sage (im Laufe des Abends wird sie dann auch noch zur "Gasteig-Baronin" ernannt). Schmid lässt einzelne Lebensstationen Revue passieren, vom Gesangsstudium am Richard-Strauss-Konservatorium - "dabei habe ich sie noch nie singen hören" - zur ersten Stelle als Leiterin der Musikbibliothek mit 23 Jahren über 19 Jahre im Kulturreferat bis hin zur Geschäftsführerin der Gasteig-GmbH seit 1999. Ganz zu schweigen vom vielfältigen Engagement in zahlreichen Ehrenämtern.

Das erklärt dann wohl auch die Unterschiedlichkeit der geladenen Gäste: Amtsvorgänger Eckard Heintz ist ebenso da wie Nachfolger Max Wagner, beide wagen gar noch ein Tänzchen mit ihr zu den Klängen der Musikhochschul-Jazzband. Ex-Intendant Dieter Dorn schaut vorbei, Stadtsparkassenvorstandschef Ralf Fleischer, die frühere Marstall-Chefin Elisabeth Schweeger und die Ex-Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl, Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD), der Galerist Walter Storms sowie ehemalige und jetzige Stadträte.

Martin Maria Krüger von der Musikhochschule erweist sich dabei als höchst begabter Moderator über fast drei Stunden hinweg. Er kann auch gewöhnungsbedürftige Stücke charmant verkaufen, wie das von Hans Werner Henze für Solo-Bratsche, das in der Musik vermutlich das ist, was das Hawaiianische unter den Sprachen sein dürfte. Das Streichquartett der Münchner Philharmoniker mit dem Kopfsatz aus Mozarts Dissonanzenquartett kommt jedenfalls besser an. Am besten jedoch ganz am Schluss das Lied: "Für Dich soll's rote Rosen regnen" von der Belegschaft für die fast zu Tränen gerührte, scheidende Chefin.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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